Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
Höllenmaschine. Mit Drähten,
Zünder, Uhrwerk und zwei gläsernen Kolben, in denen meine hochbrisante
Spezialmischung gluckert. Außerdem wurde meine Bombe nicht zufällig gefunden,
nein! Jemand hat sie gestohlen!“
„Völlig klar!“ nickte Tarzan.
„Denn hier stochert niemand zufällig rum. Aber wer?“
Hilflos hob Erich die
Schultern.
„Überleg mal! Wer weiß davon?“
„Daß ich bastele, wissen
etliche. Das Versteck habe ich außer euch nur Josef Maier und Werner Keidel
verraten.“
Der 16jährige Maier war der Sohn
eines evangelischen Pfarrers und hatte den festen Wunsch, ebenfalls Theologie
zu studieren. Kein Frömmler, aber von Grund auf ehrlich. Als Dieb schied er
aus.
Von Werner Keidel hielt Tarzan
nicht viel. Der 20jährige war zu jedermann freundlich, hatte nie eine eigene
Meinung; oder er hielt sie erfolgreich zurück. Sein aalglattes Benehmen vermied
Auseinandersetzungen und damit auch Feindschaften; aber üble Nachrede
beherrschte er meisterlich. Hinter dem Rücken der Betreffenden machte er sie
auf sanfte Weise schlecht. Daß er mit 20 noch die Schulbank drückte — in der
13. Klasse -, lag daran: Bei der letzten Abitur-Prüfung war er der einzige
Versager gewesen.
„Da brauchen wir nicht lange zu
rätseln“, sagte Tarzan. „An deiner Stelle hätte ich Keidel, diesem falschen
Hund, vom Versteck nichts verraten.“
„Hm. Vielleicht war’s ein
Fehler. Aber er war beim Basteln dabei und ist dann einfach mit gelatscht.“
„Wer weiß, was der damit
vorhat!“ unkte Klößchen. „Gestern mittag war das Ding noch hier“, sagte Erich.
„Los, wir müssen zu Keidel!“ Tarzan machte kehrt. „Ich wette, er hat sie.“
Keidel war externer Schüler. Er
wohnte in der Stadt. Erich holte sein Rad aus dem Fahrradkeller. Tarzan und
Klößchen rannten zu jenem Gebüsch, wo ihre Drahtesel warteten. Zu dritt strampelten
sie dann durch den sonnigen Sonntagmorgen zur Stadt.
11. Freiwillig bei der Feuerwehr
Die frische Luft machte
Klößchen munter. Er wurde von Minute zu Minute vergnügter, was Tarzan und Erich
nicht von sich sagen konnten.
Wie Zentnerlast drückte ihnen
die Sorge auf die Schultern. In unbefugten Händen konnte mit der Höllenmaschine
größtes Unheil passieren. Und Keidel war der letzte, dem man sowas anvertraut
hätte.
Wenn er sie hat — und natürlich
hat er sie — , was will er dann damit? fragte sich Tarzan.
Erich kannte die Adresse. Nach
schneller Fahrt hielten sie in einer Wohngegend, wo sich kleine
Einfamilienhäuser in der Sonne badeten. In Keidels Vorgarten bellte ein weißer
Spitz. Beim näheren Hinsehen verriet er beträchtliches Alter. Er war schon recht
steifbeinig und sein Fell von gelblichem Schimmer überzogen, aber Wachsamkeit
noch immer seine vornehmste Pflicht.
Knurrend ließ er zu, daß Erich
zur Haustür ging. Tarzan und Klößchen blieben vor der Pforte.
Eine rundliche Frau in weißer
Schürze öffnete, nachdem Erich geklingelt hatte.
„Guten Morgen, Frau Keidel!“
sagte Erich. „Wir möchten zu Werner.“
„Morgen, Erich. Werner ist
nicht da. Er hat Übung.“
„Übung? Ach so, Übung bei der
Feuerwehr?“
Die Frau nickte freundlich. „Am
Längenbacher Teich. Du weißt, wo das ist? Aber wenn ihr warten wollt — Werner
müßte bald zurück sein. Er ist ziemlich früh fort. Das heißt, man weiß nie, ob
er nicht noch mit seinen Kameraden ein Bier trinkt.“
Erich dankte, sagte, sie würden
ihn schon finden und kam zurück.
„Ich wußte gar nicht, daß er
bei der Feuerwehr mitmacht“, sagte Tarzan.
„Doch. Bei der Freiwilligen
Feuerwehr. Lange ist er noch nicht dabei.“
Es war nicht weit bis zum
Längenbacher Teich. Bevor sie ihn erreichten, kam ihnen ein roter Gerätewagen
der Feuerwehr entgegen. Offenbar war die Übung gerade zu Ende gegangen, denn
uniformierte Feuerwehrleute kehrten heim — zu Fuß, im Privatwagen oder per Rad.
Werner Keidel fuhr Rad. Sie
fingen ihn ab.
„Wir suchen dich“, sagte Erich.
Keidel hielt, stieg ab,
lächelte. Er war lang und dürr, hatte ein nichtssagendes Gesicht, das man
gleich wieder vergaß und streng gescheiteltes, farbloses Haar. Beim Lächeln zog
er die sehr roten Lippen wie einen Gummiring breit.
„Ja? Ist ja nett! Habt ihr die
Übung gesehen?“ Rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen. „Ist schon toll.
Feuer, in dem Wasser wie nichts verzischt. Aber die Schaumlöscher ersticken es
dann. Erst mal bei Nacht müßt ihr das sehen!“ Er schien auf seltsame Weise
erregt zu
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