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Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin

Titel: Nachtmahr - Das Erwachen der Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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an ihr vorüber, und noch ehe er dem Richtungswechsel folgen konnte, hatte die Taube im dichten Buschwerk Deckung gesucht.
    Noch einmal strich er dicht über dem grünen Blattwerk hinweg, musste aber einsehen, dass ihm die Beute für dieses Mal entwischt war. In weiten Kreisen schraubte er sich wieder in die Höhe, um nach einem neuen Opfer Ausschau zu halten.
    Der Mann im unauffälligen Gewand eines Landadeligen ließ den Vogel nicht aus den Augen. Er war nur mittelgroß, doch niemand würde ihn selbst in einer größeren Gruppe von Menschen übersehen. Seine Persönlichkeit war so ausgeprägt, dass viele nervös den Blick senkten, wenn er seine grauen Augen auf sie richtete. Auch sein Haar war ergraut, doch die wettergegerbte Haut war erstaunlich faltenlos, wodurch sein Alter schwer zu schätzen war. Überhaupt wäre kein Mensch seinem wahren Alter überhaupt nahe gekommen. Nicht einmal seine Gefolgsleute wussten genau, wie lange der Councillor schon auf der Erde weilte. Das war aber auch nicht wichtig. Entscheidend war, dass sie seine Führung anerkannten und ihm bedingungslos folgten.
    Winston Campbell ließ seinen Falken selbst dann nicht aus den Augen, als ein Mann zu ihm trat, der mit einem deutlichen Räuspern seine Aufmerksamkeit forderte.
    Der Mann räusperte sich ein zweites Mal, bevor er sich entschloss zu sprechen, obwohl der Herr im Jagdgewand ihn nicht dazu aufgefordert hatte.
    »Councillor, verzeihen Sie, dass ich Sie störe.«
    Es muss schon etwas Außergewöhnliches geschehen sein, dass er sich zu dieser Respektlosigkeit hinreißen ließ , dachte Winston Campbell, während er in aller Seelenruhe ein totes Küken aus seiner Jagdtasche holte und es deutlich sichtbar auf seinem Lederhandschuh platzierte – zumindest für die Augen eines Falken. Dann stieß er einen hellen Pfiff aus. Der Falke schien für einen Moment innezuhalten, dann legte er noch einmal seine Flügel eng an den Leib und stürzte zu seinem Herrn herab, hinter dem ein paar Meter entfernt eine kleine Gruppe von Männern und zwei schlammbespritzte Geländefahrzeuge im Heidekraut standen. Er landete sicher auf der Faust und nahm sich seine Belohnung.
    »Grant!«
    Der Angesprochene löste sich von der Gruppe und trat näher. Winston Campbell befestigte einen Lederriemen am Geschüh des Falken und reichte ihn seinem Adjutanten, der beflissen seinen Handschuh vorstreckte. Der Falke beäugte ihn misstrauisch, und es bedurfte schon einer strengen Aufforderung seines Herrn, dass er auf den anderen Falknerhandschuh überstieg und sich zum Wagen zurückbringen ließ. Dann endlich wandte sich der Councillor dem Besucher zu. Er musterte ihn vom Kopf bis zu den schlammbespritzten schwarzen Lackschuhen, die hier draußen seltsam fehl am Platz schienen. Auch seine schwarzen Hosenbeine und der Saum seines langen hellgrauen Mantels waren beschmutzt. Ansonsten hätte er gut zu den Bankern und Versicherungsvertretern der Londoner City gepasst, auch wenn die Breite seiner Schultern bereits eine Ahnung davon gaben, dass er nicht zu den Schreibtischtypen gehörte, deren einzige sportliche Betätigung in einer kleinen Joggingrunde am Wochenende bestand, die lediglich dazu diente, das Gewissen zu beruhigen und den mahnenden Worten der Ärzte wenigstens etwas entgegensetzen zu können.
    Winston Campbell, Duke of Roxburgh, den viele seiner Männer auch nur »the Duke« nannten, obwohl dieser die Anrede »Councillor« bevorzugte, hob die Augenbrauen. »Nun, Hunter, was könnte es so Wichtiges geben, dass du deinen Posten verlässt und dich in dieser Eile hierherbegibst, um mich bei meiner sonntäglichen Jagd zu stören?«
    »Councillor, wenn es stimmt, dann bringe ich die unglaublichste, aber auch die schlimmste aller Nachrichten: Die Gesuchte, welche die Mahre Eclipse nennen, ist aufgetaucht, und nicht nur das: Sie ist in Gryphon Manor!«
    Winston Campbell nickte bedächtig. »Dann haben wir uns also geirrt, willst du mir das damit sagen?«
    Hunter zuckte mit den Schultern und sah den Councillor voll Reue an. »Das würde es bedeuten, wenn die Mahre recht haben, und ich fürchte, es gibt keinen Grund, eine List ihrerseits anzunehmen.«
    »Dann ist es also, wie ich seit Langem befürchte: Unsere Informationen waren falsch. Ich frage mich: Wie konnte das passieren? Stimmten nicht alle Anzeichen? Haben die Guardians das Haus nicht wie ein Bienenschwarm umschwirrt? Alles nur ein Ablenkungsmanöver, um die Identität der wahren Eclipse geheim zu halten? Nun, wenn

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