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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Nacken. Der jüngere hatte es
erst zu sogenannten Geheimratsecken gebracht, also zu lichten Höhen über der
Stirn.
    „Ärger?“
    „Irgend so ein Blödmann. Hab
den Namen nicht verstanden. Wir hätten ihm vor acht Wochen einen Ami verkauft.
Aber das Radio spielt die Popmusik so schrill, daß er ihn zurückgeben will —
mit 100 Mark Preisnachlaß, hahaha!“
    „Das ist doch nur Ulk.“
    „Kann sein.“
    Der Senior des
Gebrauchtwagenhandels betrachtete seine Hände. Die waren so schwielig, als
untersuche er jedes Autowrack eigenhändig.
    „Da sitzt man nun am
Samstagnachmittag im Geschäft, ist mit einem Kunden verabredet, der nicht
kommt, und muß sich anmeckern lassen. Schlechte Welt!“
    Karlo grinste. „Das ist ja
nichts Neues. Übrigens kriegen wir morgen ganz billig einen Jaguar rein. Ein
bißchen mit Lack aufgemöbelt, lassen sich fünf Tausender an ihm verdienen —
mindestens. Ich weiß auch schon einen Interessenten. Der...“
    Er sprach nicht weiter, weil
das Telefon klingelte.
    Krug senior nahm den Hörer ab
und meldete sich.
    „Wer hier spricht“, flüsterte
eine Stimme, „spielt keine Rolle. Jedenfalls meine ich’s gut mit Ihnen. Soviel
ich weiß, sind Sie der Besitzer des hübschen Holzhauses am Oberrieder See?
Richtig?“
    „Richtig!“ sagte Krug und
winkte seinem Sohn, näherzukommen, damit er den Anrufer hören konnte. „Was ist
damit?“

    „Ich möchte Sie warnen. Vorhin
trieben sich dort drei höchst verdächtige Gestalten rum. Jugendliches Gesindel.
Ein Großer mit dunklen Locken, der ein T auf dem T-Shirt hat. Ein kleiner
Dickwanst mit Segelohren. Und eine dürre Vogelscheuche mit ‘ner runden
Nickelbrille.“
    „Na und?“ fragte Krug. Den
Hörer hielt er so, daß auch Karlo jedes Wort verstand.
    „Die drei interessierten sich
in auffälliger Weise für Ihr Haus. Ich konnte sie belauschen. Worte wie Brand
und Feuer fielen. Und von heute nacht war die Rede. Mich sollte es nicht
wundern, wenn dann — heute nacht, nämlich — Ihr Häuschen in Flammen aufgeht.
Wäre ja nicht das erste Mal in der Gegend. Das wollte ich Ihnen sagen.“
    Es knackte in der Leitung. Der
Anrufer hatte aufgelegt. Krugs Hand sank herab. Sein derbes Gesicht nahm einen
schleimgrauen Schimmer an.
    „Hast du das gehört, Karlo?“
    Der Junior nickte. Wie in
Zeitlupe stampfte er seine teure Zigarre in den Ascher. Ebenso langsam zog er
die Lippen zurück. Es sah böse aus, wie er seine gelben Zähne bleckte. „Ich muß
an den Feuerteufel denken, Vater!“
    „Ich auch.“
    „Wer den erwischt, kriegt zehn
Mille.“
    „Ich weiß.“
    „Wenn das stimmt, was der
anonyme Anrufer...“
    „Das stimmt“, wurde er
unterbrochen. „Weshalb sollte es nicht stimmen?“
    „Er hätte seinen Namen sagen
können.“
    „Dazu sind viele zu feige. Die
wollen nicht hineingezogen werden in so eine Sache. Deshalb!“
    „Hast recht. Jedenfalls sollte
es mich nicht wundern, wenn drei Jugendliche dahinterstecken. Rocker, Punker —
oder was für Störenfriede auch immer! Unsere Sommervilla, also. Aber da haben
sie sich geschnitten.“
    „Und wie!“ bestätigte Krug
senior. „Denn heute nacht sind wir draußen, mein Sohn! Wir beide. Rechtzeitig.
Wir nehmen Knüppel mit. Den Wagen lassen wir bei den sieben Birken. Beim Haus
würde er unsere Anwesenheit verraten. Dann warten wir im Dunkeln. Das wird ein
heißer Empfang — für die Brandstifter.“
     
    *
     
    Ohne zu ahnen, was sich über
ihnen zusammenbraute, hatten die drei zu Unrecht Verdächtigten inzwischen den langen
Weg zurückgelegt — und sich getrennt.
    Karl war nach Hause geradelt.
Nach dem Abendessen wollte er sich früh auf sein Zimmer zurückziehen, um dann
heimlich zu türmen. Denn daß seine lieben Eltern von der nächtlichen Exkursion
( Ausflug ) nichts wissen durften, war klar.
    Tarzan und Klößchen waren zur
Internatsschule abgebogen und mittlerweile im ADLERNEST angelangt.
    Bis zum Abendessen blieb noch
viel Zeit, was Klößchen veranlaßte, sich über seinen Schokoladenvorrat
herzumachen.
    Tarzan vergnügte sich in der
Turnhalle, wo er an den Geräten Kraftübungen machte und dann mit einem Schüler
der 11. Klasse Judowürfe trainierte. Nach dem Duschen schrieb er einen Brief an
seine Mutter, wobei er das Erlebnis mit Fanhauser ausführlich schilderte. Daß
die Jagd auf den Feuerteufel begonnen hatte, verschwieg er allerdings. Nicht
weil er vor seiner Mutter Geheimnisse gehabt hätte — das traf absolut nicht zu
— , sondern weil er sie nicht

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