Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
fühlen, obwohl Tarzans muskulöse Figur Respekt einflößen
konnte.
Der Kerl nahm Boxhaltung ein
und holte mit der rechten Hand aus.
Was dann geschah, hätte ein
Judolehrer als perfekte Demonstration ( Vorführung ) von Straßenkampf
bezeichnet, obwohl weit und breit keine Straße war und der seichte, aber
schlammige Grund als Matte diente.
Der Wüterich schlug ins Leere,
brüllte auf, weil ein harter Ellbogen seine Rippen traf, wurde am Arm gepackt
und brüllte noch lauter. Um sich den Arm nicht zu brechen, mußte er dem
raffinierten Hebelgriff nachgeben. Mit beachtlichem Schwung flog er über
Tarzans Rücken, drehte unfreiwillig einen geschraubten Salto über dem Wasser
und klatschte dann hinein. Es spritzte gewaltig. Mit dem Hintern landete er auf
dem Lenker der mißhandelten Tretmühle, was ihm eine tonreiche Arie (Gesangssolo
in der Oper ) entlockte, die sicherlich bis Pönsdorf zu hören war.
Entsetzt rannten sein Kumpan und
die beiden Mädchen herbei.
Wimmernd kroch der tropfnasse
Wüterich an Land.
Auch Karl und Klößchen waren
inzwischen angelangt.
Klößchen holte sein Rad aus dem
Wasser, nahm die Luftpumpe ab und drohte: „Am liebsten würde ich dem Mistkerl
noch eins über die Rübe hauen.“
„Ich glaube, er hat genug“,
sagte Tarzan.
„Was ist denn hier los?“ rief
der andere Motorradfahrer.
„Hast einen feinen Freund“,
sagte Tarzan. „Das Rad da stand ihm im Weg. Er hat eine Speiche kaputt getreten
und es dann ins Wasser geworfen. Ohne jeden Grund. Ich frage mich: Ist der so
blöd, oder ist der so mies? Jedenfalls: Wenn er Streit sucht — den kann er
haben.“
Der, von dem die Rede war, bot
in seinen nassen Klamotten ein jämmerliches Bild. Den Steiß hatte er sich
offenbar erheblich geprellt. In einer Haltung, als hätte er die Hosen voll,
schlich er zu seiner Gruppe.
Tarzan musterte die anderen.
Der zweite ähnelte dem Wüterich
— war vielleicht dessen Bruder: primitive Burschen, die keinen Streit ausließen
— es sei denn, sie stießen auf Widerstand. Dann zogen sie feige den Kopf ein.
Jene Monika Lind wirkte aus der
Nähe recht billig. Sie war geschminkt wie ein Flittchen — die andere auch.
Sie war es, die rief: „Wegen
eines blöden Fahrrades wird man doch nicht so grob.“
„Nein?“ fragte Tarzan. „Was
denn sonst? Hätte ich diesen Dreckskerl bitten sollen, daß er sich
entschuldigt? Oder daß er die Taxikosten für Willis Heimfahrt übernimmt, heh?“
Niemand antwortete. Die beiden Burschen
flüsterten miteinander und verschossen gehässige Blicke. Alle vier zogen sich
zu ihrem Rastplatz zurück, drehten sich aber immer wieder um. Daß sie was im
Schilde führten, war offensichtlich. Doch der Mut zur offenen
Auseinandersetzung fehlte.
Im Schutz der Büsche zogen sich
die drei Freunde an.
Was Klößchens Fahrradspeiche
betraf, war der Schaden gering. Auf den ersten Blick hatte es schlimmer
ausgesehen. Sie war nur etwas verbogen und ließ sich richten.
Klößchen konnte seinen treuen
Drahtesel benutzen, obwohl der nasse Sattel wenig Halt bot. Als sie heimwärts
fuhren, rutschte sein strammes Hinterteil von einer Seite zur anderen.
„So glattes Wasser“, rief er,
„gibt’s doch gar nicht. Es muß ölhaltig sein. Ob unter dem Oberrieder See eine
Ölquelle liegt?“
„Klar!“ sagte Tarzan. „Und die
Typen eben — das waren zwei Scheiche mit ihrem Harem.“
8. Der Hinterhalt
GEBRAUCHTWAGEN — OTTO KRUG UND
SOHN stand auf dem Schild über der Einfahrt.
Dahinter, auf dem geräumigen
Hof, drängten sich mindestens zwei Dutzend Autos: von der gerade noch
fahrfähigen Rostlaube bis zum eleganten Straßenkreuzer mit erst wenigen
Kilometern auf dem Tacho.
Otto Krug saß im Büro, hatte
den Telefonhörer am Ohr und donnerte gerade die freie Faust auf den
Schreibtisch.
„Ich denke nicht daran“, schrie
er in den Hörer, „den Wagen zurückzunehmen, nur weil das Autoradio nicht den
richtigen Klang hat — für Ihre komischen Ohren. Wie kommen Sie mir vor? Sind
Sie übergeschnappt? Oder wollen Sie mich veralbern? Sie können mich mal...
Ende!“
Wütend warf er den Hörer auf
die Gabel.
Die Tür öffnete sich. Sein Sohn
Karl-Otto, genannt Karlo, trat ein. Er war 22 Jahre alt, so groß und fast schon
so massig wie sein Vater und hatte die gleiche, fleischige Nase. Beide ähnelten
sich erstaunlich. Was sie auf den ersten Blick unterschied, waren eigentlich
nur die Frisuren.
Den älteren Krug zierte
lediglich ein rotbrauner Kranz von den Ohren zum
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