Nachtruf (German Edition)
Finger an den Mund, um zu kosten. „Ich bin sehr enttäuscht von dir, Armand. Ich habe dich gut für deine Dienste bezahlt. Ich habe dir sogar Informationen über Agent Rivette gegeben. Und du dankst es mir, indem du mir drohst, mich in deinen Schlamassel mit hineinzuziehen?“
Armand fiel auf die Knie. Er merkte, wie die Lebenskraft aus ihm herausströmte. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, und sein Körper sackte zu Boden. Das Letzte, was er wahrnahm, war, wie Carteris sich über ihn beugte und an seinem Hals leckte wie ein hungriger Hund.
36. KAPITEL
Fahles Morgenlicht drang durch die hauchzarten Vorhänge. Schläfrig öffnete Rain die Augen, als Trevor aus dem Bett stieg. Sie beobachtete, wie er seine Jogginghose und das T-Shirt anzog und die Reisetasche durchwühlte, die auf dem Boden stand.
„Rain?“, sagte er leise. „Bist du wach?“
„Nein.“ Mit einem Seufzen rollte sie sich auf den Bauch. Die dünne Decke auf ihrer nackten Haut fühlte sich angenehm an. In der Nacht hatten sie sich noch einmal geliebt. Die Neugier aufeinander, auf den noch fremden Körper, und die Versuchung warmer, weicher Haut waren zu stark gewesen, um zu widerstehen. Selbst jetzt wünschte sie sich nichts mehr, als mit ihm im Bett zu bleiben, versteckt vor dem Rest der Welt.
„Stehst du jetzt auf?“
Rain hob den Kopf vom Kissen. Trevor band sich gerade seine Tennisschuhe zu.
„Das ist nicht dein Ernst“, murmelte sie und warf einen Blick auf die Uhr. „Es ist Sonntag und gerade mal halb sieben. Ich stehe doch nicht um halb sieben auf.“
„Ich muss raus zum Laufen, bevor es draußen zu heiß wird. Seit Tagen hatte ich keine Zeit dafür, und meine Beine brauchen ein bisschen Bewegung. Das heißt, dass du mit mir laufen wirst. Ich kann dich hier nicht allein lassen.“
Statt zu antworten, kuschelte Rain sich nur noch tiefer in die Kissen. Sie war eben wieder eingedöst, als er ihr die Decke wegzog. Dahlia sprang beleidigt vom Fußende des Bettes. Mit einem überraschten Quieken setzte Rain sich auf und startete einen vergeblichen Versuch, nach der Bettdecke zu greifen. Doch Trevor hielt sie außerhalb ihrer Reichweite. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Sehr verführerisch, aber wir müssen los.“
„Ich brauche dringend einen Kaffee.“
„Erst laufen, dann Kaffee. Komm schon. Ich habe eine Menge zu tun.“
„Es ist Sonntag “, wiederholte sie.
„Ich weiß, doch ich muss vor der Lagebesprechung heute Nachmittag noch einige Berichte abliefern. Mein Laptop ist unten. Ich kann das also von hier aus erledigen, sobald wir zurück sind.“
Sie blinzelte zu ihm hoch. „Ich werde kaum mit dir mithalten können.“
„Ich werde es langsam angehen lassen.“
Mit einem sehnsüchtigen Blick zurück zu ihrem Kissen kletterte Rain aus dem Bett und begann sich anzuziehen. Sie schlüpfte in einen Sport-BH, zog ein blaues Top und Laufshorts an und band ihr Haar mit einem Gummiband zusammen. Als sie sich umdrehte, bemerkte sie, dass Trevor eine kleine Waffe in das Holster an seinem Knöchel steckte, das unter der Jogginghose verborgen war. In dem immer heller werdenden Zimmer trafen sich ihre Blicke. Verlegen zupfte sie an ihrem Pferdeschwanz.
„Ich sehe bestimmt schrecklich aus. Ich habe noch nicht mal meine Zähne geputzt.“
„Du bist wunderschön.“ Er richtete sich auf und berührte ihre Wange. Rain schlang ihre Finger um sein Handgelenk und sah ihn an.
„Ich bin kein Morgenmensch.“
„Wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen.“
Er küsste sie so lange, bis sie nicht mehr anders konnte, als bessere Laune zu bekommen. Trotz der anhaltenden Fahndung nach Armand Baptiste und trotz der grausigen Unfallszenerie am Kanal schien Trevor heute Morgen ausgeglichener und ruhiger zu sein. Wenn sie es geschafft hatte, ihn abzulenken – zumindest für kurze Zeit –, dann war sie dankbar dafür. Wenigstens war sie neben ihm aufgewacht anstatt allein, mit einem Officer in Uniform in ihrer Küche. Sie freute sich auf einige wenige Stunden mit ihm zusammen, bevor die Pflicht rufen und er wieder gehen würde.
„Du hast von letzter Nacht keine Spuren davongetragen, oder?“, fragte er, nachdem sie aus dem Bad gekommen war. Alser ihr kleines Lächeln bemerkte, wurde er deutlicher. „Ich meine vom Autoscooterspielen mit dem Truck. Nicht von … uns.“
„Mir geht es gut“, antwortete Rain wahrheitsgemäß. Trevor nahm sie bei der Hand und führte sie aus dem Bad die Treppe hinunter. Über die
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