Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)
sich samt Nadel beim Hochhalten des Gewands verheddert hatte. »Wie ich gehört habe, blieb er nicht lang genug, um seine versengte Kleidung durch neue ersetzen zu lassen, da wollte ich etwas für ihn bereithalten, wenn er zu dem Turnier kommt.«
» Wenn er kommt …«
»Ihr sagtet mir, er habe es versprochen, Mylady.«
Die Herzogin errötete leicht und legte ihre Fingerspitzen vor ihrem Kinn aneinander. » Versprochen war möglicherweise ein wenig übertrieben. Ihr wart krank, und mit meinen Worten wollte ich Euch einen Grund geben, gesund zu werden.«
Enttäuscht legte Eleanor die Stirn in Falten. Dann suchte sie nach einer Bestätigung. »Aber er hat doch gesagt, ich würde ihn wiedersehen, wenn es mir wieder besserginge.«
»Jawohl«, musste die Herzogin einräumen.
»Dann kommt er bestimmt«, sagte Eleanor. »Er kam mir nicht vor wie ein Lügner.«
»Nein, vermutlich nicht«, antwortete die Herzogin, wie Eleanor schien, mit einer Spur Unbehagen. »Aber Ihr müsst nichts für ihn nähen. Ich habe ihm einen Ring gegeben, damit er sich neue Kleidung kaufen kann, und falls, äh, wenn er zurückkommt, werde ich dafür sorgen, dass er noch mehr erhält. Schließlich stehe ich beinahe ebenso sehr in seiner Schuld wie Ihr.«
»Aber ich möchte etwas für ihn nähen, Mylady. Als Dank.«
»Natürlich«, sagte die Herzogin sanft. »Aber Ihr solltet es mit Eurer Dankbarkeit nicht übertreiben. Sir Gunnar ist ein einfacher Ritter, Ihr hingegen …«
»Ihr hingegen seid so viel mehr«, ertönte eine männliche Stimme von der Türschwelle.
Nun sprang Eleanor, ohne zu zögern, auf. Ihre Näharbeit fiel auf den Boden, als sie wie die anderen Frauen einen tiefen Knicks machte. »Euer Hoheit.«
Der Herzog von York betrat den Raum und ließ seinen Blick über die Köpfe der Anwesenden schweifen. »Ich möchte Lady Eleanor allein sprechen.«
Die Herzogin klatschte in die Hände, und sogleich zogen sich die anderen Frauen und jungen Damen, die sich bereits erhoben hatten, zurück und ließen ihre Arbeit liegen. Ihre Hoheit folgte ihnen und wollte ebenfalls den Raum verlassen, doch ihr Gemahl bedeutete ihr zu bleiben. Er durchquerte das Zimmer und blieb, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Eleanor stehen und sah auf sie hinab, während sie sich langsam erhob.
»Ihr müsst Euch nach jemand Höherstehendem umsehen als Sir Gunnar, Lady Eleanor. Und glücklicherweise bringe ich Euch eine Nachricht von jemandem, auf den Ihr Euer Augenmerk richten könntet.«
Höherstehend als der Mann, der mir das Leben gerettet hat? Eleanor hatte ihre Zweifel daran, dass es so jemanden geben konnte, und so fragte sie: »Wer? Ich meine, wenn es Euch beliebt, Euer Hoheit.«
Lächelnd, als hätte er ein süßes Geheimnis zu enthüllen, zog der Herzog ein gefaltetes Stück Pergament aus dem Ärmel. Eleanor wurde der Mund trocken, als sie das wächserne Siegel ihres Vaters, Earl von Westmorland, erkannte. Ohne sich Eleanors rasenden Herzens bewusst zu sein, faltete der Herzog von York die Nachricht auseinander und überflog sie, wobei er schweigend mit dem Kopf nickte. »Ein Gemahl. Euer Vater und ich haben eine Vereinbarung bezüglich Eurer Heirat getroffen.«
»Heirat?« Fassungslos musste Eleanor mit den Augen zwinkern, obwohl sie längst mit so etwas gerechnet hatte. »Mit wem?«
»Richard le Despenser.«
»Richard. Euer Neffe?« Das Bild eines Jungen, der zwei Jahre jünger war als sie selbst, mager wie Besenreisig und blass wie Teig, erschien vor Eleanors innerem Auge. »Aber ich will Richard nicht heiraten.«
Das Lächeln des Herzogs erstarb. »Es ist eine gute Partie. Ihr solltet dankbar dafür sein.«
»Aber Richard ist doch mein Cousin. Die Kirche verbietet …«
»Er ist lediglich ein Cousin zweiten Grades«, unterbrach die Herzogin, die näher gekommen war und nun hinter Eleanor stand, die sich ihrerseits plötzlich ihrer prekären Situation bewusst wurde. »Die Kirche hat bereits den Dispens für die Verbindung erteilt. Ihr solltet Euch freuen. Eines Tages werdet Ihr Lady Burghersh und möglicherweise Countess von Gloucester sein.«
Verwirrt wandte Eleanor den Kopf und sah die Herzogin an. »Aber seinem Vater wurden doch Besitz und Titel entzogen.«
»Der Vater ist nicht der Sohn, und Henry, unser König, versteht das allmählich«, entgegnete Seine Hoheit mit Bestimmtheit. »Richard ist ein anständiger Junge. Er wird wieder zum Earl ernannt werden.«
»Earl oder nicht, ich mag ihn nicht, Euer Hoheit. Und
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