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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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und ein bisschen zu spitz klang, und es tat ihm schon leid, bevor er zu Ende gesprochen hatte. Er hatte nicht vor, die Atmosphäre zu vergiften, denn Kai war ihm eigentlich recht sympathisch. Zwar ein Hetero durch und durch, aber auch eine ehrliche Haut und eine Spur unkonventionell mit einem wohltuenden Schuss Humor.
    Um die Schärfe seiner vorigen Bemerkung abzumildern, fügte er hinzu: »Ich glaube, ich hatte einfach nur die Sehnsucht, in Italien eine Immobilie zu besitzen. Irgendwo ein Domizil, ein Nest, das mir gehört. Ich weiß nicht, wie oft ich hier sein werde, aber es ist einfach ein gutes Gefühl, in Berlin zu arbeiten und zu wissen, ich könnte mich jederzeit ins Auto setzen und nach Montebenichi fahren. Ich muss kein Hotelzimmer buchen und keine Koffer packen, ich bin dort zu Hause, auch wenn ich vielleicht nur selten meine Zeit dort verbringe.«
    »Das verstehe ich gut.«
    Der Kellner kam an den Tisch, und Kai bestellte sich ein riesiges Fiorentiner-Steak, er selbst begnügte sich mit einer gegrillten Hühnerbrust und Salat.
    »Es ist einfach meine Wohnung, denke ich. Basta. Man kann es vielleicht auch nicht als Urlaub bezeichnen, wenn ich dort bin, sondern eher als kreativen Ortswechsel . Ich wohne dann eben dort. Auf jeden Fall wollte ich statt etwas Touristisches lieber bescheidener Teil einer Dorfgemeinschaft sein. Wenn ich morgens auf meinem Balkon einen Cappuccino trinke, dann will ich mich mit der Frau unterhalten, die die Piazza fegt, und nicht mit einem gelangweilten Angestellten in einem Souvenirladen, der Badelatschen, Sonnenhüte und Quietscheenten verkauft.«
    Bei dem Wort »bescheiden« musste Kai zwar innerlich grinsen, dennoch wurde ihm Matthias allmählich sympathisch.
    »Wie laufen die Geschäfte sonst so hier in der Toskana?«, fragte Matthias.
    »Ganz gut, aber ich würde Ihnen nicht raten umzuziehen, dazu gibt es hier einfach zu viel Konkurrenz. Und haufenweise kleine Möchtegern-Immobilienmakler, die ihren Job nicht verstehen.«
    »Solche Typen gibt es bei uns in Deutschland auch. Da darf man sich nicht verrückt machen lassen.«
    Die Vorspeise kam, und Kai wusste nicht, worüber er sich mit seinem Gast unterhalten sollte. Also schnitt er ein Thema an, das in der Regel jeden interessierte.
    »Sie sind ja nun vom Fach«, begann er grinsend. »Ich habe seit Jahren drei interessante Immobilien im Angebot, die unverkäuflich sind. Das heißt, ich habe alles probiert, es findet sich einfach kein Käufer.«
    »Warum?« Matthias’ Neugier war geweckt.
    »Weil in allen Häusern, die wirklich außergewöhnlich schön und typisch toskanisch sind, Morde geschehen sind. Bei der einen Immobilie handelt es sich um eine zauberhafte, romantische Wassermühle, aber leider lebte dort ein Kindermörder, der auch in diesem Haus gemordet hat. Das zweite ist eine einsame Ruine im Wald. Das Besondere an diesem Haus ist, dass es so klein ist. Das hat man hier bei Einzellagen in der Toskana nur ganz, ganz selten. Ein richtiges Hexenhaus, sehr verwunschen, aber dort spielte sich eine Familientragödie ab, und man hat eine Frau mit durchschnittener Kehle gefunden. Und das dritte ist ein großer Landsitz mit riesigem Grundstück, wo eine Frau ihren Mann getötet und im Garten vergraben hat. Alle Häuser haben etwas Besonderes, aber keiner will sie haben.«
    »Das kann ich verstehen«, erwiderte Matthias. »Ich würde auch nicht in einem Haus leben wollen, in dem jemand umgebracht wurde. Mein Gott, wie entsetzlich!«
    Jetzt hab ich ihn für einen Moment aus der Fassung gebracht, offensichtlich ist er ein ängstlicher Mensch, dachte Kai.
    Matthias sah den Makler mit weit aufgerissenen Augen an. »Ich hoffe nicht, dass in meiner Wohnung in Montebenichi schon mal etwas Ähnliches passiert ist. Das hätten Sie mir sagen müssen, dann hätte ich die Wohnung nicht gekauft.«
    »Nein, nein, da können Sie ganz versichert sein. Ich weiß genau, dass sich in diesem Appartement noch keine Tragödien abgespielt haben. Ich meine, Tragödien gibt es zwar überall, aber ermordet wurde dort noch niemand. Sie können sich entspannen.«
    Kai grinste.
    »Wurden die Mörder denn in allen Fällen gefasst?«
    »Na sicher. Und das Merkwürdige ist, dass in allen drei Fällen Deutsche mit im Spiel waren. Aber die Zusammenarbeit zwischen den Carabinieri und der deutschen Polizei klappt außergewöhnlich gut.«
    »Aha.« Mehr sagte Matthias nicht, denn in diesem Moment servierte der Kellner die Fleischgerichte. Das riesige

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