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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bin — das große Einmaleins beherrsche ich. Außerdem hast du uns heute
so durch die Landschaft gescheucht, daß ich den rasenden Verfall meiner Kräfte
ausgleichen muß.“
    „Kraft kann man sich nicht
anfuttern, sondern nur antrainieren. Morgen legen wir dieselbe Strecke nochmal
zurück — aber im Dauerlauf.“
    „Eine fürchterliche Drohung.
Ich werde heute nacht vor Angst kein Auge schließen. Und wenn ich Fracksausen
habe, muß ich Schokolade essen. Am besten, ich nehme den Karton mit ins Bett.“
    Tarzan grinste. „Ich warte auf
den Tag, an dem dir so schlecht wird, daß du das Wort Schokolade nicht mehr
hören kannst.“
    „Der Tag war schon“, lachte
Klößchen. „Aber ich habe ihn gut überstanden.“
    Er war zu faul zum Zähneputzen,
wollte nicht mal duschen — und das nach dem Marsch. Aber Tarzan zog ihn
kurzerhand aus dem Bett und zum Waschsaal.
    „Du bist kein Freund“,
schimpfte Klößchen, „sondern eine Krankheit, vor der man die Menschheit nur
warnen kann.“
    Freilich — als er sich geduscht
und den Kakaobelag von den Zähnen gebürstet hatte, fühlte sich sein Gewissen um
mindestens drei Stufen besser. Und da schon ein gutes Gewissen ein sanftes
Ruhekissen ist — bekanntlich, wie angenehm schlief es sich da erst mit einem
noch besseren Gewissen!

5. Zweites Frühstück mit
Kaulquappen
     
    Die Sonne ging früh auf an
diesem Morgen. Bald stieg Dunst aus den Wiesen. Die Luft erwärmte sich. Nur in den
Winkeln, wo die Schatten in sich zusammenkrochen, herrschte noch Kühle.
    Tarzan hatte seinen dicken
Freund aus dem Bett gejagt — und zum Frühstück.
    Im riesigen Speisesaal, wo
sonst zu den Mahlzeiten drangvolle Enge herrschte, ging es am Wochenende recht
locker zu. Frühstück wurde ausgegeben, war aber nicht Pflicht. Jedem blieb es
überlassen, wie lange er schlafen wollte. Klößchen hätte den halben Tag
verpennt, aber Tarzan brannte der Tatendurst in den Adern.
    Nach kurzer Stärkung mit
Buttersemmel und Milch holten sie ihre Drahtesel aus dem Fahrradkeller und
radelten über die sonnenüberflutete Zubringerstraße zur Stadt.
    Auf dem Gepäckträger hatte
Tarzan Badehose und Handtuch festgeklemmt. Klößchen transportierte seine Sachen
— alles eine Nummer größer — in einem Beutel am Lenker. Sie fuhren zum
Wildenau-Bad, einem ungewöhnlichen Freibad — ungewöhnlich, weil es nicht über
gemauerte Becken verfügte, sondern über drei Kiesteiche, die aus einem —
halbwegs sauberen — Flüßchen gespeist wurden. Das führte dazu, daß die Teiche
von Fröschen wimmelten.
    Erst voriges Jahr hatte
Klößchen, der beim Schwimmen den Mund wie ein Scheunentor aufsperrte, eine
Kaulquappe verschluckt. Aber es war ihm gut bekommen, wie er behauptete.
    Das Wildenau-Bad lag südlich
der Stadt und war von Wald umgeben. Auf dem Parkplatz standen erst wenige
Autos. Die Fahrradständer hingegen konnten den Ansturm der Tretmühlen kaum
bewältigen. Hauptsächlich Kinder und Jugendliche nutzten den frühen Vormittag,
um mit Kaulquappen und Fröschen um die Wette zu schwimmen.
    Die beiden Jungs sicherten ihre
Räder mit dem Kabelschloß, bezahlten Eintritt, zogen sich um und marschierten
dann zur Liegewiese hinaus.
    Vom plattgetrampelten Gras der
Wiese war freilich kaum was zu sehen. Ungezählte Badetücher in allen Farben
deckten sie zu. Auf den Tüchern saß ein nicht unbeträchtlicher Teil der
Großstadtjugend. Einige hatten Kofferradios mitgebracht; aber das allgemeine
Geschrei übertönte die Popmusik.
    Tarzan spähte umher. Gaby und
Karl, mit denen sie sich verabredet hatten, waren sicherlich schon da.
    Klößchen trug sein Handtuch wie
einen Umhang. Seine Haut juckte unter einem leichten Sonnenbrand. Außerdem
genierte er sich manchmal wegen seines Rippenspecks. Diese selbstkritische
Betrachtung hielt allerdings nie lange an — bis zur nächsten Mahlzeit bestimmt
nicht; denn dann hätte er sich bei Tisch zurückhalten und der Schokolade
entsagen müssen.
    „Scheint noch kalt zu sein, das
Wasser“, meinte er. „Ist ja kaum einer drin.“
    Er schlug nach einer Mücke, von
der er umschwirrt wurde, traf aber einen kleinen, vorbeirennenden Jungen.
Beleidigt hielt der sich den Kopf und fragte, was er denn gemacht hätte.
    „Bist zu nahe bei einer Mücke
gewesen“, wurde er von Klößchen belehrt. „Hau ab!“
    Als er genügend Abstand hatte, vergalt
es ihm der Kleine, indem er rief: „Blöder Dickwanst! Wenn du ins Wasser gehst,
läuft der Teich über!“
    Aber das konnte Klößchen

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