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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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murmelte Gunnar und nahm sich noch ein Stück Schinken.

Kapitel 15
    Herbst 1414
    S chottland erwies sich als so unerfreulich, wie Torvald gesagt hatte, obwohl Gunnar nicht hätte sagen können, warum. In den Adern der Menschen floss ein beträchtlicher Anteil nordischen Bluts, und das Wetter war eher so wie das in der Heimat als das in England. Dennoch schienen die Schotten Gunnar und Jafri fremd, und das Land erinnerte sie immer wieder daran, dass sie weder in England noch in ihrer nordischen Heimat waren. Sie zogen sich tiefer in die unberührten Gebiete im Westen Schottlands zurück und versuchten, einen Ort zu finden, der ihnen gefiel, doch letzten Endes blieben sie nur zwei Winter und ein elendes Frühjahr, bevor sie Nachrichten austauschten und sich darauf verständigten, bis Ende des Sommers in ihr Tal zurückzukehren.
    Mittlerweile hatte sich Gunnars Zorn so weit gelegt, dass er in der Lage war, Westmorlands Verhalten zu respektieren. Der Mann war immerhin Eleanors Vater, und es war sein gutes Recht gewesen, eine Heirat in seinem Sinn für sie zu arrangieren und dafür zu sorgen, dass die Abmachung eingehalten wurde. Hätte Gunnar eine Tochter gehabt, die sich in den Wäldern mit irgendeinem fahrenden Ritter vergnügte, hätte er wahrscheinlich ähnlich gehandelt wie Lord Ralph de Neville. Sollten sich ihre Wege jemals wieder kreuzen, dachte Gunnar, würde er möglicherweise nicht von einem Kampf absehen können, weil der Earl von Westmorland Eleanor geschlagen hatte, aber er legte es nicht mehr darauf an, den Mann zu jagen. Und das war für den Anfang schon einmal etwas.
    Gunnar und Jafri überquerten die Grenze Mitte August und blieben den Rest des Monats in den Cheviot Hills, bevor sie weiter nach Osten ritten zur Hauptstraße, die sie nach Süden führte. Da sie ganz in der Nähe von Lesbury waren, nutzten sie die Gelegenheit, um dort haltzumachen und nachzusehen, ob der Steward seinen Pflichten gewissenhaft nachkam. Die Wälder um Alnwick herum waren noch so dicht, dass der Wolf sich dort verbergen konnte, und auf Alnwicks Land gab es so viele Herden und so viele Weiden, dass ein Stier mehr unter dem Vieh überhaupt nicht auffiel.
    Rasch schlüpften sie in die Rollen, die sie bei ihrem einzigen vorherigen Besuch angenommen hatten: Gunnar als der Ritter, der täglich und den ganzen Tag über auf die Jagd ging, und Jafri als sein draufgängerischer Freund, der bis mittags faulenzte, weil er jede Nacht unterwegs war und irgendeine Frau in der Stadt Alnwick bestieg. Nach der Einöde in Schottland, schienen das kleine Dorf von Lesbury und sein Herrensitz wahrhaft ein schöner Ort, und da zur Erntezeit das Dreschen des Korns in vollem Gange war, schenkte ihnen niemand sonderlich Beachtung. Sie beschlossen, bis zum Michaelistag zu bleiben und zu warten, bis die Erträge des Jahres errechnet waren, so dass Gunnar den Anteil, der ihm als Lord zustand, einfordern konnte.
    So verging friedlich eine Woche, bis zu dem Abend, als sich Ghost auf dem Weg zurück zum Herrenhaus einen Stein eingetreten hatte. Als Gunnar absaß, um ihn zu entfernen, hörte er von weitem Hufschlag und erspähte inmitten einer Staubwolke eine große Gruppe Reiter, die ihm aus Richtung Lesbury entgegenkam. Um nicht von mehr Leuten als nötig gesehen zu werden, beseitigte er hastig den Stein und führte Ghost ein Stück in den Wald hinein zu einer Baumgruppe. Dann schlich er sich zurück an den Waldrand, von wo aus er im Schutz der Dunkelheit alles beobachten konnte.
    York. Rot und Blau. Die Farben Yorks, wie Gunnar erkannte, als die ersten Reiter in Sichtweite kamen, und das Wappen, das der Herold trug, bestätigte dies. Dann erspähte er den Herzog selbst, der älter und ein wenig untersetzter wirkte, ganz wie ein Mann im besten Alter, der neben einem anderen Edelmann ritt, den Gunnar nicht kannte. Doch an viele der flankierenden Ritter erinnerte sich Gunnar noch von den Abenden vor dem Feuer auf Richmond, und er war froh, dass er sich ein Versteck gesucht hatte.
    Hinter dem Gefolge des Herzogs kündeten farbenprächtige Gewänder und wehende Schleier eine kleinere Gruppe Frauen zu Pferd an, umgeben von weiteren Rittern und Kriegsknechten, und hinter ihnen fuhren Wagen mit Dienerinnen und Gepäck. In Begleitung einer solch großen Gruppe von Menschen hatte der Herzog mit Sicherheit vor, eine Zeitlang auf Alnwick zu bleiben.
    Als die Gruppe Frauen näher kam, bestätigte das Geplauder hoher Mädchenstimmen, dass die Herzogin nach wie vor

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