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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Schaden er in dessen Gestalt angerichtet hatte. Ari hatte nie mit Ivo und Brand darüber sprechen können, und er wusste nur, was er sie in Tiergestalt tun sah oder was er später hörte, wenn er auf Brands Schulter saß. Und sosehr er auch alles vermisste, was Cwen ihm genommen hatte, war er doch dankbar für das, was ihm geblieben war.
    Kreischend erhob der Adler sich in die Luft, zog einen Kreis und jagte einem Schwarm Möwen hinterher, bis er nicht mehr zu sehen war. Ari nahm noch eine Weile die Ländereien in Augenschein, dann ritt er in Richtung Westen auf den Wald zu. Am Morgen war er an einem Teich vorbeigekommen, und nun, da sein Tagwerk vollendet war, sehnte er sich nach seinem stillen Wasser.
    Bald hatte er den Teich gefunden. Er saß ab und band sein Pferd mit einem Strick fest, damit es ein wenig grasen konnte. Dann kniete er sich auf eine kleine Erhebung am Ufer, um zur Ruhe zu kommen. Als er sich gesammelt hatte, richtete er sich auf, zog sein Messer hervor und berührte mit der Klinge seine Handfläche.
    »Vater allen Lebens, ich rufe dich um Hilfe an«, sagte er und richtete Augen und Hände gen Himmel. »Sosehr ich mich auch bemühe, ich kann deine Botschaft nicht verstehen. Hilf mir, Odin. Hilf mir zu verstehen, was du und Vör mir zeigen wollt.«
    Er ritzte sich mit der scharfen Klinge die Handfläche auf. Blut strömte heraus und sammelte sich. Er hielt die geöffnete Hand in die Höhe, um den Göttern sein Blut als Opfer darzubieten. Dann drehte er die Hand um und ließ das Blut ins Wasser tropfen, wo es auf den Grund sank.
    Blutopfer gefielen Odin. Und wenn genug Blut geflossen war, würde Ari möglicherweise eine Antwort erhalten. Er wartete.
    Nach einer Weile floss das Blut langsamer und gerann. Der Schmerz in seiner Hand wurde eins mit dem dumpfen Pochen in seinen erhobenen Armen. Ari kniete noch immer dort, die Arme gen Himmel gestreckt, mit zunehmenden Schmerzen. Erst als ihm beinahe schwarz vor Augen wurde, ließ er die Hände sinken.
    »Ich bin bereit, Odin«, rief er abermals. Dann stand er auf und sah hinab auf das blutrote Wasser in der Hoffnung auf eine Vision.

Kapitel 7
    N imm dies! Mit einem grimmigen Lächeln stach Alaida dem kleinen Mann, den sie stickte, ins Auge, dem Mann, dem sie gelbe Haare gegeben hatte und einen Schild mit einem Adler.
    Mit jeder Stunde, die verging, wurde sie wütender, denn ihr entging keineswegs, dass man sie mit Seitenblicken bedachte und tuschelte, wo immer sie sich blicken ließ. Dabei wäre es schon schlimm genug gewesen, am Arm ihres Gemahls durchs Haus zu gehen, da offenbar alle wussten, was in der Nacht geschehen war. Sich dieser peinlichen Situation ganz allein ausgesetzt zu sehen war nun wirklich zu viel, insbesondere die mitleidigen Blicke waren kaum zu ertragen. So hatte sie sich gleich nach der Mittagsmahlzeit nach oben ins herrschaftliche Gemach zurückgezogen und begonnen, das blonde Männlein zu sticken, um ihren Zorn an ihm auszulassen – was ihr diebische Freude bereitete.
    Plötzlich ließen neue Stimmen von unten sie aufhorchen. Sie ließ die Nadel im Auge ihres kleinen Lords stecken und fragte: »Ist das nicht Geoffreys Stimme?«
    Hadwisa lauschte angestrengt. Sie stand auf und ging zur Tür, um sich zu vergewissern. »Aye, My Lady. Oswald und er sind gerade hereingekommen. Aber ohne Sir Ari.«
    »Ich will Geoff sprechen. Richte ihm aus, er soll mir den Ehevertrag bringen!«
    Letzten Endes war es Alaida doch gelungen, über den gegenwärtigen Moment hinauszublicken, und sie hatte beschlossen, sich endlich anzusehen, was zum Teufel sie da überhaupt unterzeichnet hatte. Unglücklicherweise jedoch war diese Erkenntnis herangereift, nachdem Ari den Haushofmeister bereits in Beschlag genommen hatte. So blieb Alaida nichts anderes übrig, als am Nachmittag die Zeit mit Sticken totzuschlagen. Ihr ohnehin nicht allzu starker Geduldsfaden war längst überstrapaziert und kurz davor zu reißen, als sie auf Geoffrey wartete. Sie zog die Nadel aus dem Auge des kleinen Lords und stach sie ihm zwischen die Beine. Auch keine üble Idee!
    Bald darauf erschien Geoffrey mit dem Dokument, ausnahmsweise mit einem Lächeln auf den Lippen, das jedoch sogleich erstarb, als er ihr finsteres Gesicht sah.
    »Sir Ari sagte mir bereits, dass Ihr Euch den Vertrag nun ansehen wollt. Möchtet Ihr ihn selbst lesen, oder soll ich ihn Euch vorlesen?«
    »Lest vor. Mir ist heute nicht danach, Eure Schrift zu entziffern.«
    »Sehr wohl, My Lady«, sagte Geoffrey und

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