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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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Adern stärkte seine Nerven.
    „Dann werde ich einen Deal mit dem FBI machen.“ Seine Stimme wurde lauter. „Ich werde denen erzählen, was dein Sprössling in meinem Club gemacht hat.“
    Die Drohung schwebte in der Luft wie der Rauch eines Feuers. Sein Gegenüber legte die manikürten Fingerspitzen aneinander. Die Smaragdaugen des schlangenförmigen Rings, der an einem seiner Finger steckte, blitzten auf. Schweiß rann Armands Nacken hinab und in seinen Kragen, doch er sprach weiter.
    „Ich habe ihn gesehen. Ich habe ihn zusammen mit dem ersten Mädchen gesehen – und dann, ein paar Tage später, mit dem zweiten. Er hat sie mit nach draußen genommen und in deinen verdammten Mercedes gesetzt, Carteris. Wegen des Zeugs, das ich für dich importiere, verdächtigen sie mich der Morde. Ich habe dich nie gefragt, wofür du die Reproduktionen brauchst …“
    Christian Carteris setzte die Brille ab und legte sie auf den Schreibtisch. „Du hast mich nie gefragt, weil es dich nichts angeht. Ich bin dein Kunde, und du hast für deine Dienste eine beträchtliche Provision erhalten. Diskretion ist maßgeblich in deinem Gewerbe, oder etwa nicht?“
    Armand explodierte. „Die Rosenkränze bringen mich mit den Morden in Verbindung, verdammt noch mal! Lass mich dir eines sagen – wenn sie mich kriegen, kriegen sie dich auch! Ich werde alles sagen, was ich weiß, um diese Anklage wegen Drogenhandels loszuwerden!“
    „Du spielst ein riskantes Spiel. Was passiert, wenn das FBI für solche Deals nicht in der Stimmung ist? Erst recht nicht mit einem skrupellosen Drogendealer.“
    „Darum gebe ich dir die exklusive Gelegenheit, mein Schweigen zu kaufen.“
    Nach einer langen Pause öffnete Carteris eine Schublade undzog eine Rolle Geldscheine hervor. Er warf sie auf den Schreibtisch. Armand nahm das Geld und blätterte die Scheine durch. Aber im nächsten Moment verengte er seine blutunterlaufenen Augen zu schmalen Schlitzen.
    „Zehntausend Dollar? Das ist noch nicht mal eine Anzahlung.“ Er klopfte sich selbstgefällig an die Brust. „ Ich bin das Bindeglied. Ich bin alles, was das FBI braucht, um die Verbindung zwischen diesen toten Mädchen, den Rosenkränzen und dir herzustellen.“
    Die Lippen aufeinandergepresst, erhob Carteris sich zu seiner vollen Größe. Als er um den Tisch herumkam, machte Armand unwillkürlich einen Schritt zurück.
    „Ich bin traurig, dass du unsere Freundschaft auf diese Weise missbrauchst, Armand. Doch ich werde darüber hinwegsehen, denn ich verstehe deine gegenwärtige Notlage. Ich werde deiner Bitte entsprechen, schließlich ist es in unser beider Interesse, wenn du verschwindest. Komm mit mir!“
    Armands Herz fing an zu klopfen. „Wohin gehen wir?“
    „Zu meinem Safe.“ In Carteris’ Stimme schwang Gereiztheit mit. Er schritt zu der geschnitzten Holztür, die von seinem Büro in den Flur führte. „Zu deinem Glück habe ich eine hübsche Summe im Haus.“
    Armand fiel in den forschen Schritt des Arztes ein. Unwillkürlich fiel sein Blick auf dessen starke Schultern, die sich unter dem gestärkten Hemd deutlich abzeichneten. Es war schon weit nach Mitternacht, aber dennoch hatte Carteris ihn hellwach und tadellos gekleidet an der Tür begrüßt. Armand war die Schwellung um sein rechtes Auge aufgefallen, und er fragte sich, wie der Chirurg dazu gekommen war. Hatte er vielleicht eines seiner Opfer gequält? Der Gedanke ließ Armand frösteln. Im inneren Kreis der Gothic-Gemeinde waren eine Weile lang Gerüchte über Carteris’ grausame Aktivitäten umgegangen. Doch mit diesen Morden war klar: Der Arzt hatte offenbar völlig die Kontrolle verloren.
    „Wo ist Oliver?“, fragte Armand.
    „Er ist nicht zu Hause.“
    Seine krankhafte Neugier. Er wollte wissen, inwieweit Oliver in die Taten verwickelt war. Hatte er sich von den „Waren“, die er im Club auflas, seinen Teil genommen, oder war er bloß der Botenjunge? Oliver war ein verwöhnter kleiner Mistkerl, aber Armand konnte sich nicht vorstellen, dass er ein Mörder war. Carteris’ eisiges Schweigen jedoch ließ keinen Zweifel daran, dass er seine Fragen besser für sich behielt.
    Sie gingen einen getäfelten Flur entlang, der von Wandleuchtern aus Porzellan erhellt wurde. Ein orientalischer Teppichläufer lag auf dem glänzenden Parkettboden. Hier und da tauchten weitere teure Kunstgegenstände auf, ein üppiges Ölgemälde oder eine antike Vase auf einem Mahagonitischchen. Im gesamten Hause zeigte sich, dass es hier Geld

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