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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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eine Schar von Schützlingen um sich hatte. Und dann hörte Gunnar eine Stimme heraus, heiser und tiefer als die anderen. Mit klopfendem Herzen suchte er mit den Augen die Gruppe ab.
    Da war sie. Eleanor.
    Ihre edle schwarze Stute tänzelte auf der anderen Seite des Zugs, wo er Eleanor nicht gesehen hätte, wenn er nicht ihre Stimme gehört hätte – danke, Freya, dass du sie mich hast hören lassen  –, und sie lauschte aufmerksam dem jungen Mann, der an ihrer Seite ritt. Eifersucht stieg in Gunnar hoch und wurde noch bitterer, als er sah, dass der junge Mann neben ihr nicht irgendein junger Mann war, sondern Burghersh persönlich, mittlerweile eine gute Handbreit größer und ein wenig kräftiger.
    Ihr Gemahl. Sie war mit diesem Mistkerl von Ehemann hier.
    Das Blut donnerte Gunnar im Schädel, machte ihn ganz taub, so dass er nur noch zusehen konnte, wie sie über etwas lächelte, das Burghersh gesagt hatte, und sich dann umdrehte, um mit der Frau zu sprechen, die auf der ihm zugewandten Seite neben ihr ritt. Als Eleanor den Kopf wandte, konnte Gunnar ihr Gesicht erkennen, und ihre offenkundige Freude in diesem Moment glich einem Speer, der ihn genau in seine Eingeweide traf.
    Er hätte sich abwenden sollen, sagte er sich, sich nicht selbst quälen. Aber ebenso wenig, wie er damals in jener Nacht auf der Lichtung im Wald davon hatte ablassen können, sie zu küssen, konnte er nun den Blick von ihr wenden. Stattdessen nahm er jede Geste und jeden Gesichtsausdruck in sich auf. Ihre Lippen, ihre Hände, die sanften Rundungen ihres Körpers, all das war ihm so vertraut. Ebenso vertraut wie das Haar, das sich unter dem silberfarbenen Hennin, der hohen Kegelhaube mit dem langen purpurnen Schleier, verbarg, die rabenschwarze Haarpracht, die ihr Ehemann jede Nacht lösen würde, wenn er ihr beiwohnte.
    Gunnar krallte seine Finger um den Baumstamm, als legte er sie um Burghershs Hals. Im Stillen wartete er darauf, dass der Mann irgendeinen Fehler machte, irgendein Anzeichen erkennen ließ, dass er Eleanor schlecht behandelte.
    Doch der Gemahl wirkte sogar noch fröhlicher als seine Gemahlin. Eindeutig erfreut, lauschte er jedem ihrer Worte, und als Eleanor den Arm ausstreckte und sein Knie berührte, während er sprach, wurde Gunnar alles klar. Sie umgarnte Burghersh mit den gleichen Liebesspielchen, wie sie es zuvor bei ihm, Gunnar, getan hatte. Sie lockte ihn mit dieser wirkungsvollen Mischung aus Unschuld und Verführung in die Falle. Kein Wunder, dass der Mann dieses idiotische Grinsen im Gesicht hatte.
    Fuhr sie auch die Konturen seiner Lippen im Dunkeln nach, um zu erkunden, ob sein Lächeln echt war, fragte sich Gunnar. Erschauerte sie vor Lust, wenn er sie berührte? Sagte sie auch zu ihm, dass sie ihn liebte?
    Er quälte sich mit Fragen, bis er Eleanor zwischen ihren Begleitern in der Abenddämmerung nicht mehr erkennen konnte, nicht einmal mehr ihren purpurnen Schleier sehen konnte. Als die Wagen am Ende des Zugs mit knarrenden Rädern an ihm vorbeifuhren, ging er zurück zu seinem Pferd und ritt die wenigen Meilen bis nach Lesbury, wo er Jafri eine Nachricht schrieb, um ihm genau mitzuteilen, was er tun sollte.

    »Mittagessen, Mylady.«
    Eleanor hielt den Blick auf die Stickarbeit geheftet, die sie für eine der jungen Damen entwirrte, die bei der Herzogin zur Erziehung waren. Seit der Morgenmesse in der Kapelle war sie damit beschäftigt, die verhedderten Fäden zu entwirren, und endlich war sie so weit, dass sie den Knoten lösen konnte. Vorsichtig stach sie die Nadel in die Wolle, zog ein wenig, und der letzte Knoten ging auf. »Geschafft. Nun bist du wieder dort, wo du dich vertan hattest.«
    Das kleine Mädchen seufzte erleichtert. »Könnt Ihr mir zeigen, wie es richtig geht, Lady Eleanor? Ich musste es vorher schon dreimal wieder aufmachen.«
    »Deshalb sieht dein Garn auch so verschlissen aus. Und deshalb war es auch so schwierig, es noch einmal zu entwirren. Am besten schneidest du den Faden hier ab und nimmst einen neuen.«
    »Mylady«, sagte Lucy ein wenig dringlicher. »Man hat bereits die Krüge aufgetragen. Lord Burghersh fragt schon nach Euch.«
    Eleanor stach die Nadel in die Stoffkante und legte die Stickerei in den Nähkorb des Mädchens. »Wir werden uns später darum kümmern, und sollte Ihre Hoheit dich tadeln, dann sag Ihr, dass ich dich aufgehalten habe.«
    »Jawohl, Mylady. Vielen Dank, Mylady.« Das Mädchen machte einen Knicks und eilte davon. Eleanor blieb einfach sitzen.
    Lucy kam

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