Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
Vom Netzwerk:
herauszufinden, warum die Götter ihr diesen Ritter geschickt hatten – abgesehen davon, dass er ihr frisches Wild gebracht hatte.
    Merewyn warf einen Blick auf die Hasen, und sogleich lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Einen ganzen Hasen für einen Braten, und einen weiteren, um ihn im Topf zu schmoren. In Gedanken schickte sie den beiden Rittern ihren Segen hinterher. Dann machte sie sich daran, ihrem Abendessen die Haut abzuziehen, bevor die Dunkelheit hereinbrach.

Kapitel 14
    W ie ein Pilz, der aus dem Boden spross, wuchs die Motte unter Aris Aufsicht empor. Geoffrey hatte drei Dutzend Männer aus Durham angeworben, die eine Verstärkung und Entlastung für die Männer aus dem Dorf bedeuteten, die unter Wats Leitung den Burggraben aushoben und die Palisaden errichteten.
    Ivo und Brand hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Abend nach ihrer Rückkehr aus den Wäldern zunächst den wachsenden Hügel zu umrunden, bevor sie einritten und Tom die Pferde übergaben. Nach dem Abendessen lasen sie die Nachrichten, die Ari hinterließ, und erteilten ihrerseits schriftliche Anweisungen an ihn, bevor sie sich dem Spiel oder anderweitiger Zerstreuung widmeten. Meistens setzte Alaida sich eine Weile zu ihnen, schweigend mit einer Stickarbeit, und zog sich dann zurück. Die Anwesenheit der zusätzlichen Arbeitskräfte und deren Versorgung schienen ihr zu schaffen zu machen. Ivo jedoch kam ihre Erschöpfung recht gelegen, brauchte er doch, wann immer er sich zu ihr legte, umso weniger zu fürchten, dass er der Versuchung nicht widerstehen konnte, da Alaida bereits fest eingeschlafen war. Somit war allem Gerede ein Riegel vorgeschoben.
    Der Januar verging schneller, als Ivo erwartet hatte, und im Februar, an Mariä Lichtmess, wurde bereits damit begonnen, den Boden zu pflügen. Gleichmäßig wie die Furchen, die auf den Äckern gezogen wurden, verstrich ein Tag nach dem anderen, und die Motte wuchs stetig weiter. All das hatte etwas Behagliches. Es tat gut, ein Zuhause zu haben, wohin man zurückkehren konnte, und jeden Abend in Gesichter zu blicken, die einem vertraut waren. Das milderte die stets vorhandene Angst vor Entdeckung und den Gedanken an den Fluch und alles, was damit verbunden war. Wie lange es so weitergehen würde, das wussten allein die Götter. Im Moment jedoch nahm das Leben in beinahe normalen Bahnen seinen Lauf.
    So fühlte Ivo sich umso unbehaglicher, als er eines Abends – es war kurz vor den Iden des Februar – allein durch das Tor ritt, nachdem Brand verkündet hatte, er wolle endlich Merewyns Einladung zu einem Krug Bier annehmen. Zum ersten Mal stand Tom nicht bereit. Stirnrunzelnd ritt Ivo zu den Ställen hinüber, übergab Fax an einen Stallburschen, den er kaum kannte, und fragte: »Wo ist Tom?«
    »In der Halle, My Lord. Lady Alaida hat nach ihm geschickt.«
    »Aha. Gut. Dann sieh du also zu, dass mein Pferd gut versorgt wird.«
    »Aye, My Lord. Ich habe Tom schon einige Male mit Fax geholfen. Ich werde mich gut um ihn kümmern.«
    Als Ivo das Herrenhaus betrat, verstärkte sich sein Unbehagen. Üblicherweise saß bei seiner Ankunft der ganze Haushalt mit gewaschenen Händen an den Tischen, bereit zum Essen. Doch an diesem Abend war alles anders. Wie die aufgescheuchten Hühner liefen Mägde und Knechte umher. Die niederen Tische wurden gerade erst aufgestellt, Fässer und Kisten stapelten sich neben der Tür. Als eine der Mägde Ivo schließlich bemerkte, eilte sie sogleich auf ihn zu.
    »Was zum Teufel geht hier vor? Wo ist Geoffrey?«, fragte Ivo.
    »Oben, My Lord, bei Lady Alaida. Soll ich ihn holen?«
    »Nein. Ich gehe selbst.« Abermals runzelte Ivo die Stirn und ging hinauf in ihr Zimmer. Dort hatte Alaida ein paar Dienstboten um sich versammelt, unter den Frauen und Männern befanden sich auch Geoffrey und Tom.
    Als Letzterer Ivo sah, riss er erschrocken die Augen auf. »My Lord! Verzeiht mir. Ich habe gar nicht bemerkt, dass es schon so spät ist.«
    »Offensichtlich«, sagte Ivo. »Ich war …«
    »Es ist meine Schuld, My Lord«, fiel Alaida ihm ins Wort. Hastig stellte sie sich Ivo in den Weg, als fürchte sie, Tom würde seine Faust ebenso zu spüren bekommen wie Wat. Verstimmt nahm Ivo den erneuten Beweis ihres Misstrauens zur Kenntnis. Mittlerweile war beinahe ein Monat vergangen, und offenbar war es ihm noch immer nicht gelungen, diesen Fehler auszubügeln. »Ich hatte alle zu meinen Zwecken herbestellt, auch Tom. Du kannst ruhig gehen, Tom.«
    »Was für Zwecke sind

Weitere Kostenlose Bücher