Nachtruf (German Edition)
Chirurg zum Plattenspieler und legte die Nadel wieder auf Desirees Schallplatte. Trevor neigte sich zu Rain. „Egal was passiert – wenn du eine Chance siehst, lauf weg“, flüsterte er.
Sie schüttelte den Kopf und berührte sein Gesicht. „Nicht ohne dich.“
Er fasste sie an den Schultern. „Hör mir zu. Hilfe ist auf dem Weg, aber ich wollte dich erst einmal hier herausholen. Brian wartet am Highway …“
Er unterbrach sich, als Carteris sich ihnen näherte.
„Haben Sie meinen Sohn gesehen, Agent Rivette?“
Trevor sah ihm in die Augen. „Sie meinen, wie er im Ascension von der Decke baumelte? Oder auf dem Tisch im Leichenschauhaus? Wie auch immer, die Antwort lautet: Ja.“
„Hat er eine Nachricht hinterlassen?“
„Um zu erklären, warum er sich umgebracht hat? Das ist doch offensichtlich. Er konnte nicht mehr mit Ihren Taten leben. Mit dem, wozu Sie ihn gezwungen haben.“ Trevor senkte die Stimme. „Im Gedenken an Ihren Sohn, Carteris. Das alles muss ein Ende haben.“
Carteris lächelte kalt. „Aber wir haben doch gerade erst angefangen. Vor uns liegt noch eine lange Nacht.“
„Ihr Sohn mochte Rain sehr. Er hat versucht, sie telefonisch zu erreichen, bevor er starb. Ich glaube, er wollte sie warnen. Lassen Sie zumindest sie gehen. Tun Sie es für Oliver.“
„Oliver war ein schwaches, ungehorsames Kind. Vielleicht hätte er sich anders entwickelt, wenn ich härter durchgegriffen hätte.“ Carteris’ Augen schimmerten hinter der Brille. „Davon verstehen Sie etwas, habe ich recht, Agent Rivette? Wer mit der Rute spart, verzieht das Kind? Ich habe Ihre Krankenakte gelesen. Sie hatten eine sehr unglückliche Kindheit. Ein langer Katalog von Blutergüssen und Knochenbrüchen.“
„Sie also haben Baptiste erzählt, was mein Vater mir angetan hat. Daher wusste er es“, murmelte Trevor.
„Armand fühlte sich von Ihrem Interesse am Ascension bedroht. Er brauchte etwas, mit dem er Sie etwas wachrütteln konnte. Ihre Krankenakte bot eine Fülle von Informationen, besonders in Hinblick auf die lebensgefährlichen Verletzungen in Ihrer Jugend.“
„Und dann haben Sie herausgefunden, dass mein Vater dafür verantwortlich war?“
Carteris streichelte den Pistolenlauf und genoss offensichtlich die Macht, die er über Trevor und Rain hatte. „Sie sind nicht der Einzige mit investigativen Fähigkeiten, Agent Rivette. Ich habe auf eigene Faust recherchiert. Aufgrund Ihrer medizinischen Vorgeschichte hatte der behandelnde Arzt damals einen Verdacht, wie Sie sich die Kopfverletzung zugezogen haben könnten. Ihre Familiensituation schien ihm allerdings nicht bekannt gewesen zu sein. Er verzeichnete seine Zweifel in Ihrer Akte – zu der ich, wie gesagt, Zugang habe. Der Arzt ist inzwischen im Ruhestand, doch ich habe ihn angerufen. Er erinnerte sich ganz genau an Ihren Fall. Er sagte sogar, er habe die Polizei damals mit seiner Theorie konfrontiert, aber Officer Rivette stattete ihm daraufhin einen Besuch ab und bedrohte ihn. Der Arzt ließ die Angelegenheit dann auf sich beruhen.“
Rain schwirrte der Kopf vor Angst und Erschöpfung. Die zwei Männer starrten einander in dem dunklen Raum an. Auf dem Kaminsims schlug die Uhr Mitternacht.
„Ich war nicht sicher, ob Sie hierherkommen würden“, sagte Carteris. „Ist sie Ihnen so viel wert? Sind Sie bereit, zu sterben, nur um sie ein letztes Mal zu sehen?“
„Lassen Sie sie einfach gehen. Ganz offensichtlich bedeutet Sie Ihnen ebenfalls sehr viel.“
Carteris richtete seinen gefühllosen Blick auf Rain. „Hilf ihm, die Weste auszuziehen!“
Trevor schüttelte die Windjacke ab und ließ sie zu Boden fallen. Langsam hob er die Arme. Beklommen tat Rain, was Carteris ihr aufgetragen hatte. Sie löste die Klettverschlüsse, und Trevor zog die Weste mühsam über seinen Kopf. Rainmusste wieder an die Kugel denken, die beinahe seine Brust durchdrungen hatte. Er ließ die schwere Weste auf die Windjacke fallen.
„Halten Sie die Arme ausgestreckt.“ Carteris zielte weiter mit der Waffe auf sie. Beginnend bei den Fußgelenken suchte er Trevor nach Waffen ab. Doch er fand keine. „Ich hätte Sie für einen Mann gehalten, der immer eine Zweitwaffe bei sich hat.“ Carteris warf Rain die Handschellen zu, die er aus Trevors Hosentasche gezogen hatte. „Fessle seine Hände hinter dem Rücken! Spiel ja keine Spielchen! Ich möchte das Klicken hören, wenn sie schließen.“ Als sie zögerte, richtete er die Waffe auf sie. „Tu es,
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