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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Und Karl, der sich etwas
verspätet hatte, bog endlich um die Ecke.
    „Bevor wir die Höllenmaschine
suchen“, sagte Tarzan, „sollten wir mal schnell zu dieser Monika Lind fahren.
Ich will wissen, wie der Kerl heißt, dem wir den anonymen Anruf bei den Krugs
verdanken. Einverstanden?“
    „Es wird kein Umweg“, sagte
Karl. „Die Adresse liegt an unserer Strecke.“
    „Oskar nehmen wir mit“, sagte
Gaby.
    Sie wollte ihn anleinen. Aber
gerade in diesem Moment hatte er auf der anderen Straßenseite einen Artgenossen
entdeckt. Der Hund wurde von einem Jungen an der Leine geführt, und Oskar
überquerte die — zum Glück völlig leere — Fahrbahn, um Bekanntschaft zu
schließen.
    Der Junge machte halt und sah
zu, wie sich die beiden Vierbeiner freundlich beschnupperten. Für Gaby war das
natürlich ein Anlaß, ihrem Spitznamen ,Pfote’ Ehre zu machen. Sie lief hinüber,
und die Jungen folgten ihr, wobei Tarzan Gabys Rad schob. Und sein eigenes.
    Der Junge hieß Oliver. Daß ihm
der Hund zugelaufen sei, erzählte er. Seine Eltern hatten ihm erlaubt, daß er
ihn behielt. Seitdem war Struppi ein treuer Freund. Der Name paßte
vortrefflich. Struppi hatte ein dunkles, wahrlich struppiges Fell und den
schlauen Blick und die aufmerksame Nase der gelungenen Promenadenmischung. Große,
aufrechtstehende Ohren erinnerten beinah an ein Karnickel. Struppi sah lustig
und intelligent aus.
    Struppi war ein freundlicher
Hund. Er gab Gaby die Pfote und leckte Oskar über die Nase.
    „Das macht er auch nicht bei
jedem“, sagte Oliver. „Euer Oskar ist ihm sympathisch.“
    Als er weiterging, verdrehte
Struppi immer wieder den Hals. Zu gern hätte er noch mit Oskar gespielt.
    Die TKKG-Freunde radelten durch
den Vormittag südwärts.
    „Wie ich die Lind kenne“,
meinte Karl, „wird sie sich bockbeinig stellen.“
    „Das haben schon viele
versucht“, sagte Tarzan. „Aber zum Schluß waren sie alle gesprächig.“
    „Daß im Industrieviertel eine
Fabrikhalle abgebrannt ist“, sagte Gaby, „wißt ihr ja. Der gefundene
Benzinkanister wurde inzwischen auf Fingerabdrücke untersucht. Etliche sind
drauf — alle von derselben Person. Aber in der Vorstrafenkartei ist niemand,
auf den sie zutreffen. Leider.“
    „Das bedeutet“, meinte Tarzan,
„erst wenn der Feuerteufel gefaßt ist, kann bewiesen werden, daß er auch die
Fabrikhalle angezündet hat. Aber vielleicht war es wieder ein sogenannter
Nachfolgetäter — wie Fanhauser.“
    Sie folgten jetzt dem Radweg,
der neben einer breiten Fahrbahn verlief. Auf dem grünen Randstreifen wuchs allerhand
Unkraut. Oskar hechelte neben Gabys Rad und freute sich, daß er mal wieder
ausdauernd rennen konnte. Seine langen Ohren flatterten im Wind. Gaby gab acht,
daß keins in die Speichen geriet.
    „Dort ist es“, rief Karl. Er
meinte ein senfgelbes Mehrfamilienhaus, vor dem einige Wagen standen.
    Und wie bestellt — in diesem
Moment kam Monika heraus.
    Beide sind blond, dachte
Tarzan: Gaby und Monika Lind. Dasselbe Wort — aber was für ein Unterschied.
Gabys Haar glänzt wie Gold. Von der Lind ließe sich höchstens sagen, sie hat
einen Strohkopf.
    Das Mädchen trug knallenge
Jeans in giftigem Rot. Die Absätze ihrer Stöckelschuhe waren so hoch, daß sie
kaum laufen konnte. Sie hatte eine Zigarette im Mundwinkel. Ihr Gesicht war
übertrieben geschminkt. Aus der Nähe wirkte sie wie ein Indianer auf dem
Kriegspfad.
    Sie lief ziellos auf und ab,
paffte heftig und war offenbar nur deshalb ins Freie gekommen. Vielleicht
ließen es ihre Eltern nicht zu, daß sie die Wohnung verräucherte.

    Reifen kreischten, als die
TKKG-Freunde neben ihr hielten.
    Monika Lind blickte auf. Sie
erkannte die Jungs. Erschrocken verzog sich ihre Kriegsbemalung.
    „Tag!“ sagte Karl. „Wir wollen zu
dir, weil wir eine Auskunft brauchen. Wie heißen die beiden Typen, mit denen du
gestern am Oberrieder See warst?“
    Sie kaute auf der Unterlippe
und sah von einem zum andern. Am längsten betrachtete sie Gaby, aber ohne eine
Spur Freundlichkeit.
    „Weshalb wollt ihr das wissen?“
fragte sie dann mit spröder Stimme.
    „Wir haben unsere Gründe“,
sagte Tarzan. „Handfeste Gründe. Außerdem wird’s wohl kein Geheimnis sein, wie
die beiden heißen. Also?“
    „Von mir erfahrt ihr gar
nichts.“
    „Wie du willst!“ sagte Tarzan.
„Dann schicken wir dir die Polizei auf den Hals. Aber dann steht von vornherein
fest, daß du mit den beiden unter einer Decke steckst. Also?“ Sie erschrak. Das
sah er

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