Nachts, wenn der Feuerteufel kommt
den
Feuerteufel bis spätestens zum Abendessen bei mir abliefert.“
Lachend ging Tarzan auf den
Scherz ein: „Das wird ein bißchen knapp, Herr Glockner. Der Kerl ist ja nur
nachts unterwegs.“
„Na gut, dann bis Mitternacht.
Aber nicht später!“
„Wird gemacht, Papi!“ rief
Gaby. „Möchtest du ihn gefesselt oder in Geschenkpapier?“
„Vor allem unversehrt. Wenn sich’s
einrichten läßt, Tarzan.“ Lachend stieg er in seinen Wagen.
Die vier Freunde sahen den
Fahrzeugen nach, bis der Rand der Kiesgrube sie ihren Blicken entzog.
„Scheibchenweise“, sagte Karl,
„erreichen wir unser Ziel. „Nach Fanhauser ist jetzt auch Keidel ausgeschaltet.
Bin gespannt, ob es wirklich DEN Feuerteufel gibt, oder ob viele kleine
Teufelchen so gern mit Zündhölzern spielen.“
„Hast doch gehört“, sagte
Tarzan, „daß mir Herr Glockner zustimmt.“
Einem so gewichtigen Argument
konnte Karl nichts entgegenhalten.
„Fahren wir zu den Möllns
zurück?“ fragte Gaby. „Oder gleich zu Erich Bosselt?“
„Das mit Erich eilt nicht.
Schließlich ist die Gefahr ja behoben. Außerdem sind wir viel näher bei den
Möllns.“
Sie holten ihre Räder. Auch
Keidels Drahtesel stand noch neben der Baracke. In der Aufregung war er
vergessen worden. Natürlich hatte Keidel das Kabelschloß nicht benutzt.
Tarzan besorgte das, obschon
das Rad in keinem Zustand war, der einen Dieb verlockt hätte.
Sie schoben ihre Räder zur
Straße hinauf und fuhren stadtwärts. Unterwegs hielten sie an einem Trog, der
für Kühe bestimmt war. Oskar wollte saufen. Er schlabberte drei Minuten lang,
und sein Bauch wurde zusehends dicker.
„Manchmal kriegt er solche
Anfälle“, erklärte Gaby. „Besonders, wenn es heiß ist.“
Nach beendetem Trunk mußte sie
ihm die langen Schlappohren auswringen. Dann ging es weiter.
Zum zweiten Mal hielten sie vor
dem Haus, in dem die Mölln-Brüder wohnten. Gerade in diesem Moment kam eine
Frau heraus. Sie war zum Ausgehen gekleidet und trug eine große Tüte.
Ein vorbeigehender Mann nickte
ihr zu und sagte: „Guten Tag, Frau Mölln.“
Sie erwiderte den Gruß,
steuerte auf einen parkenden VW zu und zog den Autoschlüssel aus der
Kostümtasche.
Tarzan sprach sie an und
fragte, ob ihre Söhne zu Hause wären.
Sie lächelte freundlich über
ihr rundes und etwas einfältiges Gesicht, sagte: „Moment, mein Junge!“ schloß
erst den Wagen auf und verstaute die Tüte auf dem Nebensitz — wobei sie sich so
weit hineinbeugte, daß sie beinahe kopflastig wurde und das Gleichgewicht
verlor. Kurzatmig richtete sie sich auf.
„Wenn ihr Helmut und Hartmut
besuchen wollt“, sagte sie, „dann fahrt am besten zum Gertruden-Krankenhaus.
Sie liegen beide auf Station vier.“
„Sind sie krank geworden?“
„Krank nicht gerade. Hatten
einen Unfall. Wegen der verdammten Motorräder. Ich hasse die Dinger. Aber sie
wollen ja nicht hören.“
„Doch hoffentlich nichts
ernstes“, sagte Tarzan. „Wann ist es denn passiert?“
„Gestern nachmittag. Sie waren
am Oberrieder See. Mit Monika Lind und Renate Fromme — falls ihr die kennt! Auf
dem Rückweg haben sie die Mädchen in Pönsdorf abgesetzt — bei Renates Tante,
die dort wohnt. Dann sind sie weitergerast. Auf der Landstraße ist es passiert.
Sie fuhren nebeneinander — und mit achtzig Sachen auf einen Traktor drauf. Weiß
der Himmel, wo die beiden wieder Mal ihren Verstand hatten. Abgeholt wurden sie
dann mit dem Krankenwagen. Wir — mein Mann und ich — erhielten erst zwei
Stunden später Bescheid. Da waren sie schon im Krankenhaus und eingegipst. Die
Mädchen wissen wahrscheinlich bis jetzt noch nicht, was da passiert ist.“
„Das tut uns aber sehr leid“,
sagte Tarzan wahrheitsgemäß. Denn angesichts eines solchen Unglücks war alle
Feindschaft vergessen. „Sind sie sehr verletzt?“
„Helmut hat eine
Gehirnerschütterung und einen Armbruch. Links. Hartmut brach sich drei Rippen
und das Schlüsselbein. Und das Knie ist verletzt. Schlimm!“
„Wir wünschen gute Besserung.“
Tarzan wollte sich abwenden. Doch ihm fiel noch was ein. „Wissen Sie zufällig“,
fragte er, „ob Hartmut und Helmut bei Renates Tante im Haus waren, oder ob sie
die Mädchen nur vor der Tür abgesetzt haben?“
„Tut mir leid. Das weiß ich
nicht.“
„Heißt die Tante auch Fromme?“
„Ich glaube, ja.“
Ein untersetzter Mann kam aus
dem Haus. Auch er trug eine Tüte. Mit einem Finger versuchte er, den
geschlossenen Hemdkragen zu weiten. Die
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