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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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Armen. Trevor presste die Kiefer aufeinander und schloss vor Schmerzen die Augen.
    „Ich weiß, wie ich ein Messer führen muss“, erklärte Carteris gleichgültig. „Es wird eine Weile dauern, bis der Tod eintritt, Agent Rivette.“
    Er packte Rain am Arm und zerrte sie hoch. Panisch streckte sie die Hände aus und rief nach Trevor. Aber Carteris zog sie fort wie einen Hund an der Leine. Kurz hielt er inne, um den Rosenkranz aus den Holzsplittern des zerbrochenen Couchtisches zu fischen. Die Perlen glänzten wie kleine schwarze Himmelskörper. Während vom Messer in seiner Hand Trevors Blut tropfte, spiegelten sich in Carteris’ Augen seine dunkelsten Begierden.
    „Komm, Kleines. Es ist Zeit für uns, endlich zusammen zu sein.“

46. KAPITEL
    Trevors Anweisungen für Brian waren eindeutig: Bleib bei der Cessna und verschwinde mit Rain – auch wenn sie ohne mich zurückkommt. Er hatte Brian außerdem den kleinen Revolver aus seinem Holster am Knöchel überlassen. Er sollte ihn benutzen, falls Carteris ihr zum Flugzeug folgen würde. Dann hatte Trevor ihn umarmt, als wäre es das letzte Mal.
    Zwar war ihr Vater ein Cop gewesen, doch Brian hatte noch nie in seinem Leben eine Waffe in der Hand gehalten, geschweige denn abgefeuert. Aber der Schuss, der über die Sümpfe hallte, hatte ihn zu einer raschen Entscheidung gebracht. Er war den matschigen Schotterweg in die Richtung entlanggerannt, in die sein Bruder verschwunden war. Zur Hölle mit Trevors Anweisungen – er würde ihn nicht allein da draußen sterben lassen.
    Vorsichtig spähte Brian durch die offene Tür in das schwach erleuchtete Innere der Hütte. Am hinteren Ende des Raums lag Trevor. Er war verletzt, doch wie schwer, konnte Brian nicht erkennen. Sollte er warten? Trevor hatte, gleich nachdem sie vom Lakefront Airport in New Orleans gestartet waren, per Funk die FBI-Außendienststelle gerufen. Die Verstärkung konnte also nicht mehr allzu weit entfernt sein. Aus Angst, einen verhängnisvollen Fehler zu begehen, zögerte er. Aber Rains Schreie, als der Mann sie durch den Raum zerrte, zerrissen ihm förmlich das Herz.
    Als sie sich der Tür näherten, holte Brian tief Luft und ging mit erhobener Waffe hinein.
    Überraschung blitzte in Christian Carteris’ Augen auf. Er zog Rain vor seine Brust und hielt das Messer an ihre Kehle. Ihr Gesicht war bleich und tränenüberströmt.
    „Sie haben gelogen, Rivette. Sie sind nicht allein gekommen. Ich bin beeindruckt“, rief Carteris über die Schulter. Er sah amüsiert aus, als er Brian von oben bis unten musterte. „Und wer sind Sie?“
    Brian verstärkte seinen Griff um die Waffe. „Ich bin der Mann, der Sie gleich verdammt noch mal abknallen wird, wenn Sie die Frau nicht sofort loslassen.“
    Carteris’ Grinsen wurde breiter. „Sie sind der Bruder, habe ich recht? Der Künstler?“
    „Lassen Sie das Messer fallen! Ich meine es ernst!“
    Carteris reagierte, indem er den Druck der Klinge auf Rains Hals verstärkte. Rain stöhnte gequält auf, und ein dünnes, rotes Rinnsal lief über ihre Haut. Angst flammte in ihren Augen auf.
    „Wollen Sie sehen, wie ich sie zur Ader lasse? Vielleicht möchten Sie auch einmal probieren? Es macht durchaus süchtig.“
    „Sie sind ja krank …“
    „Ich verspreche Ihnen, Drogen sind gar kein Vergleich. Weder flüssiges Kokain noch Heroin – Blut erzeugt einen Rausch, wie Sie ihn noch nie erlebt haben.“ Carteris fuhr mit dem Zeigefinger über Rains Hals. Dann legte er den Finger an seine Lippen und leckte ihn ab. Brian schluckte schwer, ihm drehte sich der Magen um. „Ihr Bruder stirbt – ziemlich schmerzvoll sogar“, reizte Carteris ihn. „Sollte er noch atmen, wenn ich mit dieser Hure hier fertig bin, werde ich ihm wahrscheinlich die Gnade erweisen und ihm den Hals durchschneiden.“
    Für den Bruchteil einer Sekunde huschte Brians Blick zu Trevors zusammengesunkener Gestalt. Carteris nutzte diesen winzigen Moment der Unaufmerksamkeit. Er schob Rain beiseite und sprang. Brian drückte ab, doch Carteris schlug seinen Arm weg. Die Kugel traf mit einem ohrenbetäubenden Knall die getäfelte Wand, und der beißende Geruch nach Schießpulver erfüllte die Luft. Zusammen mit Carteris stürzte Brian zu Boden.
    Das Messer schlitterte unter die Couch, während sie um die Pistole kämpften. Brian hielt sie mit aller Macht fest, aber Carteris hatte seinen Arm gepackt. Immer wieder schlug er Brians Hand auf den Holzboden. Mit jedem harten Aufprall wurde Brians

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