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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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und gleich hinterher noch einen. Der Schnaps macht ihr warm. Jetzt ist ihr wohler.
    Nicht viel los heute im Lokal. Ein paar Männer spielen im Hinterzimmer Billard. Sie kümmern sich nicht um sie. Ein Mann am Nebentisch starrt sie an. Ein kleiner, untersetzter Bursche, nicht der Schönste. Aber von dem Schönsten träumte sie, als sie in der Kleinstadt aufwuchs.
    Der Mann trank ebenfalls. Der Schnaps schafft die erste Verbindung. Sie prosten sich zu. Sie lächeln sich an. Sie kommen sich näher. Sie bezahlen und gehen. Arm in Arm. Nur ein paar Schritte über die Straße.
    Nur ein paar Schritte. Dann greift der Mörder zu.
    Die Münchener Zeitungen berichten ausführlich über den Mord. Sie beschreiben das Lokal in der Seitenstraße, in dem sich Rosa Groß zuletzt aufhielt, das Milieu, in dem die Ermordete lebte, die äußeren Merkmale, den vermutlichen Hergang der bestialischen Tat. Die Polizei setzt eine Belohnung von 1000 Mark aus für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen.
    Der Mörder wurde von vielen Zeugen gesehen. Diesmal konnten sie eine brauchbare Beschreibung von ihm geben. Der Mann soll etwa 1,70 m groß und untersetzt sein. Er trug einen schäbigen dunkelblauen Anzug. Er sprach norddeutsche Mundart. Er hatte spärliche Haare, in der Mitte den Ansatz einer Stirnglatze. Er ging mit seltsam steifen Schritten. Er hatte große, breite Füße und kräftige, derbe Hände.
    »Schau dir das einmal an«, sagt Fernfahrer Fritz Singer zu seinem Kollegen und schiebt ihm die Zeitung zu.
    »Na und?«
    »Wir haben doch so einen komischen Vogel mitgenommen. Auf den paßt doch die Beschreibung wie die Faust aufs Auge.«
    »Lass doch den Unsinn. Wir haben nur Scherereien. Wir hätten den Burschen lieber nicht hierher mitnehmen dürfen.«
    »Na, hör mal. Erstens ist es Mord. Und da muß man doch etwas unternehmen. Und dann sind tausend Piepen ja auch nicht zu verachten, oder?«
    Fritz Singer geht in das Münchener Polizeipräsidium in der Ettstraße und fragt sich nach der Mordkommission durch. Ein Beamter hört ihn sofort interessiert an. Er weiß, daß der Mann keinen Unsinn daherredet.
    »Was meinen Sie, was der Mann sonst treibt?«
    »Das ist einer von den Burschen, die so als Gelegenheitsarbeiter herumstromern. Sonst nehme ich ja keine solchen Leute mit. Aber na ja, es war so kalt. Und schließlich ist man doch ein Mensch.«
    Die Münchner Polizei arbeitet rasch. Eine Vielzahl von Zeugen wird vernommen, jede Einzelheit auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Eine Sonderfahndung nach dem unheimlichen Unbekannten namens Bruno wird eingeleitet. Im Münchner Polizeipräsidium herrscht Hochbetrieb. Und der Mörder? Verschwindet er? Verkriecht er sich?
    Unbekümmert macht sich Bruno auf den Weg.
    Die Münchner Ausfahrtsstraßen sind abgeriegelt. Diese Übung ist schon hundertmal durchexerziert worden. Der Polizeipräsident und SS-Obergruppenführer braucht nur auf den Knopf zu drücken, und die Aktion läuft. Dann werden die Beamten aus dem Schlaf, aus dem Urlaub gerissen und sperren systematisch die Landstraßen, die Autobahnen, die Bahnhöfe und selbst die Feldwege ab. Dann werden Tausende von Passanten kontrolliert. Ein perfekter Polizeistaat weiß, wie man so etwas macht. Durch dieses Sieb kann keiner entkommen, wenn alles funktioniert.
    In den meisten Fällen wissen die Kontrollposten gar nicht, um was es geht. Sie stehen eben da und warten auf einen Mann, dessen Beschreibung ihnen mitgegeben wurde. Meistens handelt es sich um politische Fälle. Meistens ist der Einsatz für den einzelnen Beamten ergebnislos, denn wenn tausend Mann einen einzigen suchen, warten selbst im Erfolgsfalle 999 umsonst.
    Der Kontrollpunkt Hallertau wird von zehn Beamten der Landpolizei nach beiden Richtungen überwacht. Seit drei Stunden haben sie ihren Posten bezogen und in dieser Zeit bereits ein paar hundert Fahrzeuge kontrolliert. Sie suchen einen etwa 1,70 großen, untersetzten Mann, der einen schäbigen dunkelblauen Anzug trägt und norddeutsche Mundart spricht, der mit seltsam steifen Schritten geht und große, breite Füße und kräftige, derbe Hände hat.
    Und wieder zieht ein Lastwagen durch die Nacht. Und wieder sitzt rechts außen im Führerhaus ein Mann, der diese endlosen Nächte bereits kennt. Wieder wurde er mitgenommen von zwei mitleidigen Fernlastfahrern. Wieder ist die Nacht sternklar und eiskalt. Und wieder schafft der Ferntransporter 50 Kilometer in der Stunde.
    In der Hallertau, beim neuerbauten Rasthaus, ist eine

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