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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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stellte sich vor das Fenster, um mehr Licht zu haben. »Am Anfang geht es um die Gültigkeit des Vertrags vor Gott und dem König. Das Übliche. Aber ich vermute, Ihr seid in erster Linie an dem Absatz interessiert, wo es um die Gaben geht«, erklärte er und wartete auf ihre Zustimmung.
    »Dann wollen mir mal sehen … Ah, hier haben wir es ja: ›Mit diesem Dokument übertrage ich, Ivo, Baron von Alnwick, kraft der mir verliehenen Befugnis und gemäß dem herkömmlichen Brauch, Euch, meiner Ehefrau Alaida, meinen gesamten Besitz innerhalb der Dorfgemeinde von Chatton.‹ An dieser Stelle folgt eine Auflistung, My Lady, von den Ländereien und den Menschen bis hin zu den Tauben im Schlag und den Bienen in den Körben. ›Und ich übertrage Euch in der Dorfgemeinde von Houton fünf Oxgangs Bauernland Eurer Wahl, ausgenommen den Obsthain der Domäne. Und ich übertrage Euch sowohl die Mühle als auch sämtliche Nebeneinkünfte sowie die Einnahmen aus dem Verkauf der Wolle. Und ich übertrage Euch aus meiner Besitzung Alnwick das unter dem Namen Swinlees verzeichnete Weideland sowie seine Erträge. Die genannten Sachen trete ich dauerhaft an Euch, meine Ehefrau Alaida, ab, mit dem Recht, sie in Besitz zu nehmen, sie zu verkaufen, zu verschenken und was auch immer Ihr mit ihnen machen wollt, unter dem Vorbehalt der vasallischen Treuepflicht …‹«
    Der Vertrag ging noch weiter und enthielt unter anderem einen Absatz, in dem detailliert das Drittel, das ihre Witwenrente bildete, aufgeführt wurde, aber Alaida hörte kaum noch zu. Spätestens nach der Auflistung von Tauben und Bienen hatten ihr die Hände zu zittern begonnen. Als Geoffrey schließlich die Namen derer verlas, die den Vertrag als Zeugen unterzeichnet hatten, zitterten sie dermaßen, dass Alaida sie zwischen den Falten ihres Gewands verbergen musste.
    »All das hat er mir vermacht?«, fragte sie ungläubig, nachdem Geoffrey geendet hatte. Dabei musste sie sich selbst darüber wundern, dass ihre Stimme nicht ebenfalls zitterte.
    »Jawohl, My Lady. All das hat er Euch vermacht. Gleich am ersten Abend, nachdem Ihr Euch zurückgezogen hattet, sah er sich die Geschäftsbücher noch einmal an und sagte mir, was er Euch überlassen wollte. Und ich habe es gemäß seinem Wunsch niedergeschrieben.«
    Alaida war vollkommen überwältigt. Ein Herrensitz – wenngleich nur ein kleines Lehnsgut, aber immerhin ein Landgut – und den größten Teil der Einnahmen aus einem weiteren Gut und ein eigenes Stück Land innerhalb der Grenzen der Dömäne Alnwick. Nicht einmal der Ehevertrag, den ihr Großvater einst hatte aufsetzen lassen, hatte ihr ein derartiges Vermögen gesichert. Nun aber verfügte sie über eigenes Geld und eigenen Landbesitz. Und all das verdankte sie einem Ehemann, den sie kaum kannte, gegen den sie sich anfänglich gesträubt hatte und der sie vor Sonnenaufgang allein gelassen und einer demütigenden Situation ausgesetzt hatte. Was sollte sie nur von ihm halten?
    Darüber hinaus gab es ein wesentlich dringlicheres Problem. »Ich habe mich aufgeführt wie eine Närrin, Geoffrey. Ich habe den Vertrag nicht einmal vor Zeugen verlesen lassen. Somit ließe sich seine Gültigkeit in Zweifel ziehen.«
    »Oswald und die anderen waren zugegen, als Lord Ivo ihn mir diktierte, My Lady«, antwortete Geoffrey. »Sie können alles bezeugen. Damit ist der Vertrag rechtsgültig, ganz gleich, ob er laut vorgelesen wurde oder nicht.«
    »Dennoch möchte ich, dass Ihr ihn bei der Abendmahlzeit verlest, nur zu meiner Sicherheit, auch wenn mir das ein wenig spät einfällt.«
    »Sehr wohl, My Lady. Ich werde Wat und Edric dazubitten, damit sie ihn gemeinsam mit Oswald unterzeichnen können.«
    »Sehr gut. Lasst mir das Pergament noch eine Weile hier. Ich möchte mir den Vertrag noch einmal in Ruhe durchlesen. Und bringt mir die Geschäftsbücher, damit ich einschätzen kann, wie viel mein Besitz wert ist.«
    Geoffrey empfahl sich. Alaida wandte sich Bôte zu, die in einer Ecke des Raums saß und mit einem Lächeln auf den Lippen ein Kleid säumte.
    »Warum so still, altes Weib? Heraus damit, bevor du dich daran verschluckst!«
    »Ich habe nichts zu sagen, My Lady.«
    »Und ich muss etwas überprüfen. Bring mir eine Wachstafel!«
    »Ganz wie Ihr wünscht, My Lady.« Bôte riss den Faden ab und betrachtete ihr Werk. »Ganz wie Ihr wünscht«, wiederholte sie und stand auf.
     
    Aller Augen richteten sich auf Ivo und Brand, als sie an diesem Abend die Halle betraten. Die

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