Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
zerlesener Zeitungen auseinander, versteckte den Karton und
breitete eine Menge Zeitungen darüber.
„Heh!“ sagte in diesem Moment
eine heisere Stimme.
Keidel fuhr herum. Selbst
Tarzan war zusammengezuckt.
Die Stimme kam von links, wo
offenbar eine Tür war. Sehen konnte Tarzan sie erst, als er sich — immer in der
Hocke — etwas zur Seite bewegte.
In der geöffneten Tür stand
eine wüste Gestalt. Der alte Kerl sah aus, als wäre er eben aus einem Kanalrohr
gekrochen. Und vermutlich roch er auch so. Er war zerlumpt von Kopf bis Fuß;
den Mantel hatte er sicherlich einer Vogelscheuche gestohlen. Das runzlige
Gesicht war von Wind und Wetter wie altes Leder gegerbt. In den entzündeten
Augen lag ein unübersehbar blöder Ausdruck. Borstiges Haar stand vom Kopf ab —
offenbar hatte er sich mit dem Taschenmesser gekämmt. Vor der unteren
Gesichtshälfte hingen schmuddelige Fransen. Sollte ein Bart sein.
„Was... was machen Sie hier?“
schrie Keidel. Sein Gesicht war käseweiß.
„Und du?“ fragte der
Landstreicher mit heiserer Stimme.
„Ich... habe hier zu tun. Wer
sind Sie?“
Der Penner grinste. Er schien
betrunken zu sein.
„Möchtest du wissen, was?“
„Sagen Sie, wer Sie sind!
Sonst... hole ich die Polizei!“
„Reg dich ab, Kleiner! Kannst
mich Knallauge nennen.“ Er grinste, wobei gelbe Zahnstummel sichtbar wurden.
„Kannst aber auch ,Herr Mataschke’ sagen.“
„Sie haben hier nichts
verloren. Sie sind eingebrochen. Das Fenster — natürlich! Sie haben es
gewaltsam geöffnet.“ Knallauge grinste noch breiter.
„Na, und?“ fragte er. „Du bist
ja auch nicht durch die Tür gekommen. Bild dir nichts ein, Kleiner! Bist kein
bißchen besser als ich. Wolltest was abstauben, wie? Na los! Keine Hemmungen!
Ich verzinke ( verrate ) dich nicht!“
„Reden Sie keinen Unsinn! Ich
will nicht stehlen. Ich... suche nur was. Aber was wollen Sie hier?“
„Übernachten! Endlich mal vier
Wände und ein Dach! Bis morgen früh kann ich bleiben. Und daran wirst du mich
nicht hindern. Sonst bist du genauso dran wie ich.“
„Was?“ kreischte Keidel. „Sie
wollen hier schlafen? Das geht nicht! Auf keinen Fall heute nacht!“
„Doch!“ beharrte der Penner.
Dabei rülpste er. Die Fuselwolke wanderte bis zum Fenster.
„Nein!“ schrie Keidel. „Nicht
hier. Ich... Ja, ich gebe Ihnen Geld, wenn Sie abhauen. Klar?“
Donnerwetter! dachte Tarzan.
Dem ist es was wert, die Baracke in die Luft zu jagen.
„Geld?“ Knallauge wurde
hellhörig. „Wieviel?“
„Ich habe nur zwanzig Mark bei
mir.“
„Her damit, Söhnchen! Das...“
Er redete nicht weiter. Das
Poltern eines Blecheimers, mit dem offenbar ein Elefant an der Schmalseite der
Baracke Fußball spielte, ließ ihn verstummen.
„Au, mein Schienbein!“ ließ
sich Klößchens Stimme ungedämpft vernehmen.
Himmel! dachte Tarzan. Dieser
Tolpatsch! Zwei linke Hände sind schon zuviel. Aber Klößchen hat sogar zwei
linke Füße.
Heimliches Lauschen war jetzt
vereitelt.
Tarzan richtete sich auf, stützte
eine Hand auf die Fensterbank und flankte hinein.
Keidels Augen quollen vor
Entsetzen hervor.
Knallauge ließ seinen behaarten
Unterkiefer hängen, als wären gebratene Tauben im Anflug.
„Störe ich?“ fragte Tarzan.
Seine Miene war unheilvoll. „Ist ja recht aufschlußreich, Keidel, daß du diesem
Gentleman soviel Geld bietest — nur damit er sein müdes Haupt woanders zur Ruhe
bettet. Weshalb?“
„Was... was... „, stotterte
Keidel. „Ich... Wie kommst du her?“
„Immer in deinem Windschatten,
du verlogener Hund! Was sage ich: Du hinterhältiger Dieb! Hast Erichs... äh...
Bastelei gestohlen! Hast sie hergebracht. Wozu wohl? Zweiundzwanzig Uhr
mitteleuropäischer Zeit! Mir ist ein Licht aufgegangen, Keidel! Die Baracke
wäre in die Luft geflogen — und dann hätte sie wie ein Scheiterhaufen gebrannt.
Ist ja alles aus Holz. Und Erichs Erfindung knallt nicht nur und hat nicht nur
Sprengkraft, sondern entfacht auch die schönsten Feuerchen, wenn Brennbares in
der Nähe ist.“ Tarzan schöpfte Atem. „Keidel, ich glaube, du bist der
Feuerteufel!“
Das Gesicht des 20jährigen nahm
eine schimmlige Farbe an. Sein Blick hetzte umher. Schweiß trat ihm auf die
Stirn. Im nächsten Moment riß er einen Stuhl hoch. Drohend hielt er ihn über
sich wie eine Keule.
„Aus dem Weg!“ schrie er.
Sein Ziel war die Tür, wo der
Penner stand.
Tarzan schnellte vor.
Keidel warf den Stuhl. Aber
Tarzan wich mühelos aus.
Sich an
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