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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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fesseln.
    Dann spazierte Matthias durchs ganze Haus, um zu sehen, wo für das, was er vorhatte, der beste Platz war.
    Die Betten, die er fand, waren entsetzlich. In seinen Augen unförmige Ungetüme, wie konturenlose Pritschen mit kostbaren Überdecken und fantasielosen Kopfteilen mit integriertem Radio und Stereoanlage, aber ohne jede Möglichkeit, jemanden anzubinden. In dieser Villa gab es kein Gitter-, kein Messing-, kein Eisenbett, auch kein Himmelbett, das wenigstens an allen vier Ecken einen Pfosten gehabt hätte.
    So viel Einfallslosigkeit hatte er der Familie Hersfeld gar nicht zugetraut.
    Und so entschied er, vorerst im Kaminzimmer zu bleiben.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte er, als er zu Bastian zurückkehr te, aber Bastian antwortete nicht. Er drehte nur wüst den Kopf hin und her, als könnte er sich so von seinen Fesseln befreien.
    Seine Hände waren über dem Kopf zusammengebunden und an die Heizung gefesselt. Matthias war klar, dass diese Haltung auf die Dauer sehr unangenehm war, aber das stand jetzt nicht zur Debatte.
    »Hab keine Angst«, flüsterte er und schob ihm seinen Finger in den Mund. »Die Prinzessin tut dir nicht weh. Du wirst es nicht spüren.«
    Dann küsste er ihn.
    Da er keine Lust hatte, Bastian noch einmal loszubinden, ging er in die Küche, holte ein Messer und schnitt ihm die Sachen vom Leib.
    Bastian wehrte sich nicht und lag jetzt nackt und hilflos vor Matthias, der sich nicht sattsehen konnte. Er drehte ihn auf die Seite und vergewaltigte ihn. Zuerst langsam und vorsichtig, dann immer wilder und brutaler.
    Bastian starrte mit weit aufgerissenem Mund zur Wand, als wollte er schreien, aber er brachte keinen Ton heraus.
    Matthias holte den Seidenschal aus seiner Tasche und fuhr mit ihm sanft über Bastians Körper.
    Dann legte er ihn um Bastians Hals. Aber er zog noch nicht zu.
    Lange noch nicht.
    »Ich bin deine Prinzessin«, flüsterte er. »Nur für diese eine Nacht.«

57
    57
    Der Morgen war kühl, und Nebelschwaden zogen über den See. Ein untrügliches Zeichen, dass der Herbst nicht mehr weit war.
    Wilhelm Wesseling überließ sich nicht wie sonst ein paar Minuten lang seinen Träumen, denn circa fünfzig Meter entfernt trieb ein Ruderboot im Wasser.
    Größer als seines, das schon fast auseinanderfiel, und soweit er erkennen konnte, tadellos in Schuss. Und es saß niemand darin.
    Er beobachtete es jetzt bestimmt schon eine Viertelstunde, nichts regte sich. Immerhin konnte es ja sein, dass jemand darin schlief.
    Der See war spiegelglatt, daher dümpelte das Boot fast auf der Stelle.
    Wenn wirklich niemand in dem Boot war, würde er es sich holen. Bis an sein Lebensende würde es ihm zum Angeln reichen. Und wahrscheinlich müsste er auch nie wieder Wasser schöpfen, das langsam, aber unaufhörlich in sein altes Boot eindrang.
    Wilhelm zog sich eilig Gummistiefel und Anorak an, machte sein Boot los und ruderte zu dem Geisterschiff.
    »Hallo!«, rief er, als er näher kam, und seine Stimme schallte über den See, aber es kam keine Antwort.
    Bei Wilhelm wuchs die Hoffnung.
    Noch zehn Meter, noch fünf, noch zwei. Er bekam die Bordwand zu fassen, hielt sich am Boot fest und erhob sich etwas, um hineinsehen zu können.
    Auf dem Boden des Bootes lag ein junger Mann. Er war vollständig nackt, sein blondes Haar klebte am Kopf, und seine Augen starrten weit aufgerissen und angstvoll in den Himmel.
    Wilhelm saß da wie gelähmt. Das Boot schaukelte leicht. Er wusste weder, was er denken, noch, was er machen sollte. Die Situation überforderte ihn völlig.
    Wilhelm Wesseling brauchte fast zehn Minuten, bis er sich einigermaßen gefangen hatte.
    Dann ruderte er, wie er schon ewig nicht mehr gerudert hatte, und schleppte das Boot mit der Leiche ans Ufer seines Grundstücks.
    Er ist also wieder da, dachte Susanne Knauer und zog ihre Jacke, die hier in den frühen Morgenstunden am Wasser deutlich zu dünn war, enger um ihren Körper. Verdammt noch mal, unsere Prinzessin mordet wieder.
    Dr. Schacht kam zu Susanne und riss sie aus ihren Gedanken.
    »Viel kann ich Ihnen noch nicht sagen«, meinte er, während er sich die Handschuhe von den Fingern zog. »Auf alle Fälle wurde er erdrosselt. Aber das ist auch so ziemlich das Einzige, was feststeht. Herauszufinden, ob Drogen im Spiel waren, und die Bestimmung des Todeszeitpunktes dauert noch eine Weile. Sie kennen das ja.«
    »Ist er im Boot getötet worden?«
    »Auch das weiß ich noch nicht, aber ich denke mal, eher nicht. Die geringste

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