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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Rückenmuskeln sich spannten.
    „Klar.“ Klößchen war
unbekümmert. „Sah wie ein Glühwürmchen aus.“
    „Unsinn!“ protestierte Karl.
„Glühwürmchen phosphoreszieren. Leuchten also grünlich. Aber das war rote Glut.
Wie von einer Zigarette.“
    „Oder eine Katze sitzt dort“,
beharrte Klößchen, „die auf einem Auge schon schläft. Oder ein Uhu.“
    „Oder der Feuerteufel.“ Tarzan
starrte hinüber, sah aber nichts mehr. „Bleibt hier. Ich erkunde die Lage.“
    Lautlos verschwand er unter den
Bäumen am Weg. Wie der Boden beschaffen war, hatte er am Tag gesehen. Geduckt
schlich er zu dem Grundstück.
    Als er die Umzäunung erreichte,
mußte er einen schmalen Streifen Mondlicht durchqueren. Farne wuchsen hier. Sie
boten Deckung, als er sich auf den Boden legte. Wie ein Indianer schlängelte er
sich weiter.
    Jetzt erreichte er die Pforte.
Sie stand offen — wie am Nachmittag. Er spähte in die Schatten unter dem weit
herabgezogenen Dach. Aber dort rührte sich nichts.
    Dennoch — ein unbehagliches
Gefühl beschlich ihn. Er hatte das sichere Empfinden, nicht allein zu sein.
Lauerte der Feuerteufel beim Haus?
    Vorsichtig richtete er sich
auf. Geduckt machte er zwei Schritte. Dann stieß sein Knie gegen einen
straffgespannten Stolperdraht.
    Mit ohrenbetäubendem Getöse
stürzte eine leere Mülltonne um. Blech schepperte.
    Tarzan verharrte wie erstarrt.
Im selben Moment leuchteten beim Haus zwei mächtige Scheinwerfer auf. Sie waren
so angebracht, daß sie den gesamten Vorplatz in gleißendes Licht tauchten.
    „Da ist der Lumpenhund!“
brüllte eine Männerstimme. „Los, Karo! Den verdammten Brandstifter hauen wir
zusammen.“
    Zwei klotzige Gestalten
sprangen aus der Dunkelheit hervor. Sie hielten Knüppel in den Händen und
stürmten auf Tarzan zu.

9. Feuerteufel und Knallauge
     
    Etwa zur gleichen Zeit, da die
Lage am Oberrieder See für Tarzan bedrohlich wurde, fuhr der berüchtigte Feuerteufel
durch einen Außenbezirk der Stadt.
    Sein Auto war alt und rostete
an vielen Stellen. Es hatte den Vorteil, unauffällig zu sein. Im Innern war es
stickig schwül. Der Feuerteufel schwitzte. Er war abgebrüht, sicherlich, und
Gewissensbisse hatten an seinem Gemüt noch nie die geringsten Druckstellen
hinterlassen — aber bei einer Tour, wie er sein verbrecherisches Tun bei sich
nannte, fühlte er jedesmal Lampenfieber.
    Seine Hände waren feucht. Immer
wieder rieb er mal die rechte, mal die linke Hand am Hosenbein ab.
    In dem Industrieviertel, wo
jetzt sein Wagen durch eine dunkle Straße holperte, wurde zwar werktags
gearbeitet, aber um diese Zeit herrschte Kirchhofsstille.
    Der Feuerteufel spähte nach
einem Straßenschild, bog dann ab, rollte eine lange Fabrikmauer entlang und
hielt in einer Einfahrt. Er schaltete Motor und Scheinwerfer aus, blieb sitzen
und äugte umher. Nichts regte sich. Die Stille war vollkommen. Nur in der Ferne
jaulte eine Unfallsirene. Aber das war weit weg in der Innenstadt.
    Er stieg aus. Die Schirmmütze
zog er sich tief ins Gesicht. Wieder wanderte sein Blick in die Runde. Aber da
war nichts, was ihn beunruhigt hätte.
    Aus dem Kofferraum nahm er eine
große Tasche. Er nahm sie und überschritt einen Hof. Er ging an Lagerhäusern
und Schuppen vorbei, überstieg gewandt zwei Mauern und bog um eine Ecke. Vor
einem großen Gebäude blieb er stehen.
    Die altmodische Seitentür
bestand aus Stahlblech.
    Er holte einen Dietrich aus der
Hosentasche, hantierte mit leisem Klirren, öffnete die Tür und trat ein.
    In der Nähe war ein
Lichtschalter. Der Feuerteufel drückte darauf. Düsteres Licht füllte eine
weiträumige Halle. Durch eine Glasfront hoch oben würde man das Licht von außen
sehen können — sicherlich. Aber das Gebäude stand weit entfernt von der Straße.
Hier kam niemand vorbei.
    Grinsend trug er seine Tasche
zu einem länglichen Tisch. Mit dem Taschentuch rieb er sich Gesicht und Nacken
trocken, dann die Hände. Aber es nützte nicht viel. Die Erregung, die ihn jetzt
gepackt hatte, trieb rasch wieder Schweißperlen auf seine Haut.
    Er öffnete die Tasche und nahm
folgendes heraus: sechs Mullbinden, eine Kerze, eine Tube Klebstoff, zwei
Benzinkanister, Pappbecher, Schnur und eine Handvoll Lappen.
    Aus Schnur und Mullbinden
flocht er sechs längliche Bahnen. Sie wurden in einen der Benzinkanister
getaucht, bis sie sich vollgesogen hatten.
    Er ging suchend umher, musterte
die Papierballen, Kartons und Kisten, die entlang der Wände gestapelt waren.
Hier und dort

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