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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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Wunden gut verheilen.«
    »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte Brand. »Wir werden zum Abendessen erwartet.«
    »Es wird nicht lange dauern. Seid so gut,
Messire.
«
    Sir Brand sah Lord Ivo an, und dieser sagte achselzuckend: »Ich habe nichts dagegen. Dann kann ich Alaida erzählen, dass ihre Heilerin sich deine Narben angesehen hat. Vielleicht ist sie dann weniger aufgebracht darüber, dass wir den ganzen Tag fort waren.«
    »Einverstanden«, sagte Sir Brand und schwang sich mühelos aus dem Sattel – bemerkenswert mühelos, angesichts der Verletzung an seiner Hüfte. Merewyn legte das Bündel Kleidung auf eine Bank neben der Tür und hängte die Hasen an einen Haken daneben. Dann wandte sie sich Sir Brand zu. »Zunächst bitte den Arm,
Messire.
«
    Als Lord Ivo von »Narben« sprach, hatte Merewyn angenommen, es handele sich um eine beschönigende Untertreibung. Doch als Sir Brand den Ärmel heraufzog, war tatsächlich nicht mehr als eine leicht verhärtete, rötliche Narbe zu sehen, die schien, als sei sie bereits einen Monat alt. Merewyn untersuchte seine Handfläche und strich darüber. Die offenen Risse und Kratzer waren zu feinen Linien verblasst. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und als sie den Kopf hob, blickte ein Augenpaar zu ihr hinab, das leuchtete wie der Sommerhimmel an einem klaren Tag.
    »Hab ich’s nicht gesagt? Ich habe gutes Heilfleisch«, erklärte Sir Brand.
    Mit glühenden Wangen ließ Merewyn seine Hand sinken und ging einen Schritt zurück. »Ihr werdet wohl Eure Hose ein Stück herunterlassen müssen, damit ich mir die Wunde an Eurer Hüfte ansehen kann.«
    »In den vergangenen Tagen haben mich mehr Frauen gebeten, die Hose herunterzuziehen, als zuvor in mehreren Jahren«, sagte Sir Brand zu Lord Ivo, der lachen musste. Sir Brand krempelte sein Hemd hoch und schnürte die Hose auf. »Hat dein Mann nichts dagegen, dass fremde Männer sich, äh, vor dir ausziehen?«
    »Ich habe keinen Mann, Sir.«
    Erstaunt runzelte Sir Brand die Stirn. »Ich war zwar nicht ganz bei klarem Verstand in jener Nacht, aber ich würde jedes schnelle Pferd dafür verwetten, dass du sagtest, du würdest mir eine paar alte Sachen deines Mannes zum Anziehen geben.«
    »Das sagte ich auch. Mein Mann ist seit fünf Jahren tot.«
    »Das tut mir leid. Aber ich bin froh, dass du seine Kleidung aufgehoben hast. So brauchte ich mir auf dem Weg nach Alnwick nicht den Hin …, äh, … nicht zu frieren.«
    Lächelnd sagte Merewyn: »Irgendwann müsst Ihr mir erzählen, wie Ihr überhaupt splitternackt im Wald gelandet seid.«
    »Ja, irgendwann«, sagte Brand und zog seine Hose so weit nach unten, dass Merewyn sich seine Hüfte ansehen konnte. Sogleich verblasste ihr Lächeln. Auch diese Wunde war wesentlich besser verheilt, als man hätte annehmen können. Der Bluterguss, der sich normalerweise zunächst verfärben würde, war kaum noch zu sehen. Die ehemals klaffende Wunde hatte sich geschlossen und war fast vollständig verheilt. Lediglich die Stelle, die sie nicht hatte nähen können, war von einer dicken Kruste bedeckt. »Das ist … sonderbar. Bemerkenswert. Wo sind denn die Fäden?«
    »Die meisten habe ich herausgezogen. Sie juckten, je mehr die Wunde heilte.«
    Merewyn nickte gedankenverloren. »Ich hatte keine Seidenfäden zur Hand. Nun lasst mich Euer Bein sehen, Sir.«
    Brand zog die Hose ein Stück weiter herunter und hastig wieder herauf, so dass Merewyn nur einen kurzen Blick auf die rötlich verfärbte Narbe werfen konnte.
    »Gutes Heilfleisch ist eine Sache,
Messire,
aber das hier ist …«,
Magie,
wollte sie sagen, aber da sie die beiden Männer kaum kannte und nicht wusste, wie sie es mit der Kirche hielten, sagte sie nur: »… bemerkenswert.«
    »Die alte Amme meiner Frau machte jedes Mal, wenn sie den Verband erneuerte, Wickel mit einer Mischung aus Honig und Beinwell«, erklärte Lord Ivo. »Sie sagte, das würde die Heilung beschleunigen.«
    Merewyn nickte nachdenklich. Noch immer konnte sie kaum glauben, was sie gesehen hatte. »Bôte versteht etwas davon. Ich hätte wahrscheinlich auch Honig aufgetragen, wenn ich welchen zur Verfügung gehabt hätte.« Doch die beschleunigte Heilung konnte nicht allein an den Honigwickeln liegen, auch sämtliche Beinwellwurzeln Englands hätten dies nicht vermocht. Irgendetwas war höchst seltsam an Sir Brand und seiner plötzlichen Genesung. »Sagt My Lady, Sir Brand sei vollkommen wiederhergestellt, My Lord. Und richtet ihr aus, ich hätte gesagt, sie

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