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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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sie waren ja hier nicht zu Hause.
    Am ersten Tag, als ihre Lady krank im Bett lag, schlenderte sie durch das Dorf, am nächsten zur Mühle und zur Gerberei, doch am dritten Tag, als das Dreschen begann und gelbbraune Wolken aus Spreu und Staub sich über alles legten, blieb sie innerhalb der Burgmauern, wo die Luft ein wenig frischer war. Sie rechnete nicht damit, viel Neues zu entdecken, denn in all den Jahren, in denen sie mit Eleanor von einem Ort zum nächsten gezogen war, hatte sie festgestellt, dass eine Burg wie die andere war und dass auf jeder weitgehend das Gleiche passierte. Doch mit insgesamt nahezu fünf Morgen, waren Alnwicks Burghöfe größer als alle, die sie gesehen hatte. Vielleicht gab es ja doch etwas Neues zu entdecken.
    Lucy sah sich die Ställe an und ging anschließend zur Schmiede, wo sie zusah, wie die Männer Eisen für ein Fenstergitter bogen. Dann fand sie den Weg zum Kräutergarten, brach dort einen Minzezweig ab, um ihn auszusaugen, setzte sich für eine vergnügliche Weile auf eine Bank aus Stein und beobachtete die Bienen, die emsig den letzten Rest sommerlichen Nektars sammelten. Die Sonne schien und wärmte sie, und das leise Summen lullte sie ein, und so dauerte es nicht lange, bis ihr der Kopf auf die Brust sank. Nach einem hastigen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie allein war, lehnte sie sich wieder zurück an die Mauer, schloss die Augen und ließ sich treiben. Kurz davor einzuschlafen, nahm sie die fremden Geräusche, die über die Gartenmauer herüberschallten, kaum noch wahr.
    »Pass auf, wo du hintrittst, Stephen!«, ertönte die Stimme eines Mannes beinahe genau über Lucys Kopf. Erschrocken sprang sie auf – genau in ein Paar starke Arme, die sie auffingen. »Man kann nie wissen, welch scheue Geschöpfe sich zwischen den Tagetes finden. Wie du siehst, springen sie einen Mann ohne Vorwarnung einfach an.«
    Lucy sah direkt in Henry Percys lächelndes Gesicht. »Sir Henry! Ich wusste gar nicht, dass Ihr auf Alnwick seid.«
    »Ich bin gerade erst angekommen.« Ohne Lucy loszulassen, nickte Henry dem Pagen in seinem Schlepp zu. »Stephen, geh und sag Seiner Hoheit, dass ich angegriffen wurde und erst Zeit für ihn habe, wenn ich wieder frei bin.«
    »Ich habe das Gleichgewicht wiedergefunden«, sagte Lucy, als der Junge davoneilte. »Ihr könnt mich jetzt loslassen.«
    »Warum sollte ich das tun, wenn ich so doch die Gelegenheit habe, das lieblichste Mädchen auf der ganzen Burg in den Armen zu halten?« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Verwirrt schloss sie die Augen, und er bedeckte auch ihre Augenlider mit Küssen. »Und das wärmste, so viel kann ich versichern. Es ist geradezu so, als hielte ich die Sonne in meinen Armen, vorausgesetzt, die Sonne duftet nach Minze. Wart Ihr eingeschlafen?«
    »Beinahe. Denn mit einer Invasion aus Schottland hatte ich nicht gerechnet.«
    »Invasionen finden meistens statt, wenn man sie am wenigsten erwartet.« Was er ihr demonstrierte, indem er sie küsste, seine Zunge in ihren Mund stieß, um ihn im Sturm zu erobern, der tausend sprühende Funken durch ihren Körper jagte gleich ebenso vielen Kriegern, entschlossen, ihre Verteidigung zu durchbrechen.
    Und das war ihnen beinahe gelungen. Wäre ihnen gelungen, hätte Henry nicht seinen Kuss abgebrochen. Lucy schlug die Augen auf und sah ihn sie mit einem so seltsamen Ausdruck betrachten, dass ihr der Atem stockte.
    Ein Augenblick verstrich, und ein weiterer, in dem einfach alles hätte geschehen können, dann wies er mit dem Kopf in Richtung des Geklappers der Übungswaffen, das über den Burghof schallte. »Ich glaube, ich höre, wie die Männer von Alnwick sich auf eine solche Invasion vorbereiten. Habt Ihr Ihnen schon einmal zugesehen?«
    »Ein wenig.«
    »Und, taugen sie etwas? Ach, was soll’s, ich werde sie mir selbst ansehen. Kommt. Geht ein Stück mit mir.« Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich, bevor sie noch Ja oder Nein sagen konnte, und führte sie über den Burghof zu einer Steintreppe.
    »Wir gehen auf die Mauern hinauf?« Ihre Stimme klang nur noch wie ein leises Piepsen.
    »Jawohl, mein Mausezähnchen. Nur von dort oben kann man einen umfassenden Eindruck von so vielen Männern auf einmal gewinnen«, sagte Henry und bedeutete ihr, vor ihm die Treppe hinaufzugehen. »Ihr klingt, als wäret Ihr noch nie auf einer Mauer gewesen.«
    »Nur ein einziges Mal. Lord Ralph mag keine Frauen auf den Mauern. Und auf York hatten wir zu viel zu tun, um

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