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Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Nachtkrieger: Unendliche Sehnsucht: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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schließlich auf und wankte zu dem Verschlag hinüber, in den der Stallbursche ihre Pferde gestellt hatte. Torvald ging schweigend hinter ihm her, und schweigend sattelten sie ihre Tiere, und schweigend ritten sie zum Tor. Die Wachen ließen sie in dem Glauben, wegen Torvalds Trunkenheit wären sie nicht länger willkommen – was umso überzeugender wirkte, als Torvald seine Cotte abstreifte und über dem Kopf des einen Wächters den letzten Rest Wasser herauspresste, bevor er durch das Tor ritt.
    Der Mann fiel in das fröhliche Lachen der anderen Wachen ein, doch als Torvald in seinem Sattel schwankend davonritt, erlosch das Lächeln des Mannes, und er sprach Gunnar an: »Mir ist es gleich, ob er ein Ritter ist. Er ist ein Schweinearsch, und ich bin froh, dass er verschwindet. Seid Ihr sicher, dass Ihr bei ihm bleiben wollt, Bruder? Ihr wäret hier nach wie vor willkommen.«
    »Das bezweifle ich«, brummte Gunnar und ritt hinter Torvald her.
    Torvald wartete am Rand des Kirchhofs. Dann ritt er an Gunnars Seite. »Es tut mir leid, mein Freund. Ich habe mich wohl geirrt. Wir lassen uns etwas einfallen, um sie zu holen. Sie kann die Ehe annullieren lassen und …«
    »Nein«, sagte Gunnar. »Es hat sich erledigt. Sie ist verheiratet, und es ist klar, dass sie es bleiben will. Sie ist nicht diejenige.«
    »Das ist sie wohl. Sie liebt dich.«
    »Nein. Sie ist jung. Was sie für Liebe hält, ist nur Dankbarkeit. Oder einfach Lust.« Und das war seine Schuld. Er hatte sie die Lust gelehrt, so wie er sie Kolla gelehrt hatte, vor all den Jahren. »Vielleicht hatte ich doch von Anfang an recht, und sie war so wild entschlossen, von Burghersh fortzukommen, dass sie bereit war, alles dafür zu tun, sogar einem Mann beizuwohnen, der sich in einen Stier verwandelt. Aber nun, da sie ihren Ehemann näher kennengelernt hat, stellt sie fest, dass er gar nicht so schlimm ist, wie sie dachte.« Liebenswürdig … Und nun würde dieser Hänfling in den Genuss dessen kommen, was sie so willig von ihm, Gunnar, gelernt hatte.
    »Gunnar …«
    »Es hat sich erledigt«, wiederholte Gunnar. Er streifte die Mönchskutte ab, warf sie Torvald zu und ritt weiter.
    Sie hatten das andere Ende von Etchingham erreicht, als Gunnar ein von Fackeln erleuchtetes Cottage erspähte, aus dem rauher Gesang erscholl. Und da wusste er, was er nun brauchte. Er dirigierte Ghost auf die Schenke zu.
    »Ich werde bezahlen«, sagte Torvald.
    »Aye. Das wirst du. Und ich hoffe, du bist auch stark genug, um mich zu tragen, denn bei Morgengrauen werde ich nicht mehr in der Lage sein zu laufen.

    In ganz England gab es nicht genug Ale, um das Bild von Eleanor in den Armen ihres Ehemanns aus seinem Kopf auszuwaschen, aber das konnte Gunnar nicht davon abhalten, einen Großteil des Rückwegs in den Norden damit zu verbringen, es zu versuchen. Er machte bei jeder Schenke halt, und Torvald bekam mehr als einmal die Gelegenheit, unter Beweis zu stellen, wie stark er war, indem er den vollkommen betrunkenen Gunnar über sein Pferd warf, so dass sie wenigstens noch ein paar Meilen vor Sonnenaufgang zurücklegen konnten. So dauerte der Weg zurück schließlich um einiges länger, als es gedauerte hatte, in den Süden zu reiten.
    Endlich jedoch, irgendwann um Saint Swithin’s Day Mitte Juli, erreichten sie die Küste und Gunnars Tal. Nun, im Hochsommer, war es nebelfrei, und das kleine tiefe Tal mit seinem Bach lag in seiner vollen Pracht vor ihnen – so schön, wie es von jeher gewesen war, grünte und blühte, unter den Bäumen Wildblumenteppiche in allen Farben des Regenbogens, die salzhaltige Luft mit dem Duft der Blumen versüßt. Für Gunnar war es der schönste unberührte Ort in ganz England, der Ort, den Jafri und er den größten Teil der vergangenen hundert Jahre ihre Heimat nannten.
    Und er konnte ihn nicht ertragen.
    »Das Tal liegt zu nah an Raby«, sagte er zu Brand und Torvald, als sie am Abend um das Feuer herumsaßen und Brand erzählt hatten, was in Sussex geschehen war. »Ich bin jetzt schon kurz davor, mich auf die Jagd nach ihrem Vater zu machen, aber das kann ich ihr nicht antun, ganz gleich, wie die Dinge zwischen ihr und mir stehen. Ich muss irgendwo anders hingehen, bis mein Zorn sich gelegt hat.«
    »Du könntest mich begleiten«, sagte Brand. »Mir dabei helfen, Cwen aufzuspüren.«
    Gunnar schüttelte den Kopf. »Ich habe schon genug Narben von dem Bären davongetragen.«
    »Die meisten deiner Narben stammen von dem Löwen.« Brand schnitt

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