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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Flügel und fingen den Wind ein. Sie spürte den Ruck durch ihren ganzen Körper, als sich die Haut spannte und den Fall bremste. Kaum vier Meter über dem Boden verharrte sie für einen Moment, ehe sie mit einigen Flügelschlägen kehrtmachte und in einem weiten Bogen wieder auf den Sternenhimmel zuschoss. Ein Jauchzen drang ihre Kehle hoch, und sie ließ ihm freien Lauf. Das war das wahre Leben! Die Nacht gehörte ihr allein.
    Brent stieß die Tür weiter auf und trat auf das Dach hinaus. Die Stahltür schlug hinter ihm mit einem dumpfen Dröhnen zu und schickte den Kirchturmglocken einen dreizehnten Schlag hinterher.
    »Raika?«, rief er noch einmal und fühlte sich plötzlich sonderbar verzagt. Noch mehr als sonst, wenn er ihr gegenübertrat. Was für eine dumme Idee, ihr so nachzulaufen. Hatte sie ihn jemals auch nur andeutungsweise spüren lassen, sie könnte für seine Verehrung empfänglich sein? Und nun lief er ihr wie ein Junge auf dem Schulhof hinterher und bettelte um ihre Gesellschaft!
    Er spürte die geschlossene Tür in seinem Rücken. Ach was, jetzt war er schon einmal hier. Mehr als eine Abfuhr konnte sie ihm nicht erteilen.
    Brent entfernte sich ein paar Schritte vom Treppenschacht und lauschte dem Knirschen unter seinen Schuhen. Langsam schweifte sein Blick von einer Seite zur anderen. Wo war sie nur abgeblieben? Sie war doch nicht etwa bis zur Dachkante vorgelaufen, um hinunterzusehen? Allein die Vorstellung ließ ihn erschaudern, und er setzte seine Schritte noch zögerlicher.
    Plötzlich blieb er stehen. Er bückte sich und griff nach dem, was da vor seinen Füßen lag.
    Ein Blazer. Raikas Blazer. Er erkannte ihn sofort. Den Duft, der aus dem Stoff aufstieg, hätte er jederzeit erkannt.
    Warum hatte sie ihn ausgezogen? Warm war es hier oben nicht gerade. Ja, der Wind war geradezu kalt und blies in stürmischen Böen. Brent fröstelte. Er legte den Blazer sorgfältig zusammen und hängte ihn über seinen Arm. Dann ging er noch einen Schritt weiter und bückte sich erneut.
    Ihre Bluse.
    Nein, das konnte nicht sein. Das war irgendein Streich seiner verdorbenen Fantasie. Und noch weniger konnten das dort ihr Rock und ihre Schuhe sein.
    O Gott!
    Ihre Kleidungsstücke in den Armen, blieb er wie erstarrt stehen. Sein Blick tastete sich fast widerwillig voran, bis er an der Dachkante kleben blieb.
    Nein, das konnte auf keinen Fall sein!
    Und doch. Er drehte sich einmal um seine Achse. Nichts. Er konnte keine Menschengestalt auf dem Dach sehen. Sie war nicht hier – wenn sie sich nicht gerade hinter der Mauer des Treppenschachts verbarg.
    Nackt! Im kalten Nachtwind.
    Es war absurd. Doch noch unglaublicher war die einzige andere Erklärung, die sein Verstand ihm anbot.
    Doch das durfte nicht sein!
    Brent machte einen weiteren kleinen Schritt vorwärts. Die Dachkante war nun noch etwa zwei Meter entfernt. Er würde auch diese Strecke überwinden müssen, um hinuntersehen zu können.
    Noch ein kleiner Schritt.
    Dabei wollte er gar nicht nach unten sehen. Tiefe Abgründe machten ihm Angst. Sie lockten und zogen. Es gab Dämonen dort unten, die einen ins Verderben stürzten. Wenn Raika nicht gewesen wäre, hätte er im Leben nie dieses Dach erklommen, einunddreißig Stockwerke über dem Grund.
    Noch konnte er zurück. Das alles war nicht geschehen. Sein Blick fiel auf die Kleider in seinem Arm.
    Er konnte sie einfach hier liegen lassen, ins Büro zurückgehen und dann warten, was passierte. Dieser Albtraum konnte enden, oder ein anderer würde beginnen. Einer, in dem es Raika nicht mehr geben würde. Er beugte sich herab und legte das Kleiderbündel auf den Kies.
    So ist es recht, ertönte eine Stimme in seinem Geist.
    Brent schreckte hoch. War das sie ?
    »Raika, wo bist du?«, hauchte er kläglich, ohne wirklich auf eine Antwort zu hoffen, und dennoch war da wieder diese körperlose Stimme, die nach der ihren klang und doch auch wieder nicht. Sie war ein wenig tiefer, rauer, erotischer. Sie lockte ihn und spielte mit ihm. Das war nicht Raikas Art. Sie klang meist eher abweisend oder genervt.
    Komm hierher, dann zeige ich dir etwas.
    Er wollte nicht, und dennoch machten seine Füße wie von allein zwei weitere Schritte auf den Abgrund zu.
    »Was willst du mir zeigen?«, fragte er den Wind. Sein Blick irrte ziellos umher. Er konnte sie nicht sehen, und doch musste sie hier irgendwo sein. Oder wurde er verrückt?
    Er stöhnte. In seinem Geist vernahm er ein Kichern.
    Komm! Nur noch zwei, drei Schritte, dann

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