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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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gab.
    „Wo ist denn dein Safe?“ Von Minute zu Minute wurde Armand nervöser. Sein Kokainrausch ließ allmählich nach. Er wollte von diesem Ort verschwunden sein, bevor die Drogen nicht mehr wirkten.
    „Nur Geduld“, versetzte Carteris knapp. „Vertrau mir, ich will auch lieber, dass du schnell von hier verschwindest.“
    Endlich hielten sie vor einer imposanten Flügeltür. Carteris stieß sie auf, und Armand folgte ihm in einen riesigen Raum mit einer dreifach abgestuften Decke. In die Wände waren ringsum Bücherregale eingelassen, und eine Rollleiter auf einer Messingschiene war installiert worden, damit man die obersten Regale erreichen konnte. Sämtliche Möbel und der Teppich waren mit Abdeckplanen aus Segeltuch und weißer Plastikfolie bedeckt. Der ganze Raum wirkte seltsam gespenstisch. Sogar der Kronleuchter in der Mitte des Raumes war weiß verkleidet und sah aus wie eine Geistererscheinung. Carteris deutete zur Decke hinauf. Armand bemerkte den bröckelnden Putz, der herunterhing.
    „Wenn man ein schönes, altes Haus besitzt, gehört die andauernde Instandhaltung zu den Verpflichtungen des Eigentümers“, belehrte Carteris Armand. Als er durch den Raum schritt, knirschte der herabgefallene Putz unter seinen Schuhen. „Irgendetwasmuss immer renoviert werden.“
    Er schob eine der Abdeckplanen zur Seite und zog an der Ecke eines goldgerahmten Bildes. Es drehte sich an zwei Scharnieren nach außen und gab den Blick auf einen Wandsafe frei. Armand trat näher an Carteris heran, der an dem Einstellrad des Tresorschlosses drehte.
    „Ich möchte eine Million.“
    Carteris lachte. „Du kriegst hunderttausend. Und ich erwarte von dir, dass du New Orleans bei Tagesanbruch verlassen hast und bis morgen Abend außer Landes bist. Ich kenne da jemanden, der dir einen gefälschten Pass für die Reise besorgen kann.“
    Die Zahnräder rasteten ein, und Carteris zog die Tresortür auf. Armand sagte nichts. Er beschloss, vorerst zu nehmen, was ihm angeboten wurde. Seine Erpressung würde er von einem sicheren Ort aus organisieren, sobald das Geld aufgebraucht war.
    „Herzchirurgie scheint sich wirklich zu lohnen.“ Er starrte auf die Packen Geldscheine, die Carteris aus dem Safe holte.
    „Meine Forschungen werden besser bezahlt. Ich habe noch immer Verbindungen zu einer europäischen Privatfirma.“ Carteris legte das Bargeld auf einen mit Segeltuch bedeckten Tisch. „Das Ganze ist streng geheim.“
    Und wahrscheinlich auch steuerfrei, dachte Armand. In naher Zukunft würde er definitiv seine volle Million einfordern.
    „Soweit ich weiß, sollten ein paar von deinen Untergebenen heute Nacht etwas erledigen, oder?“ Carteris’ Stimme klang dumpf. Er steckte mit Kopf und Schultern im Safe und holte noch mehr Bargeld heraus. Eine Sekunde lang spielte Armand mit dem Gedanken, das Geld, das schon auf dem Tisch lag, zusammenzuraffen und wegzulaufen, solange der Chirurg noch beschäftigt war. Doch die Gier gewann, und er wartete weiter. Seine Nerven waren aufs Äußerste gespannt. „Ich habe dir eine Frage gestellt, Armand.“
    Armand erinnerte sich an den Junkie mit den fettigen Haaren, der zu ihm gekommen war und gejammert hatte, der Truck wäre nur noch Metallschrott. Trotzdem hatte der Idiot erwartet,im Austausch für den gescheiterten Versuch eine Handvoll Pillen zu erhalten. „Ach ja. Es hat nicht geklappt. Hey, können wir das hier nicht etwas beschleunigen? In ein paar Stunden wird es hell.“
    Carteris legte noch einige Geldbündel auf den Tisch. „Was hattest du eigentlich vor? Agent Rivette zu verletzen?“
    „Warum fragst du?“
    „Rain Sommers war bei ihm im Wagen.“
    Armand zuckte mit den Schultern. Er hatte seine Bewunderung für Desirees Tochter verloren. Sie war schließlich schuld an dem ganzen Unglück, weil sie ihren neuen Freund mit in das Allerheiligste des Clubs genommen hatte. „Wie heißt es so schön? Zeig mir deine Freunde, und ich sag dir, wer du bist.“
    „Allerdings.“
    Die Klinge war so scharf, dass Armand nichts spürte, als sie seine Kehle durchschnitt. Er griff sich an den Hals und starrte mit überraschtem Entsetzen auf das hellrote Blut, das zwischen seinen Fingern hervorquoll und sein Hemd hinunterrann. Es spritzte auf die Abdeckplane am Boden. Er versuchte, etwas zu sagen, aber es drang nur ein gurgelndes Geräusch aus seinem Mund.
    „Du hättest alles kaputt machen können.“ Carteris fuhr mit dem Daumen über die feuchte Oberfläche des Messers. Dann hob er den

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