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Nachtruf (German Edition)

Nachtruf (German Edition)

Titel: Nachtruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Tentler
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die Zuversicht, die sie während der letzten Stunden an den Tag gelegt hatte, zu verlassen. Es war klar, wie sehr sie ihren Bruder liebte.
    „Hast du schon nach Haley gesehen?“, fragte Rain. Sie wusste, dass eine Nachbarin von Annabelle auf das kleine Mädchen aufpasste. „Du bist seit gestern Nacht hier.“
    Annabelle fuhr sich mit dem Handrücken über die tränenfeuchten Wangen. „Brian kommt in einer Stunde. Dann werde ich gehen.“
    „Geh ruhig jetzt schon. Ich bleibe bei ihm.“ Als sie die Besorgnis in Annabelles Augen las, versprach Rain: „Ich werde nicht zulassen, dass sie mich aus dem Zimmer werfen. Zum Teufel mit der Besucherregelung auf der Intensivstation. Ich habe gerade einen Serienmörder-Vampir überlebt, da werde ich auch eine herrschsüchtige Krankenschwester in den Griff bekommen.“
    Annabelles Blick blieb an Trevors Brust haften, die sich gleichmäßig hob und senkte.
    „Er hat auf dich reagiert“, sagte sie. „Sobald er dich gesehen hat, konnte er loslassen. Er braucht dich, Rain.“ Annabelle nahm ihre Handtasche und hängte sie sich über die Schulter. „Auf der Intensivstation dürfen eigentlich nur Familienangehörige sein. Nur damit du es weißt: Ich habe dich heute Morgen am Anmeldeschalter als Trevors Verlobte ausgegeben.“
    Sie sahen einander lange an. Schließlich verließ Annabelle das Krankenzimmer. Rain wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Trevor zu. Er war leichenblass, und unter seinen Augen lagen tiefe Schatten. Er wirkte so zerbrechlich auf sie, eingesponnen in diesem Labyrinth aus Schläuchen und Kabeln. Schmerzhaft wurde ihr bewusst, dass er am Rande eines dunklen Abgrunds stand. Sie nahm seine Hand und schwor, ihn niemals fallen zu lassen.

49. KAPITEL
    „Ich hoffe, hier wird nicht gerade über Berufliches gesprochen.“
    Trevor blickte vom Krankenbett auf und sah Annabelle in der Tür stehen. Sawyer Compton und Eddie McGrath, die auch im Zimmer waren, tauschten schuldbewusste Blicke. Es war kaum zu leugnen, dass eine Besprechung stattfand.
    „Deine Schwester bringt mich um, wenn du jetzt nichts sagst“, brummte Sawyer. „Sie hat mir extra eingeschärft, dich schonend zu behandeln.“
    „Ich habe die beiden gebeten, zu kommen, Anna.“ Trevors Stimme war noch ein wenig heiser, da der Beatmungsschlauch erst vor Kurzem aus seinem Hals entfernt worden war. „Ich brauchte einige Details zum Fall.“
    „Du brauchst Ruhe .“ Mit besorgter Miene nahm Annabelle auf dem Stuhl neben dem Bett Platz. „Du bist erst vor zwei Tagen von der Intensivstation entlassen worden.“
    „Mir geht es gut.“ Eine knappe Woche war seit der Operation vergangen. Auch wenn Trevor sich noch immer furchtbar fühlte, überlagerte sein Verlangen nach Informationen gegenwärtig das Bedürfnis, sich zu erholen. Er hatte die beiden Männer angerufen und gebeten, vorbeizukommen und ihn im Fall Carteris auf den neuesten Stand zu bringen. Er wusste bereits, dass die Vorlesungsreise des Chirurgen vom zeitlichen Ablauf her zu den Morden in den anderen Städten passte. Doch seine DNA hatte jetzt ebenfalls mit den Opfern in Verbindung gebracht werden können. Es war unbestreitbar: Carteris hatte alle sieben Frauen ermordet. Nicht zu vergessen die Überreste von zwei weiteren, nicht identifizierten Leichen, die in den Sümpfen nahe der Hütte entdeckt worden waren.
    Carteris’ Vergangenheit war dagegen weniger klar. Je weiter die Ermittler vordrangen, desto undurchsichtiger wurde seine Geschichte. Alles begann mit einer Unstimmigkeit über das Jahr, in dem er sein Studium an der Oxford Medical School abgeschlossen hatte. Das Datum, das die Universität genannt hatte,und jenes in Carteris’ Personalakte des All Saints Hospital ergaben eine Differenz von beinahe zwanzig Jahren. Und eine Geburtsurkunde existierte in den Akten erst gar nicht. Das Gesundheitsministerium von Louisiana führte das Dokument als offiziell verschwunden .
    Trevor dachte über den Mann nach, der seit über anderthalb Jahren im Mittelpunkt seiner Arbeit stand. Derselbe Mann, der Rain entführt hatte und ihn selbst fast erstochen hätte. Er hatte Carteris Auge in Auge gegenübergestanden, und er war sich verdammt sicher, dass der Kerl nicht ansatzweise ein Kandidat für einen Seniorenrabatt gewesen war.
    „Wir versuchen, Zugang zu Carteris’ Akten aus der Zeit vor seiner Rückkehr in die Staaten zu erhalten. Das war vor zwei Jahren“, sagte Sawyer und nahm den Gesprächsfaden wieder auf. „Aber seine Forschungen fanden an

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