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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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drüben aus Lesbury.«
    »Er ist hier?«, fragte sie mit krächzender Stimme, und der Mann sah von seiner Arbeit auf. Sogleich senkte sie ihre Stimme. »Ich meine, hält Sir Gunnar sich gerade auf Lesbury auf?«
    »Aye, Mylady. Ich glaube, er kam vor ungefähr einer Woche. Dann kennt Ihr den Gentleman also?«
    So wie sie reagiert hatte, hätte er sofort gemerkt, dass es eine Lüge war, wenn sie es abstritt. »Ich bin ihm einmal begegnet, vor langer Zeit.«
    »Dann müsst Ihr auch Sir Geoffrey begegnet sein, er kommt und geht nämlich stets mit Sir Gunnar.« Der Diener machte ein nachdenkliches Gesicht. »Obwohl ich die beiden, glaube ich, noch nie zusammen an der Tafel gesehen habe.«
    Ach Gott! Nicht Geoffrey. Jafri. Der Freund, von dem Gunnar erzählt hatte.
    Er war auch auf Richmond gewesen, wie ihr nun einfiel, ein schlanker, immer hungriger Mann, der am Tag so versessen auf das Fleisch war wie Gunnar bei Nacht auf das Feuer. Er war ihr damals in der Halle als ebenso unbekanntes Gesicht aufgefallen wie Gunnar, doch aus irgendeinem Grund hatte sie sich ihm nie genähert. Und natürlich hatte sie ihn nicht mit Gunnar in Zusammenhang gebracht.
    Plötzlich merkte sie, dass der Diener sie neugierig beäugte, und offenbar auf eine Antwort wartete. »Verzeiht, was sagtet Ihr?«
    »Dass ich die beiden noch nie zusammen gesehen habe, M’lady. Ihn und Sir Gunnar.«
    »Sie, ähm, pflegen einen unterschiedlichen Tagesablauf, soweit ich mich erinnere. Aber wie ich schon sagte, es ist einige Jahre her, seit ich mit einem von ihnen gesprochen habe.«
    »Seid Ihr nicht durch Lesbury geritten, auf dem Weg hierher, Mylady?«
    »Wir haben nicht haltgemacht.« Oh, den Heiligen sei Dank, dass sie nicht haltgemacht hatten. Aus dem Augenwinkel sah Eleanor, dass Lucy aufstand und auf sie zukam. Hastig entließ sie den Diener und bedankte sich. Er verneigte sich kurz, kümmerte sich wieder um seine Löffel und entfernte sich mit seinem klappernden Korb, um den nächsten Tisch abzuräumen. Eleanor riskierte einen Blick zu Jafri, während dieser sie noch immer beobachtete. Sie musterte.
    Er wusste, wer sie war, dessen war sie sich nun sicher. Wenn er Gunnar erzählte, dass er sie hier gesehen hatte …
    »Mylady?« Lucy ging um den Tisch herum und brachte ihr Weintrauben. »Stimmt etwas nicht? Ihr seid so blass.«
    »Ich … Ich …« Eleanor hob den Kopf und starrte Lucy an, unfähig, es ihr zu erklären. »Es so stickig hier drinnen.«
    »Vielleicht sollten wir hinausgehen, um frische Luft zu schnappen.«
    Hinaus, wo sie vielleicht einen edlen Stier mit rötlichem Fell erblicken würde. Hinaus, wo sie noch vor Anbruch der Dunkelheit in Lesbury sein konnte, sogar zu Fuß.
    Es lag nur drei Meilen weit entfernt – sie hatte sie auf dem Weg hierher abgezählt – und demnach, was York gesagt hatte, waren es weniger als dreißig Meilen bis nach Schottland, wenn man über das Land ritt, oder vierzig, wenn man die Straße nahm. Sie konnten die Grenze schon so gut wie passiert haben, ehe Richard überhaupt merken würde, dass sie fort war. Sie konnte bei ihm sein.
    Als könne er ihre Gedanken lesen, stand Jafri auf und ging quer durch die Halle auf sie zu.
    Oh, heilige Muttergottes, welchen Gedanken hing sie da nach? Die Bogenschützen ihres Vaters lauerten noch immer darauf, dass Gunnar sich zeigte. Wenn er auch nur versuchte, einen Blick auf sie zu erhaschen …
    Sie konnte nicht hinausgehen. Sie konnte auch nicht hierbleiben. Sie sprang auf.
    »Mylady«, begann der dunkelhaarige Ritter. »Ich habe …«
    »Verzeiht, Monsire. Ich bekomme gerade schreckliche Kopfschmerzen.« Sie packte Lucy am Arm und zerrte sie zur Tür. »Komm, bring mich ins Bett! Ich werde heute nirgendwo mehr hingehen.«

    Seit dem Tag, als man sie im Alter von sieben Jahren zu Lady Eleanor gebracht hatte, um ihr zur Hand zu gehen, gehörten Lucys Nachmittage ihrer adligen Cousine. Es gab immer etwas zu nähen und zu sticken, oder sie musste sich um die Kleidung ihrer Herrin kümmern. Manchmal wurde sie auch gerufen, um im Dorf etwas zu erledigen oder Eleanor einfach nur Gesellschaft zu leisten, zu lesen oder zu singen. Sie hatte ihre Pflichten nie als lästig oder gar schwierig empfunden, sie mussten schlicht und einfach erledigt werden, und das war bislang auch stets geschehen.
    Nun aber, da Lady Eleanor wegen ihrer starken Kopfschmerzen nach Dunkelheit und Stille verlangte, sah Lucy sich zur Untätigkeit verdammt, und auch anderweitig gab es nichts zu tun, denn

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