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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Stauung.
    »Was ist denn da los?« fragt der Fahrer und flucht. »Natürlich Polizei.«
    Zwei Beamte kommen auf den Wagen zu.
    »Ihre Ausweise.«
    »Hier«, antwortet der Fahrer.
    »Wie viele Personen?«
    »Drei«.
    »Zwei Fernfahrer?«
    »Ja«, entgegnet der Fahrer lachend, »und ein blinder Passagier.«
    Der Polizeibeamte leuchtet in das Führerhaus. Der Kegel der Lampe fällt genau in das Gesicht des Mannes, der sich Bruno nennt.
    »Steigen Sie aus«, sagt Oberwachtmeister Bauernfeind.
    »Warum denn?«
    »Kommen Sie, machen Sie kein Theater.«
    »Was ist mit uns?« fragt der Fernlastfahrer.
    »Sie können weiterfahren, wenn Sie wollen.«
    »Aber um Gottes willen«, ruft der Mann, der aussteigen soll, »ick muß doch nach Berlin. Denken Sie daran, daß meine Mutter schwerkrank ist. Wenn Sie mich aufhalten, komm' ick vielleicht zu spät. Ick möcht' se doch noch lebend sehn.«
    »Los, steigen Sie aus!« befiehlt der Oberwachtmeister barsch.
    In geduckter Haltung geht der Festgenommene neben dem baumlangen Wachtmeister her. In einem Hinterzimmer des Rasthauses ist eine provisorische Polizeiwache eingerichtet worden. Inspektor Schneider leitet von hier aus den Einsatz.
    »Na, bringen Sie schon wieder einen, Bauernfeind?« fragt er jovial.
    »Sehen Sie sich den Mann an, Herr Inspektor.«
    »Komm mal näher an das Licht, mein Sohn. Also, wie heißt du?«
    »Bruno Lüdke.«
    Die beiden Beamten stutzen einen Augenblick.
    »Und wo bist du zu Hause?«
    »In Köpenick, Herr Inspektor. Köpenick bei Berlin.«
    »Das weiß ich selbst«, brummt der Inspektor. »Und wo warst du jetzt?«
    »In München.«
    »Wie lange warst du in München?«
    »Vierzehn Tage.«
    »Hast du dich polizeilich an- und abgemeldet?«
    »Warum denn?«
    »Weil das Vorschrift ist.«
    »Det hab' ick nich jewußt.«
    Der Inspektor betrachtet sich den Mann von allen Seiten. Die Beschreibung stimmt. Aber das ist jetzt schon der fünfundzwanzigste Kerl innerhalb von drei Stunden, auf den die Beschreibung paßt.
    »Zeig mal deinen Ausweis her! Wo arbeitest du?«
    »Bei meinen Eltern. Die haben eine Wäscherei. Jetzt hab' ick den ersten Urlaub jemacht seit drei Jahren. Jestern kam ein Telegramm, daß meine Mutter am Sterben ist. Geld hab' ick ooch keenes mehr. Da hab' ick mich eben uff de Straße jestellt und Anhalter jespielt.«
    »So«, erwidert der Inspektor.
    Bruno Lüdke zündet sich eine Zigarette an.
    »Wissen Se, wenn meine Mutter stirbt, dann können Se mit mir machen, wat Se wollen. Ick mag dann sowieso nicht mehr weiterleben.«
    »Hast du wenigstens das Telegramm bei dir?«
    »Nee, Herr Inspektor. Ick hab' es in der Uffregung wegjeworfen.«
    Mit langen Schritten geht der Inspektor auf und ab.
    »Bruno heißt er auch noch«, sagt der Oberwachtmeister.
    Der Inspektor nickt.
    »Kommen Sie einmal mit, Bauernfeind«, sagt er dann.
    Die beiden Beamten gehen in einen Nebenraum.
    »Ich habe kein gutes Gefühl mit dem Burschen, Herr Inspektor«, beginnt Bauernfeind.
    »Sie sind ein Eiferer«, entgegnet der Beamte.
    »Haben Sie sich den Mann genau angesehen? Er trägt einen abgerissenen dunkelblauen Anzug.«
    »Den hat jeder zweite an, das sagt gar nichts. Schauen Sie, der Kerl ist doch harmlos wie ein Karpfen. Es ist ihm doch förmlich in das Gesicht geschrieben.«
    »Die Entscheidung liegt ausschließlich bei Ihnen, Herr Inspektor.«
    »Und wenn das mit der Mutter stimmt – das können ja die in Berlin nachprüfen. Wir nehmen die Personalien auf und melden den Mann gleichzeitig nach München und Berlin. Die sollen sich um ihn kümmern. Wenn er Dreck am Stecken hat, kommt er uns nicht mehr aus.«
    »Und was sagen Sie dazu, daß er Bruno heißt?«
    »Lieber Gott«, schob der Kriminalbeamte den Einwand beiseite, »vor drei Tagen haben wir einen Opferstockmarder geschnappt, und der hieß Adolf. Ob Sie es glauben oder nicht«, er lächelte anzüglich, »der Mann hatte mit dem Führer nicht das Geringste zu tun.«
    »Das glaube ich Ihnen, Herr Inspektor«, erwiderte der Oberwachtmeister hastig und mit betont ausdruckslosem Gesicht.
    »Außerdem«, fuhr sein Chef fort, »meinen Sie denn im Ernst, daß der Mörder seinen richtigen Namen genannt hat? Daß unser Bursche hier auch Bruno heißt, spricht meines Erachtens nur für ihn.«
    Der Oberwachtmeister zuckt mit den Schultern.
    »Ihre Sache, Herr Inspektor.«
    »Also, machen Sie ein kurzes Protokoll, und geben Sie mir die Sache zur Unterschrift. Mensch, ich bin jetzt dreißig Jahre im Dienst. Da hat man doch

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