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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nicht an die
Stoßstange gebunden, um mit Tempo 50 hinterherzulaufen? Als nette kleine
Strafe! Außerdem wäre dann sein Platz für mich frei.“
    Kommissar Glockner lächelte.
Durchs offene Fenster hatte er Klößchens Worte gehört.
    „Tut mir ja leid, Willi, daß
der Platz nicht reicht. Aber auf dem Dach können wir euch nicht mitnehmen.“
    „Es brächte auch nicht viel“,
meinte Tarzan. „Wäre fast ein Umweg. Wir schneiden ab. Querfeldein zum
Internat. Zu spät kommen wir ohnehin. Aber der Vorfall hier wird uns
entschuldigen. Eine Frage hätte ich noch, Herr Glockner: Ich las, auf die
Ergreifung des Feuerteufels sei eine Belohnung ausgesetzt. Aber ich weiß nicht
mehr, wie hoch?“
    „Zehntausend Mark!“ antwortete
der Kommissar. „Im übrigen hören wir morgen voneinander. Ich brauche euch wegen
des Protokolls. Kommt gut nach Hause!“
    Gaby rief: „Gute Nacht, ihr
Landstreicher!“ Dann fuhr der Wagen ab.
    „Zehntausend Piepen!“ sagte
Klößchen mit gespitztem Mund. „Macht zweitausendfünfhundert für jeden von uns.
Nicht übel — wenn ich’s mit unserem mageren Taschengeld vergleiche. Daß wir so
reich von einer Wanderung heimkehren, hätte ich mir nicht träumen lassen.“
    Tarzan lächelte.
    Aus Geld machte er sich im
allgemeinen wenig. Ausschließlich auf Gelderwerb würde er später sein Leben
bestimmt nicht ausrichten — da gibt es schönere und wichtigere Dinge.
Allerdings — daß man eine gewisse Menge braucht, um gut über die Runden zu
kommen, wußte er längst.
    Was dieses Mindestmaß betraf,
trennten ihn und Klößchen Welten. Klößchen kam aus reichem Hause. Alles war im
Überfluß vorhanden — von der großartigen Villa im Park bis zur
Jaguar-Luxuslimousine mit Chauffeur. Und Willis Vater, Herr Sauerlich,
vermehrte den Reichtum.
    Tarzan hingegen war Halbwaise,
sein Vater — ein Diplomingenieur — schon vor Jahren bei einem Unfall ums Leben
gekommen. Seitdem arbeitete Tarzans Mutter als Buchhalterin; aber ihr Einkommen
war begrenzt. Dennoch schickte sie ihren einzigen Sohn auf eine der besten
Internatsschulen. Das erforderte Opfer von beiden. Doch wer mit der richtigen
Einstellung gesegnet ist, den macht das charakterlich stärker. Und für Tarzan
war es selbstverständlich, daß er sich während der Ferien Geld verdiente; er
trug Zeitungen aus oder jobbte anderswo. Selbstverdientes Geld, wußte er, macht
mehr Freude als geschenktes.
    Freilich — manchmal war er so
knapp bei Kasse, daß es nicht mal zum Fahrgeld reichte. Sein Heimatort lag weit
entfernt. An freien Wochenenden hätte er sich gern in die Bahn gesetzt, um
seine Mutter zu besuchen. Aber das war nur selten möglich. Deshalb — nur
deshalb — freute er sich jetzt über die hohe Belohnung, die der TKKG-Bande
aller Voraussicht nach zustand.
    Er rückte den Rucksack zurecht.
Mit dem Kinn wies er zur Scheune, deren Dachstuhl in diesem Moment prasselnd
herabstürzte.
    „Die letzte Tat des
Feuerteufels, Willi!“
    „Klar. Und wem verdankt das die
Menschheit? Uns!“
    „Ich nehme an, du erhebst
Anspruch auf ein Denkmal. Es könnte aus Schokolade sein, wie? Aber wie würde
das einen heißen Sommer überstehen?“
    „Was heißt hier überstehen?
Wenn es aus Schokolade wäre, hätte ich’s doch gleich nach der Enthüllung
gefressen.“ Er hob einen Fuß. „Der Wanderung letzter Teil bricht an. Aber
vorläufig war das die letzte für mich.“
    Sie stiefelten los, entfernten
sich von der wabernden Hitze, verließen den Feuerschein und mußten ihre Augen
an die Dunkelheit gewöhnen.
    Klößchen stolperte. Müdigkeit
fesselte ihm die Beine — fast wäre er auf die Nase gefallen. Er blieb stehen.
    „Komm weiter, du Faultier!“
trieb Tarzan ihn an.
    „Warte mal! Hier liegt was!“
    Klößchen bückte sich.
    Als er sich aufrichtete, hielt
er in einer Hand ein Stück Karton, in der anderen eine — Kerze.
    Beide starrten darauf.
    Genaues ließ sich in der
Dunkelheit nicht erkennen.
    „Sie riecht wie eine
weihnachtliche Honigkerze“, sagte Klößchen.
    „Und mir kommt sie bekannt
vor.“ Tarzans Stimme wurde heiser vor Aufregung. „Aber — eigentlich ist das
unmöglich! Wenn das Farnhausers Brandvorrichtung ist, müßte sie in der Scheune
zerschmolzen sein. Aber sie liegt hier, als hätte jemand sie weggeworfen.“
    „Vielleicht gab es eine
Explosion — und sie wurde rausgeschleudert.“
    Tarzan schüttelte den Kopf.
„Wir werden sie bei Licht ansehen. Aber wie sollen wir beweisen, daß es genau jene Kerze ist

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