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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ab,
wie Tarzan wußte. Er führte hinunter zur Kiesgrube, einer fünfzig Meter tiefen
Wanne, in der man zwei Fußballplätze hätte ausbreiten können — so groß war sie.
In jahrzehntelanger Arbeit hatten Bagger den Kies aus dem Erdreich gewühlt.
Hauptsächlich Baufirmen benötigten das Material. Kieshalden und Kiesberge
machten die Grube zu einem unübersichtlichen Gelände.
    Tarzan spähte nach vorn.
    Keidel hatte die Abzweigung
erreicht, schwenkte links und tauchte die breite, sandige Zufahrt hinab, die
wochentags von Lastern benutzt wurde.
    Tarzan fuhr langsamer. An der
Zufahrt hielt er an. Sie senkte sich so steil — im Winter bei Glatteis war sie
nicht befahrbar.
    Keidel holperte hinab, trat
voll auf den Rücktritt und verlor fast das Gleichgewicht. Der Rücktritt
quietschte. Die Reifen rutschten. Dann verschwand er um die Biegung.
    Tarzan sah zu seinen Freunden
zurück. Sie waren noch weit.
    Die Wände der Kiesgrube fielen
gefährlich steil ab. Deshalb war das Gelände vollständig umzäunt. Zusätzlich hatte
man alle fünfzig Schritt Warntafeln aufgestellt: LEBENSGEFAHR! WEITERGEHEN
VERBOTEN!
    Tarzan stellte sein Rennrad ab,
kroch unter der Umzäunung durch, robbte zum Rand und schob den Kopf vor.
    Von hier aus hatte er
Überblick, als säße, beziehungsweise läge er in einer Balkonloge.
    Wo die Zufahrt den Talgrund
erreichte, standen zwei Baracken der Arbeiter.
    Die eine war nicht viel größer
als ein Wohnwagen. Aber in der anderen, die neu aussah, hätten sich 500
Menschen versammeln können — ohne Platzangst zu kriegen.
    Sicherlich waren Geräte darin
untergebracht, eine Art Kantine, WC’s und Räume zum Umkleiden. Für viele
Dutzend Arbeiter.
    Jetzt erreichte Keidel den
Talgrund. Er bremste zu scharf und fiel fast vom Rad. Dann stellte er es an die
Schmalseite der Baracke, umrundete das Gebäude, hastig, suchend, mit
schiefgelegtem Kopf.
    Tarzan erriet, was er vorhatte.
    Keidel entschied sich für ein
Fenster auf der Rückseite. Offenbar war es nur angelehnt. Wie Tarzan deutlich
sah, ließ es sich aufdrücken, ohne daß was kaputtging.
    Keidel beugte sich hinein, lief
dann zum Rad zurück und nahm das Paket vom Gepäckträger. Er trug es zum Fenster
und kletterte hinein.
    Mehr sah Tarzan nicht. Er
robbte zurück.
    Seine Freunde näherten sich.
Mit unmißverständlichen Zeichen bedeutete er ihnen, vorsichtig zu sein. Dann
stieg er aufs Rad. Es war die schnellste Möglichkeit, hinunterzukommen.
    Er rollte über sandigen Boden,
erreichte den Talgrund, fuhr leise zur Baracke, stellte sein Rad neben Keidels
verschmutzten Drahtesel und pirschte dann an der Rückseite des Gebäudes
entlang.
    Das Holz roch nach Teerfarbe.
Er kam an einem Fenster vorbei, das aber nur zu einem winzigen Raum gehörte, in
dem Spitzhacken und Schaufeln standen.
    Jetzt duckte er sich unter das
geöffnete Fenster, durch das Keidel eingestiegen war. Verwundert sah er, daß
jemand den Rahmen in Höhe der Verriegelung aufgebrochen hatte. Offensichtlich
hatte sich der Betreffende gewaltsam Einlaß verschafft. Aber Keidel war das
nicht gewesen.
    Vorsichtig richtete Tarzan sich
auf. Er spähte in einen ziemlich großen Raum, in dem einfach gezimmerte Tische
und Holzbänke standen. Offenbar aßen hier die Arbeiter, wenn sie eine Pause
einlegten.
    Keidel hatte sein Paket auf
einen Tisch gestellt und streifte jetzt vorsichtig die Einkaufstüte ab. Er wandte
Tarzan das Profil zu und atmete keuchend.
    Eine weiße Schachtel, gut
verschnürt, kam zum Vorschein.

    Tarzan entsann sich: Erich
hatte erzählt, die Höllenmaschine sei in einen weißen Karton verpackt. Na also!
Jetzt schloß sich der Kreis!
    Er beobachtete Keidel. Der
lutschte an seinen Lippen, löste die Verschnürung und hob vorsichtig einen
Wecker, der kein Gehäuse mehr besaß, aus dem Karton. Was er sonst noch
enthielt, konnte Tarzan nicht sehen. Aber das war auch nicht nötig.
    Der Wecker hing an Drähten, die
ihn mit der Höllenmaschine verbanden, war also ein Teil von ihr.
    Keidel zog ihn auf, indem er
drehte und drehte. Dann stellte er die Zeit, danach den Alarmknopf.
    „Zweiundzwanzig Uhr
mitteleuropäischer Zeit“, flüsterte er. Es klang wie ein Gebet.
    Dieser Mistkerl! dachte Tarzan.
Tarnt sich als Feuerwehrmann und will die Baracke in die Luft sprengen.
    Keidel legte den Wecker zurück,
schloß den Karton und sah sich um. Tarzan ging auf Tauchstation. Als er wieder
ein Auge riskierte, stand Keidel in der gegenüberliegenden Zimmerecke, wühlte
einen Stapel

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