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Nachtprinzessin

Nachtprinzessin

Titel: Nachtprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Briefmarke. Nein, so was tut mir in der Seele weh. Jetzt liegt der Marder im Schilf, da wird er seine letzte Ruhe finden.«
    Bastian fand diese Einstellung und diesen Zirkus für einen mausetoten Marder zwar reichlich merkwürdig, sagte aber nichts.
    Matthias ging ins Bad. Pro forma ließ er das Wasser laufen, immerhin konnte es ja sein, dass Bastian horchte. Jetzt kam es vor allem darauf an, dass er nicht den geringsten Verdacht schöpfte.
    Er füllte ein Zahnputzglas mit Leitungswasser und verließ damit das Bad.
    Bastian stand mit verschränkten Armen im Flur.
    Matthias spielte den Unsicheren und trank einen Schluck Wasser.
    »Sie können natürlich auch gern etwas anderes zu trinken haben.«
    Genau darauf hatte Matthias abgezielt. »Ach, vielleicht ein bisschen Saft und ein Mineralwasser wäre herrlich. Es war heute so heiß, und ich war den ganzen Tag unterwegs und hatte keine Zeit, genügend zu trinken.«
    Er folgte Bastian in die Küche.
    Bastian holte eine Tüte Traubensaft aus dem Kühlschrank und öffnete sie. Dann schenkte er zwei Gläser jeweils halb voll und stellte noch zwei Glas Mineralwasser dazu.
    Bastian blieb stehen. »Ich muss mir schnell was zu essen machen. Möchten Sie auch was?«
    »Nein danke. Aber wir können auch zum Italiener gehen, wenn du willst. Ich lad dich ein.«
    Bastian schüttelte den Kopf. »Hab nicht viel Zeit.«
    Was hat er denn?, überlegte Matthias und war einen Moment verunsichert. Bekam er heute Abend etwa noch Besuch von Freunden? Das wäre fatal.
    Es war ein Leichtes, die K.-o. -Tropfen ins Glas fallen zu lassen, während Bastian Käse und Margarine aus dem Kühlschrank nahm und sich ein Käsebrot schmierte. Zusätzlich versuchte Matthias, ihn abzulenken, indem er redete.
    »Das Haus ist wirklich toll geworden, alle Achtung. Deine Eltern haben für Innenarchitektur offensichtlich ein gutes Händchen.«
    »Das macht alles meine Mutter.«
    »Ich kann mich noch genau erinnern, wie die Villa aussah, als sie total leer war. Jetzt hätte ich sie – glaub ich – kaum wiedererkannt. Wenn deine Mutter zurückkommt, grüß sie schön und sag ihr: mein Kompliment!«
    Bastian legte sein Brot auf den Tisch und setzte sich. Matthias nahm sein Glas.
    »Prost. Und guten Appetit.«
    »Danke.«
    Bastian nahm ebenfalls sein Glas und trank es in einem Zug leer.
    Jetzt galt es nur noch, ein paar Minuten zu warten.
    Matthias redete über Italien, erzählte von seiner neuen Wohnung und der zauberhaften Insel Giglio, die man unbedingt einmal besucht haben müsse.
    Bastian aß gierig und hörte nur mit halbem Ohr hin. Was der merkwürdige Makler alles erzählte, interessierte ihn herzlich wenig.
    Gut, dass du die Tropfen auf nüchternen Magen genommen hast, dachte Matthias, so geht es noch schneller.
    Niemals hätte er sich vorstellen können, wie leicht es war, an K.-o. -Tropfen heranzukommen. Es kostete ihn eine halbe Stunde Recherche im Internet, dann fuhr er in einen Baumarkt und kaufte sich Lösungsmittel für Graffiti und Klebstoffe. Das war alles. Er konnte es gleich in dieser Form verabreichen. Schwierig war nur der unangenehme Geschmack, aber in einem großen Glas Fruchtsaft verdünnten sich zwei oder drei Milliliter ausreichend. Jedenfalls war Bastian offenbar nichts aufgefallen.
    Seit zwei Monaten bewahrte er die Droge bereits in seinem Kühlschrank auf. Er hatte sie nicht gebraucht, da alle freiwillig das taten, was er wollte. Jetzt, bei Bastian, kam sie endlich zum Einsatz.
    Der gesamte Cocktail kostete ihn so noch nicht mal vierzehn Cent.
    Perfekt. Manchmal war das Leben einfacher, als man dachte.
    Bastian sah ihn komisch an. Matthias wusste, dass ihm übel war, er aber nichts sagen wollte, weil er sich dem Fremden gegenüber keine Blöße geben wollte.
    Nach weiteren zwei Minuten hielt er es nicht mehr aus.
    »Mir ist so verdammt übel«, stöhnte er. »So scheiß schlecht, ich weiß gar nicht, was los ist.«
    »Komm«, sagte Matthias und nahm ihn an der Hand. »Du musst dich hinlegen, dann geht es dir gleich besser.« Er hoffte inständig, dass er nicht zu hoch dosiert hatte und Bastian in diesem Zustand bleiben und nicht gleich ohnmächtig werden würde. Mit einem Ohnmächtigen zu spielen, hatte er wenig Lust.
    Hinterher würde Bastian sich zwar an nichts erinnern, aber das war in diesem Fall gleichgültig. Es würde kein Hinterher und kein Aufwachen am nächsten Tag geben.
    Er führte ihn ins Kaminzimmer, Bastian folgte ihm und ließ sich problemlos erst einmal an die Heizung

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