Nachtkrieger: Ewige Begierde
Jungfrau?«
»Natürlich war ich noch Jungfrau.« Sie errötete vor Scham und zog ihre Röcke herunter, um ihre Blöße zu bedecken. »Warum sollte ich keine sein?«
»Ich dachte nur …« Ach, verflucht noch mal! Was hatte er da getan? Er hätte sich zusammenreißen müssen. Sie hätte ihm eine Ohrfeige geben sollen, ihn aufhalten müssen, davonlaufen müssen, anstatt ihre Beine um ihn zu schlingen und ihn so weit zu sich herunterzuziehen, bis er in ihr versank. »Ich meine … auch wenn er nur ein junger Bursche ist, aber ich dachte, Robin wäre längst mit dir im Bett gewesen.«
»Robin?« Sie rückte entsetzt zur Seite. »Ihr glaubt, ich hätte mit Robin …? Mit meinem eigenen Bruder?«
Steinarr, der die Hand nach ihr ausgestreckt hatte, erstarrte. »Bruder?«
»Cousin, wollte ich sagen, mein Cousin«, erklärte Marian, und ihre Wangen glühten noch mehr. Sie stand auf. »Ihr werdet doch nicht etwa glauben, ich würde mit meinem Cousin ins Bett gehen!«
Er schüttelte seine Bestürzung ab, zog sich die Hose hoch und schnürte sie zu, während er sich erhob. »Du sagtest ›Bruder‹.«
»Ihr dachtet, ich würde mit meinem
Cousin
schlafen«, sagte sie vorwurfsvoll und wich abermals vor ihm zurück.
»Es war doch klar, dass er nicht dein Cousin ist. Diese Lüge hatte ich von Anfang an durchschaut. Ich dachte, du wärst mit deinem Liebhaber durchgebrannt. Und …«
»Robin ist
nicht
mein Liebhaber.« Sie zog sich an die Wand zurück und bewegte sich zur Seite, aber sie war bereits fast in der Ecke und viel zu langsam, und Steinarr war es ein Leichtes, sie einzufangen, indem er sich links und rechts von ihr mit den Armen abstützte.
»Was ist er dann? Dieses Mal will ich die Wahrheit hören.«
Er konnte deutlich erkennen, dass sie erneut nach einer glaubwürdigen Lüge suchte. »Er ist …«
Steinarr packte sie an den Schultern und schüttelte sie, wobei er seine Finger so fest in ihr Fleisch grub, dass sie zusammenzuckte. »Die Wahrheit, Marian! Wer ist er?«
»Der uneheliche Sohn meines Vaters und einer Bäuerin aus Kent«, gab sie unwirsch zurück. »Mein Halbbruder.«
Der Mistkerl war der Bastard ihres
Vaters?
Nein. Ganz bestimmt nicht. »Und er ist nicht dein Liebhaber.«
»Natürlich nicht! Wie konntet Ihr überhaupt …« Sie begann zu würgen und hielt sich den Bauch.
Hastig ging Steinarr einen Schritt zurück und sah sich um. Er fand den Sack mit Hafer und zog ihn näher an das Feuer heran. »Komm her. Setz dich.«
Sie wankte auf das behelfsmäßige Polster zu und setzte sich darauf. Einen Moment lang sah Steinarr auf sie hinab, dann holte er den Aleschlauch und hielt ihn ihr hin. »Trink.«
»Ich kann nicht.« Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper.
Aber er konnte. Während sie dort saß und versuchte, ihre Gedanken zusammenzuhalten, drehte er den Stöpsel aus dem Schlauch und nahm einen kräftigen Schluck, um seine Verwirrung hinunterzuspülen.
»Ihr habt allen Ernstes gedacht, er wäre mein Liebhaber?«, fragte sie leise, als er den Schlauch absetzte.
Er nickte zögernd. »Ja, das dachte ich. Denn dass er nicht dein Cousin war, schien mir klar. Und du gehst sehr … liebevoll mit ihm um.«
»Aber doch nur als Schwester einem Bruder gegenüber.« Abermals begann sie zu zittern. »Selbst wenn er nur mein Cousin wäre … Wie konntet Ihr annehmen, dass er etwas so Abscheuliches tun würde?«
»Das sagte ich doch, ich habe gemerkt, dass ihr beide gelogen habt, als ihr sagtet, er wäre dein Cousin. Was alles andere betrifft …« Bilder wirbelten in Steinarrs Kopf umher: Marian, wie sie an Robin gelehnt auf der kleinen Stute saß und ihm etwas zuflüsterte, das ihn zum Lachen brachte. Marian, wie sie sich über Robin beugte, als er auf seinem Krankenlager lag, und ihm einen Kuss auf die Stirn gab. Ein Lächeln hier, eine sanfte Geste dort. All die Kleinigkeiten, die perfekt zu dem passten, was Guy ihm erzählt hatte. Nein, eigentlich war es umgekehrt. Was Guy ihm erzählt hatte, passte perfekt zu den Schlussfolgerungen, die er selbst längst gezogen hatte, närrisch wie er war. Er schlug sich mit der Faust an die Stirn. »Ich habe von Anfang an alles zwischen euch falsch interpretiert.«
»Das müsst Ihr wohl. Ich habe nie gesagt …«
»Du hast nie etwas Derartiges gesagt, aber deine Lügen sprachen für sich.« Er hockte sich vor sie. »Und du hast gelogen, oder nicht,
Maud?
«
Sie verzog das Gesicht und wandte sich ab, versucht, seinem Blick auszuweichen.
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