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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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griff
er zur rechten Bundseite und zog die Hose hoch. Dann wurde sie auf der anderen
Seite auf gleiche Höhe gebracht.
    „Hallo, ihr!“ sagte er. „Schon
gespannt?“
    „Ich kann’s kaum erwarten“,
brummte Klößchen. „Wahrscheinlich fliegt der halbe Steinbruch in die Luft. Und
herabfallende Felsbrocken haben die verteufelte Gewohnheit, immer auf mich zu
zielen.“
    Erich lachte. „Das kommt dir
nur so vor. Die Erklärung rein rechnerisch ist: Du nimmst zuviel Grundfläche
ein. Jedenfalls von oben gesehen. Was deine Füße betrifft — die sind auch nicht
größer als meine.“
    „Dafür ist mein Magen größer.“
    Als sie fertig gegessen hatten,
trug Klößchen das Tablett mit dem Geschirr in die Küche.
    Zu dritt verließen sie das
Hauptgebäude. Im wilden Wein an der Mauer summten Bienen. Spatzen hüpften im
Sand herum und puderten sich. Die Sonne war grell.
    Klößchen zog eine große
Sonnenbrille hervor und versteckte sich hinter ihr.
    „Das macht er nur“, lachte
Tarzan, „damit man nicht sieht, wie er im Stehen schläft.“
    „Wieso bist du müde?“ fragte
Erich.
    „Ich hatte einen anstrengenden
Traum“, meinte Klößchen. „Bin die ganze Nacht geradelt. Das schlaucht.“
    Aber dann erzählten sie Erich,
wo sie gewesen waren. Er war einer der Mitschüler, die man bedenkenlos ins
Vertrauen ziehen konnte.
    Vor Verblüffung gerieten die
Sommersprossen auf seinem Gesicht durcheinander. „Donnerwetter, das ist ein
Ding! Da habt ihr euch ja wieder was vorgenommen.“

    Sie gingen am Schwarzen Haus
vorbei, an der Turnhalle und am Sportplatz. Im Pauker-Grün, einem kleinen Park,
saßen Guntram und die Eggebrecht auf einer Bank. Sie hielten Händchen und
blickten zum blauen Himmel hinauf.
    Martina Eggebrecht war eine
schmale Person mit hübschem Mausgesicht. Ihre verwegene Kurzhaarfrisur
wechselte häufig, mindestens mit den Jahreszeiten, die Farbe: von Honigblond
über Kastanienbraun bis Orangerot. Welche Haarfarbe sie tatsächlich hatte,
wußte niemand — inzwischen sicherlich nicht mal mehr sie selbst.
    Außer Sicht- und Hörweite sagte
Erich: „Muß Liebe schön sein.“
    „Keine Ahnung“, meinte
Klößchen.
    „Und du?“ wurde Tarzan von
Erich gefragt.
    „Ich finde, das hat noch Zeit.
Oder was meinst du?“
    „Voriges Jahr war ich in Gaby
verknallt. Aber das ist ja aussichtslos.“
    „Weil sie da sicherlich genauso
denkt wie ich“, schob Tarzan das heikle Thema beiseite. „Wird das eigentlich
gefährlich, wenn wir deine Höllenmaschine transportieren? Ich meine, vielleicht
sollten wir für eine polizeiliche Eskorte (Geleit) sorgen, wenn wir
damit zum Steinbruch radeln.“ Erich lachte glucksend. „Das wäre ein Witz. Und
die Polizei evakuiert (ein Gebiet von den Bewohnern räumen) die Gegend,
durch die wir kommen. Aber es ist halb so schlimm, Freunde. Erst wenn ich das
Bömbchen scharf mache, müssen wir die Rübe einziehen.“
    Sie gingen bis zum
entferntesten Winkel des Schulgeländes. Hinter einem Mini-Müllplatz verrottete
ein windschiefer Schuppen an der Mauer. Außer Unrat gab es dort nichts.
Niemandem — nicht mal Hausmeister Mandl — wäre es eingefallen, dort nach dem
Rechten zu sehen. Denn Kakerlaken und Spinnen kann man sich selbst überlassen.
    Ein geeigneter Platz also, um
die Höllenmaschine zu verstecken.
    Sie stiegen über die
Abfallhaufen. Der wacklige Schuppen sah aus, als sinke er langsam in die Knie.
Klößchen versetzte der Tür einen Tritt. Knarrend schwang sie nach innen.
    „Bei meiner Höllenmaschine
solltest du das nicht machen“, sagte Erich.
    Sie traten nacheinander in
stickiges Halbdunkel. In der Ecke lagen modrige Kartons. Erich räumte sie
vorsichtig beiseite.
    Gebückt verharrte er dann. Sein
Rücken versteifte sich. Tarzan sah, wie sich sein rotes Nackenhaar aufstellte.
    „Was ist denn?“ fragte er
beunruhigt.
    „Weg! Sie ist weg!“
    „Was?“
    „Meine Höllenmaschine ist weg.
Verschwunden!“ Erich richtete sich auf. Anklagend zeigte er auf eine leere Stelle
in der Ecke. „Dort habe ich sie hingestellt. Verpackt in einen weißen Karton.
Nichts mehr da!“
    Er war blaß geworden. Seine
Sommersprossen wirkten wie aufgemalt.
    „Au Backe!“ sagte Klößchen. „Vielleicht
wurde sie zufällig gefunden. Und der Finder hat gedacht, es wäre... Wie sieht
das Ding eigentlich aus?“
    „Wie eine Geburtstagstorte“,
sagte Erich wütend. „Nur nicht so süß. Außerdem müßte man die Kerzen noch
draufstecken! Wie sie aussieht!? Himmel, wie eine

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