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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Söllner, 21 Jahr alt, ermordet an der Straße Blechhammer-Judenbach in Thüringen. Erst Monate nach der Tat wurde die Leiche gefunden. Vom Mörder keine Spur.
    Der Täter heißt Bruno Lüdke.
    Bei Elisabeth Doye, Dora Rydigier, Lina Schmidt und Anna Piatyszek unterschieden sich die Tatmerkmale in nichts. Alle Ermittlungen hatten dasselbe Ergebnis: daß der Täter auf freiem Fuße blieb.
    Er heißt Bruno Lüdke.
    Kreuz und quer fährt die Sonderkommission durch Deutschland. Zwischenstation in Gotha: Hier ist der Mord an der 73 Jahre alten Witwe Ida Curth, geborene Becker, aufzuklären. Die alte Frau war am 28. April 1929 in ihrer Wohnung an der Hützeigasse 59 tot aufgefunden worden. Die Tatmerkmale waren so abscheulich, daß die Mordkommission die Fahndung nach dem Mörder mit besonderer Erbitterung betrieb.
    Wie in allen anderen Fällen setzt sich jetzt Kriminalkommissar Franz erst mit der örtlichen Polizeidienststelle in Verbindung, bevor er mit Lüdke zum Lokaltermin fährt. Er wird an den Kriminalkommissar L. verwiesen.
    »Ja, Herr Kollege«, sagt L. »das ist eine merkwürdige Sache. Wir haben den Fall Curth pflichtgemäß nach Berlin gemeldet, obwohl ich mir persönlich gar nichts davon verspreche. Ihr Mann hat damit bestimmt nichts zu tun.«
    »Wie kommen Sie darauf?« fragt Franz.
    »Ja, das ist es eben … Wir führen diesen alten Fall immer noch als unaufgeklärt, obwohl er für uns eigentlich längst erledigt ist.«
    »Das müssen Sie mir schon genauer erklären«, entgegnet Franz ironisch.
    »Wir hatten einen Verdächtigen lange in Haft. Wir haben allerdings nie ein rechtskräftiges Urteil gegen ihn erlangen können.«
    »Sie halten ihn also nach wie vor für den Mörder?« fragt Franz.
    Kriminalkommissar L. zuckt die Schultern.
    »Ich übergebe Ihnen hier die Akten«, sagt er dann, »machen Sie sich selbst ein Bild von der Geschichte. Ich will Sie auch gar nicht beeinflussen. Eigentlich geht mich die ganze Sache gar nichts an. Ich war damals bei einer ganz anderen Dienststelle tätig. Aber ich wollte Sie nur aus kollegialer Freundschaft davor bewahren, etwa hier mit Lüdke in eine Sackgasse zu geraten.«
    Der Leiter der Sonderkommission vertieft sich in die Akten. Er liest sie ein paar Mal durch, und er weiß, daß er hier mit besonderer Vorsicht vorgehen muß. Vermutlich ist dies der erste Fall, mit dem Bruno Lüdke nichts zu tun hatte.
    Franz fährt mit Lüdke wahllos durch die Stadt.
    »Warst du schon einmal hier, Bruno?«
    »Natürlich, ick hab' Ihnen doch gleich jesagt, daß det hier war.«
    »Kennst du die Straße wieder, wenn wir sie dir zeigen?«
    »Ick gloobe schon.«
    Kriminalkommissar Franz gibt dem Fahrer einen Wink. Die jetzt folgende Prozedur wurde vorher mit ihm genau abgesprochen. Das Polizeiauto fährt durch sieben, acht kleine Gassen in der Nähe des Tatortes. Im ersten Gang gleitet der Wagen langsam dahin, damit Bruno Gelegenheit hat, sich zurechtzufinden.
    »Hier war es überall nicht«, sagt Bruno.
    Kurze Zeit später biegt der Wagen in die Hützelgasse ein.
    »Halt! Halt!« ruft Bruno. »Det muß die Straße sein.«
    Der Fahrer stoppt sofort.
    »Bist du sicher, Bruno?«
    »Aber det ist doch meene Rede, Herr Kommissar.«
    »Kannst du uns das Haus zeigen?«
    Bruno starrt die Häuserfront entlang. Der Kriminalkommissar betrachtet ihn dabei, bestrebt, sich die Spannung nicht anmerken zu lassen.
    »Hier ist es.« Er deutet auf das Haus Nummer 59.
    »Welche Etage?« fragt Franz sofort.
    »Janz unten.«
    Man läßt Bruno in das Haus vorausgehen. Er findet sich gleich zurecht. Wo hat dieser Schwachsinnige den Ortssinn und das Erinnerungsvermögen her? Er geht auf die linke Wohnung zu.
    »Hier hat se jestanden. Sie wollte mir zuerst nicht rinlassen.«
    »Und dann?«
    »Denn war ick drinne, und denn is' et passiert.«
    Wieder schildert er den Tatverlauf aktengetreu.
    Er muß der Mörder sein, denkt sich der Kriminalkommissar. Es gibt keine andere Möglichkeit. Er macht noch eine letzte Probe.
    »Hat sich das Zimmer verändert?« fragt er.
    »Ja«, erwidert Bruno, »da hat so 'n altes Jerümpel rumjestanden, und Schränke waren da. Ick hab' se noch alle uff jebrochen. Eene Uhr hab' ick mitjenommen und 'n bisschen Schmuck. Viel hat se nicht jehabt.«
    Stundenlang ist Bruno im Kreuzverhör. Und danach hat die Sonderkommission nicht den geringsten Zweifel, daß Bruno der Mörder ist.
    Das aber bedeutet, daß ein Unschuldiger für ihn büßen mußte. Das bedeutet, daß die Sonderkommission auf

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