Nachts lockt das Verlangen
Bogen beschrieb. Als er gedreht hatte, kam er in schnellem Tempo herein, bis er den Katamaran wieder auf dem weichen Sand absetzte. Sofort griff Lexi nach einem der Pontons. Lucas sprang vom Boot und griff nach dem anderen. Gemeinsamen zogen sie das Boot zu einem sicheren Liegeplatz auf dem Strand.
Lexi holte das Segel ein.
„Danke“, rief sie Lucas zu, während sie arbeitete.
Lucas betrachtete seine triefnasse Kleidung und dann das Jackett, das halb im Wasser lag und von den Wellen über den Sand gerollt wurde.
Devin kam in den Sinn, dass sie es vielleicht hätte retten sollen. Ups.
Er hob es auf. „Scheint, als könnte ich keinen Anzug trocken halten, wenn ihr in der Nähe seid.“
Sie konnte nicht sagen, ob er verärgert war oder einen Scherz gemacht hatte.
Lexi hatte angeboten, Lucas eine Jogginghose und ein T-Shirt zu leihen, die ihrem ältesten Sohn gehört hatten. So stand er also unter Devins winziger Dusche und spülte das Meerwasser und den Sand ab, während der Duschvorhang jedes Mal, wenn er sich bewegte, an seiner Haut klebte, und er dagegen ankämpfte, sich beständig die Schienbeine an den steilen Seitenwänden der schmalen Badewanne zu stoßen. Die Wassertemperatur wurde vom Zufall bestimmt, und der Wasserdruck war kläglich.
Wie konnte Devin das Tag für Tag ertragen?
Endlich sauber, drehte er die quietschenden Wasserhähne zu und zog den Duschvorhang auf, der laut an der gebogenen Metallschiene entlangschabte. Die Handtücher waren klein und mit einem pinken Rosenmuster versehen. Als er sich die Haare abtrocknete, erhaschte er einen Blick auf sich selbst im beschlagenen Spiegel, und musste angesichts der Rosen auf seinem Kopf grinsen.
Zum Glück war die Jogginghose schwarz. Er quälte sich in das etwas zu enge graue T-Shirt und stieß mit dem Ellbogen eine Tube mit Handcreme um und schlug sich den Kopf an einer tiefhängenden Lampe.
Da er schon beim letzten Mal seine Lektion in Sachen Baby aufwecken gelernt hatte, öffnete er behutsam die alte Badezimmertür und trat leise auf den Flur hinaus.
Im Haus war es still, aber er konnte Devin draußen auf der Terrasse hören. Durch die Fliegengittertür drang der Duft von Holzkohle und brutzelnden Burgern ins Wohnzimmer.
Die Sonne war untergegangen, während er geduscht hatte. Der Sund lag dunkel da, abgesehen von dem Licht der wenigen Häuser entlang des Ufers. Der Mond stand niedrig am Himmel und war zu drei Vierteln voll. Rote, blaue und grüne Plastiklampions hingen rund um die Terrasse und tauchten die Szenerie in ein warmes, fröhliches Licht.
Als er die klassische Hinterhofszene betrachtete, stahl sich ein Lächeln auf Lucas’ Lippen, doch dann erblickte er Devin und wurde schlagartig ernst. Sie stand am Grill, einen Bratenheber in der Hand, und beobachtete, wie die Flammen die Burger rösteten. Ihre Füße waren nackt, ihre Beine lang und gebräunt, sie trug zitronengelbe Shorts und ein weißes Trägerhemd, das ihre glatten goldfarbenen Schultern betonte.
Sie wandte ihm ihr Profil zu. Ihr feines, kurzes Haar fiel ihr sanft über die Ohren und schmiegte sich in ihren Nacken. Sie war auf eine grazile Weise schön, und sofort erinnerte er sich daran, wie er diese sinnlichen Lippen geküsst hatte.
Warum er das zugelassen hatte, wusste er nicht. Es war leichtsinnig gewesen – und gefährlich.
Sie drehte sich um und entdeckte ihn.
„Alles trocken?“, rief sie ihm zu.
Er trat an die Tür. „Alles trocken“, bestätigte er.
Sie musterte ihn von oben bis unten. „Wer braucht schon einen Sechstausend-Dollar-Anzug?“
Scherzend breitete er die Arme aus. „Ich vielleicht?“
„Ja, du.“ Sie schwieg. „Überraschenderweise.“
„He, ich kann mich gut in die Niederungen des gemeinen Volkes begeben.“ Er konnte sich allerdings nicht daran erinnern, wann er das zum letzten Mal getan hatte. Seinen letzten Hamburger hatte er vermutlich im Sommercamp gegessen, als er noch in die Grundschule ging. Er war eben mehr der Steak-Typ.
„Klar.“ Sie nickte. „Ich wette, du begibst dich ständig in irgendwelche Niederungen.“
Statt zu antworten, trat er zu ihr hinaus.
„Möchtest du Wein?“, fragte sie.
„Klingt toll.“
Sie deutete mit dem Bratenheber. „Auf dem Tresen gleich neben dem Kühlschrank. Bring mir auch ein Glas, ja?“
„Natürlich.“ Ihm gefiel die entspannte Devin.
Nachdem er in der Küche einige Zeit damit verbracht hatte, eine Flasche zu suchen, wurde ihm klar, dass Devin den Karton mit dem
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