Nachts sind alle Katzen geil.
sie an ihren Schultern festhielten. Herab prasselnde
Regentropfen fielen in ihren offenen Mund oder sammelten sich
an ihrem Kinn, flossen als Rinnsal an ihrem Hals entlang,
zwischen ihren Brüsten hindurch und über ihren Bauch. Weiter
in ihr Delta hinein, wo es sich mit ihrem unaufhörlich fließenden
Liebessekret vermischte und weiter zu Boden tropfte.
Ihre Bewegungen wurden heftiger, ekstatischer. Wild ließ sie ihr
Becken rotieren, presste ihre Ferse auf seinem Hintern, ihn noch
tiefer in sich hinein. Ein gleißender Blitz schlug in das Wasser
unweit ihres Aufenthaltsortes ein, beleuchtete bizarr ihren
Gesichtsausdruck, den zum Aufschrei weit geöffneten Mund.
Zum Schrei der Erlösung, der Schrei, der ihre Ketten sprengte,
die sie seit Jahren umgaben. Ihr Körper verkrampfte,
Fingernägel bohrten sich in seine Schultern. Reinhard erfasste
sofort den Zustand seiner Geliebten, wurde schneller in der
Hüfte.
»Komm Liebster! Komm!«
Wie durch einen Tunnel drangen ihre Worte zu ihm. Sie hatte
jetzt auch ihr anderes Bein um seine Hüfte gelegt, zog sich mit
ihren Armen um seinen Hals höher, damit er mehr
Bewegungsfreiheit hatte. Mit langen, kräftigen Stößen kam er in
sie hinein, bis er plötzlich ihre Hüfte fest auf seine Lenden
presste. Rasselndes Atmen neben ihrem Ohr und ein wild
zuckender Schwanz in ihrem Schoss zeigten ihr, dass auch er
den Gipfel der Lust erklommen hatte.
Es hörte auf zu regnen, nur noch vereinzelte Tropfen fielen
von dem nassen Lauf herab. Langsam verzog sich das Grollen
nach Osten. Die Wolken brachen auf und ließen die warmen
Strahlen der Abendsonne wieder passieren. Stetig senkte sich
der glutrote Feuerball dem Horizont entgegen, sich in dem
ruhigen Wasser wiederspiegelnd. Ein schicksalhafter Tag neigte
sich dem Ende.
Die Suche nach den Vermissten blieb erfolglos. Ihre Spur
verlor sich in den Rheinauen, in einem kleinen Wäldchen,
umschlossen von einem Altrheinarm. Dort fand man ihre zum
Trocknen fein säuberlich aufgehängten Kleidungsstücke: ein
weißes Hemd mit gestreifter Krawatte, einen dunklen Anzug,
schwarze Schuhe. Eine schwarze Bluse und einen dunkelblauen,
langen Rock.
Jürgen Bruno Greulich: Das Geburtstagsgeschenk
Am Freitagabend war es soweit, der erste Termin mit einem
Internetkunden. Carolin nahm ein Taxi, um sich die Suche nach
der Adresse zu ersparen, und wurde vom jungen verschlossenen
Fahrer wie prüfend gemustert, als wisse er genau, zu welchem
Zweck er sie durch die Stadt chauffierte. Es war ihr, als könne
jeder auf den ersten Blick sehen, was aus ihr geworden war. Er
setzte sie vor einer der alten Villen am Fuß des Hügels ab und
sie schaute dem davonfahrenden Wagen nach, fröstelnd im
kühlen Wind, der durch die menschenleere Straße wehte. Der
Gedanke schoss ihr durch den Kopf, sich einfach umzudrehen
und davonzulaufen, dann ging sie zum Eingang und drückte auf
den Klingelknopf.
Augenblicke später wurde die Tür von einer eleganten und
recht hübschen Dame geöffnet. Sie war um die vierzig und
etwas mollig, trug ein dunkles Kostüm mit knielangem Rock,
hatte die Lippen blassrot geschminkt, die Fingernägel blutrot
lackiert und das Haar kunstvoll hochgesteckt. Ihr Lächeln wirkte
etwas gezwungen.
»Guten Abend, Carolin. Schön, dass Sie da sind.« Unter dem
Blick der grünen Augen, die im Internet die Fotos von ihr
begutachtet hatten, brachte Carolin nicht mehr als ein dürftiges
»Hallo« zustande. Sie ließ sich aus dem Mantel helfen und
wurde in ein Zimmer mit Schminktisch und großem Spiegel
geführt. Es roch nach Haarspray und Parfüm, durchs Fenster sah
man einen großen Garten mit hohen Bäumen schemenhaft in der
Dämmerung. Um höfliche Sachlichkeit bemüht bat die Dame
sie, das Kleid abzulegen; Carolin zog es aus und präsentierte
sich mit einem roten Strapsgürtel und schwarzen Strümpfen. So
hatte es Simon verlangt.
Die Dame streifte sie mit einem scheuen Blick. »Sie sind
hübsch. Sie werden meinem Mann und seinen Freunden
gefallen.« Seinen Freunden? Wie viele Freunde hatte er denn?
Die Dame bemerkte Carolins Zaudern. »Nun ja, es ist mit Ihrem
… Manager so abgesprochen, dass es drei Männer sind. Ist es
ein Problem?« Drei? Da sie einen Moment lang befürchtet hatte,
von einer ganzen Horde erwartet zu werden, ging das ja noch.
Komisch aber, dass Simon ihr nichts davon gesagt hatte. Aber
egal.
»Nein, kein Problem.«
Sichtlich erleichtert legte ihr die Dame nagelneue
Ledermanschetten um den Hals und die
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