Nachtruf (German Edition)
sofort!“
„Mach, was er sagt, Rain.“ Trevor sah sie voller Mitgefühl an. Dann legte er seine Hände auf den Rücken. Rains Finger zitterten so sehr, dass sie mehrere Anläufe brauchte, bis sie die Handschellen geschlossen hatte. Als sie fertig war, fasste er ihre Hand und drückte sie. Kurz durchbrachen ihre Gefühle für ihn das Grauen um sie herum und spiegelten sich in ihren Augen. „Was geschieht jetzt?“, fragte Trevor.
„Das hängt von Ihrer Geliebten ab.“ Carteris trat näher an Rain heran und umfasste grob ihr Kinn. Er lachte leise, als sie versuchte, sich aus seinem Griff zu winden. „Er stirbt sowieso“, sagte er, an sie gewandt. „Du entscheidest, wie schmerzhaft es für ihn wird.“
Carteris ließ sie los. Überzeugt davon, dass Trevor keine Bedrohung mehr darstellte, schob er seine Pistole hinten in den Hosenbund. Aber Rain wurde klar, dass er nur eine Waffe gegen die andere austauschte. Er ging zur Arzttasche und kehrte mit dem Messer von vorhin zurück, das er in die Luft hielt.
„Wie sehr liebst du ihn? Soll ich einen schnellen Tod daraus machen oder einen langen, schmerzvollen? Wenn du ihn wirklich liebst, wirst du sicher nicht wollen, dass er übermäßig leidet.“
Eisiges Entsetzen durchfuhr sie. Rain zwang sich, zu denken.Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg, nach einer Möglichkeit, ihn zu beschwichtigen, ein paar Momente wertvoller Zeit herauszuhandeln. Sie trat vor Trevor und legte ihre Hand auf Carteris’ Brust.
„Sie müssen das nicht machen! Ich schwöre, ich werde alles tun, was Sie wollen.“ Wenn es Trevor das Leben rettete, war sie zu allem bereit. Sie würde ihre Seele verkaufen, um ihn zu schützen. „Lassen Sie mich Desirees Verrat wiedergutmachen. Wir können das Land verlassen. Nur wir beide.“
Carteris starrte sie an. Im schwachen Licht der Kerzen wirkte er nicht länger vornehm, sondern abscheulich und grauenerregend. „Ich habe dich etwas gefragt. Was wird es? Ein schneller, leichter Tod oder ein langsamer? Es ist Zeit, dass du deine Wahl triffst.“
„Ich habe Sie doch gewählt!“, schrie sie. Ihr Gesicht war aschfahl. „Was wollen Sie noch?“
„Ich will, dass du es beweist. Ich will, dass du mir sagst, wie ich ihn töten soll.“
Stumm öffnete Rain den Mund. Das konnte alles nicht wahr sein …
„Deine Unentschlossenheit besiegelt dein Schicksal! Ich will eine Entscheidung!“
„Tun Sie ihr das nicht an“, forderte Trevor. „Beenden Sie das Spiel mit mir, nicht mit ihr!“
„Also gut.“ Carteris’ seelenlose Augen blieben an Rain hängen. „Dann muss ich für dich die Wahl treffen. So wie ich es für Desiree getan habe …“
Sie fasste Carteris am Arm. „Nein, bitte nicht!“
„Ich habe die ganzen Jahre über bedauert, dass Gavin Firth nicht länger dafür gelitten hat, dass er sich genommen hat, was mir gehörte. Er starb schnell. Zu schnell. Diesen Fehler werde ich nicht noch einmal machen.“
Er schüttelte ihre Hand ab. Das Messer in seiner Faust ließ keinen Zweifel daran, was er vorhatte. Aber Trevor war ihm einen Schritt voraus. Er warf sich auf den Arzt, brachte ihn ausdem Gleichgewicht und fiel mit ihm zusammen zu Boden. Der Couchtisch brach unter dem Gewicht der beiden Männer zusammen.
„Rain, lauf! Raus aus der Hütte!“
Mithilfe der Couch richtete Trevor sich wieder auf. Doch auch Carteris war fast auf den Beinen. Trevor trat mit dem Fuß nach ihm, sodass der Arzt nach hinten kippte. Das Messer fiel ihm aus der Hand, aber er kroch hinterher. Er ergriff die Waffe, holte aus und zwang Trevor, zurückzuweichen.
„Lauf!“, brüllte Trevor wieder.
Rain konnte ihn nicht zurücklassen. Als Carteris auf die Füße kam, stürzte sie sich auf ihn. Sie klammerte sich an ihn, doch er schüttelte sie ab wie ein lästiges Insekt. Unsanft landete sie auf dem Boden. Ein so heftiger Schmerz schoss durch ihr verletztes Handgelenk, dass sie Sterne sah. Mühsam rappelte sie sich auf. In dem Moment schleuderte Carteris Trevor gegen die Wand. Die Hände auf dem Rücken gefesselt, war er wehrlos. Carteris rammte das Messer tief in Trevors Brust. Brutal drehte er es um, zog es heraus und stieß es erneut ins Fleisch.
Rains Schrei verwandelte sich in ein wildes Schluchzen. „Trevor!“
Carteris trat zurück. Trevor stöhnte auf. Ein dunkler Fleck breitete sich auf seinem grauen T-Shirt aus.
Nein, bitte nicht. Lieber Gott, nein!
Langsam sank er zu Boden. Rain lief zu ihm, fiel auf die Knie und umschlang ihn mit beiden
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