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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Keidel zu vergreifen,
fiel ihm nicht ein. Der Kerl war ihm widerwärtig. Um ihn an der Flucht zu
hindern, genügte eine Fußangel.
    Keidel stolperte über Tarzans
ausgestrecktes Bein, flog gegen Knallauge und riß ihn mit sich zu Boden.
    „Heh!“ schrie der Penner.
„Wieso ich?“
    Er rollte zur Seite, setzte
sich auf und hämmerte seine schwielige Faust auf Keidels Rücken.
    „Hören Sie auf!“ gebot Tarzan
in scharfem Ton. Knallauge gehorchte.
    Keidel, dem die saftlosen
Schläge nicht geschadet hatten, kam taumelnd auf die Füße.
    „Ich... ich kann nichts dafür!“
flüsterte er. „Es packt mich. Immer wieder! Ich... lebe auf, wenn es brennt. Es
gibt nichts Schöneres als Feuer! Ich weiß nicht, warum.“ Lautes Bellen am
Fenster kündete die übrigen Mitglieder des TKKG an.
    Karl blickte herein. „Ach, hier
bist du!“
    „Karl“, sagte Tarzan. „Fahr
bitte zurück. Bis zum nächsten Telefon. Ruf Kommissar Glockner an! Daß er
sofort herkommt! Wir haben den Feuerteufel. Es ist Keidel. Er hat schon so eine
Art Geständnis abgelegt.“
    Gaby und Klößchen, die hinter
Karl standen, zeigten fassungslose Mienen.
    Knallauge sagte: „Verdammt!
Jetzt ist es wieder nichts — mit den 20 Mark!“
    Karl nahm seine Brille ab und
polierte sie heftig am Ärmel: bei ihm immer ein Zeichen, daß er aufgeregt ist.
    „Gut, ich zische sofort los!
Bis gleich! Die Nummer weiß ich.“
    Er verschwand aus Tarzans
Blickfeld. Statt dessen schob Klößchen sein staunendes Mondgesicht näher.
    „Ich bin leider gegen einen
Blecheimer gestoßen.“
    „Tatsächlich?“ sagte Tarzan.
„Hat es denn gescheppert?“
    „Hm. Eigentlich kaum.“
    Klößchen sah Gaby an, die ihre
blauen Augen himmelwärts verdrehte.
    „Dein Lärm, Willi“, sagte
Tarzan, „wurde sicherlich in allen Dörfern ringsum gehört. Aber das spielt
keine Rolle mehr. Keidel ist überführt. In seinem Paket war die Höllenmaschine.
Jetzt ist die dort unter den Zeitungen versteckt. Heute abend um zehn wäre die
Baracke in die Luft geflogen, beziehungsweise abgebrannt. Aber daß Herr
Knallauge hier übernachten wollte, hat Keidels Plan durcheinandergebracht.
Wenigstens etwas, das für ihn spricht: Der Feuerteufel will nicht, daß Menschen
umkommen.“
    Keidel lehnte an der Wand.
Seine Hände zitterten.
    Der Penner hatte sich auf eine
Bank gehockt. Aus dem Mantel zog er eine Schnapsflasche hervor, in der noch ein
winziger Rest war.
    Er trank, stellte die Flasche
auf den Tisch und wischte sich über die Augen.

    „Feuerteufel?“ fragte er. „Soll
das der Feuerteufel sein?“ Tarzan nickte. „Sie haben doch sein Geständnis
gehört.“
    „Hm. Ich dachte, der gestern
abend wäre es gewesen.“
    „Wer?“
    „Na, der Mensch, dem ich bei
der Fabrikhalle begegnet bin, die dann abgebrannt ist. Heute nacht. Erfahren
habe ich’s ja erst, als ich heute früh noch mal durchs Industrieviertel
getippelt bin. Traf ‘nen Kollegen, der mir’s erzählt hat. Da mußte ich gleich
an den Kunden mit der Schirmmütze denken. Weggescheucht hat er mich. Ist
regelrecht grob geworden, dieser Stirnstoßer ( Gaunersprache: Betrüger) !“
    „ Moment!“ sagte Tarzan. „Darüber
reden wir noch. Aber erst mal...“ Er wandte sich an Keidel: „Wie viele Brände
hast du gelegt?“
    Keidel schluckte. „Fünf.“
    „Nur fünf?“ rief Tarzan.
    Keidel nickte verstört. Hatte
er doch das deutliche Gefühl, es wäre genau fünfmal zuviel gewesen.
    Fünf Brände, dachte Tarzan. Und
er sagt sicherlich die Wahrheit. Aber es geht um drei Dutzend. Dann ist er ein
Brandstifter, aber nicht der Feuerteufel. Überhaupt: Keidel als Profi, der sich
die Brände bezahlen läßt? Nein, das paßt nicht zu ihm. Er ist ein Spinner,
vielleicht krank, aber kein eiskalter Verbrecher. Möglicherweise ist Knallauge
dem richtigen begegnet.
    „Wie sah er denn aus — der
Kunde mit der Schirmmütze?“ fragte Tarzan.
    „Keine Ahnung. Es war ja
stockfinster. Ich sah nur, daß es ein Mann ist. Das heißt, gesehen habe ich
zwei.“
    „Noch einen zweiten?“
    „Nein! Nur den einen. Aber den
doppelt.“ Grinsend deutete Knallauge auf die jetzt leere Schnapsflasche.

13. Ein falscher Verdacht
     
    Karl kehrte zurück, völlig
außer Atem und erklärte, der Streifenwagen käme gleich.
    Gaby hatte sich auf einen umgestülpten
Eimer gesetzt. Oskar hockte zwischen ihren Beinen und ließ sich streicheln.
    Klößchen brach ein beachtliches
Stück von seiner Schokolade ab und reichte es durchs Fenster. Es war

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