Nachtkrieger
Donner! Sie versuchte, ihn zu beruhigen. Dabei sollte es doch eigentlich umgekehrt sein. Schließlich war er der Ehemann, wenngleich kein sehr guter. Ivo wickelte sich das Handtuch um die Hüften und stellte sich hinter sie. Sanft strich er ihr das Haar aus dem Nacken, und als sie es geschehen ließ, gab er ihr einen Kuss.
»Auch wenn es nun zu spät ist, ich wollte nichts weiter als dich beschützen.«
»Vor einem Baby?« Sie drehte sich zu ihm um, legte sich eine Hand auf den Bauch und sah ihn lächelnd an, ohne auch nur eine Ahnung davon zu haben, was sie erwartete. »Wir werden mit einem Kind gesegnet, My Lord. Das ist doch kein Grund, sich zu fürchten – auch wenn ich weiß, dass Ihr es nicht wollt.« Ihr Lächeln erstarb. »Ich frage mich allerdings, ob Ihr generell kein Kind wollt oder lediglich nicht mit mir.«
Bei den Göttern!,
dachte Ivo. Zu groß schien ihm die Last, die auf den schmächtigen Schultern seiner Frau ruhte, und er trug die Schuld für jedes einzelne Pfund. Er musste ihr einen Teil davon abnehmen, und das am besten, indem er ehrlich war. »In ganz England gibt es keine Frau, mit der ich lieber ein Kind hätte.«
Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. Ihre Haut schmeckte salzig, als Tränen begannen, unter ihren geschlossenen Augenlidern hervorzuperlen. »Ach, mein Herzblatt. Nicht weinen.«
»Verzeiht, My Lord. Ich weiß, Ihr verachtet Tränen«, sagte Alaida schniefend. Sie wischte sich die Wangen ab und fügte hinzu: »Aber immerhin sind es Freudentränen.«
Er lachte reumütig und schloss sie in seine Arme. »Dann lass sie fließen. Ich bin froh, dass es etwas gibt, was dir Freude bereitet.«
»Freude, Leid – ich kann es mir nicht aussuchen«, sagte sie und lehnte sich seufzend an seine Brust. »Seit Wochen breche ich immer wieder in Tränen aus. Schuld daran ist Euer Sohn. Ihr könnt froh sein, dass Ihr es nicht jedes Mal mitbekommen habt.«
»Mein Sohn?« Ivos Herz vollführte trotz aller Sorge einen freudigen Hüpfer. »Woher weißt du das?«
»Genau weiß ich es natürlich nicht. Aber es muss ein Junge sein, da er es so eilig hatte, in meinen Schoß zu kommen.« Sie hatte immer noch Tränen auf den Wangen, doch ihr Lächeln war verschmitzt. »Ich habe mir sagen lassen, alle Männer strebten dorthin.«
»Das kann ich nur bestätigen«, sagte Ivo, nicht sicher, ob ihre Worte scherzhaft gemeint waren. Falls nicht, wollte er sie auf keinen Fall verletzen. Er wollte sie nie wieder verletzen, denn ihr stand ohnehin genug bevor.
»Ich habe mir ebenfalls sagen lassen, ein Junge beflügle die Lust einer Frau mit jedem Tag.« Nun lag eindeutig ein Schalk in ihren Augen, ungeachtet der Tränen.
»Und, kannst du das wiederum bestätigen?«, fragte er zögernd.
»Aye. Leider«, antwortete sie und legte die Arme um seine Taille. »Doch wer weiß, vielleicht trifft ›leider‹ es nicht so ganz.«
Bei den Wunden des Gekreuzigten! Möglicherweise war es tatsächlich ein Junge.
»Wann bist du so kühn geworden?«
»Es war notwendig, My Lord. Was blieb mir anderes übrig bei einem derart zurückhaltenden Gemahl? Ich hoffe, das wird sich nun ändern!« Sie gab ihm einen Kuss auf die Brust. »Ihr braucht mich nicht länger zu meiden, My Lord. Was geschehen ist, ist geschehen, also sollten wir uns so viel Vergnügen wie möglich bereiten.«
Ivo sah zu ihr hinab und wusste nicht, was er sagen sollte. Die Schrecken der Zukunft lasteten wie ein Felsblock auf seinen Schultern. Doch vorerst konnte er nicht mehr tun als dafür sorgen, dass Alaida glücklich war. Er wollte ihr die kommenden Monate so einfach wie möglich machen, denn sie brauchte all ihre Kraft für das, was danach kommen sollte. Anscheinend machte es sie glücklich, ihn in ihrem Bett zu haben – und inzwischen konnte er damit auch keinen Schaden mehr anrichten. Aber konnte er ihre Wünsche erfüllen?
»Weist mich nicht wieder ab!« Sie lehnte sich zurück und sah zu ihm auf, während sie ihren Unterleib schamlos an ihn presste, frech wie eine Hafendirne. Sein Körper zuckte unter dem Handtuch. Er konnte. Eindeutig.
»Man müsste ein Eunuch sein, um dich abzuweisen. Oder verrückt.«
»Und was davon seid Ihr, My Lord?«
»Weder noch.«
Verrückt nach dir!
Ivo ließ das Handtuch fallen und legte Alaida sanft aufs Bett. Er war entschlossen, sein Bestes zu geben. Denn das war das mindeste, was er seiner Frau schuldete. »Übrigens«, flüsterte er. »Mein Name ist Ivo.«
Später als gewöhnlich schlich Ivo sich aus dem
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