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Nachts wenn der Teufel kam

Nachts wenn der Teufel kam

Titel: Nachts wenn der Teufel kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Insel?«
    »Da muß überall Wasser drum sein, so daß man kann ranfahren, und da müssen Häuser druff sein.«
    »Was ist ein Pflug?«
    »Da müssen Pferde vor sein, und denn kann man pflüjen.«
    »Woraus besteht der menschliche Körper?«
    »Aus Fleisch und Knochen.«
    »Und aus was noch?«
    »Det weeß ick nicht.«
    »Wie unterscheiden sich Ochse und Pferd?«
    »Ochse hat Hörner, 'n Pferd hat Eisen unter den Füßen und Haare am Hals.«
    »Wie unterscheiden sich Vogel und Schmetterling?«
    »Ein Schmetterling kann nicht so hoch fliegen. Vögel haben Federn und Schnabel. Und Schmetterlinge keene Federn.«
    »Was ist der Unterschied zwischen Wasser und Eis?«
    »Wasser wird hochjepumpt. Det Wasser friert im Winter zu, und davon wird Eis.«
    »Was ist der Unterschied zwischen Glas und Holz?«
    »Mit Holz kann man Feuer anmachen und mit Glas nich.«
    »Was ist der Unterschied zwischen Hass und Neid?«
    »Hass ist, wenn man eenen Menschen ausschimpft, und Neid ist, wenn der denn sagt: Du hast mir ausjeschimpft, ick will dir verklagen.«
    In verschiedensten Versionen wird der Intelligenz-Test tagelang weitergeführt. Nach einer Woche legt man Bruno Lüdke dieselben Fragen vor – und erhält dieselben Antworten. Die letzte Frage auf der Wachsplatte lautet:
    »Was ist Geiz?«
    Lüdkes Antwort wird von den Beamten der Sonderkommission immer wieder lachend zitiert: »Geiz ist, wenn Se mir jetzt keene Zijarette jeben.«
    Auf Wunsch des Reichskriminalpolizeiamts hat Kriminalkommissar Franz ein neues Experiment mit Bruno Lüdke anzustellen. In der Umgebung Berlins fährt er mit seinen Beamten an eine abgelegene Stelle des Waldes, steigt aus und sagt zu dem Mörder: »Na, Bruno, hier hast du doch auch eine umgebracht, nicht?«
    »Nee, det stimmt nicht.«
    Franz gibt ihm eine Zigarette. Auf seinen Wink hin werden Lüdke die Handfesseln abgenommen.
    »Sieh dich nur genau um«, fährt Franz dann fort, »hier hinten in der Hecke, da ist sie gefunden worden.«
    Lüdke denkt angestrengt nach.
    »Det kann nicht stimmen. Hier war ick noch nie.«
    »Warum lügst du mich an?«
    »Ick lüg' Se doch gar nicht an. Ick hab' alles zujejeben, wenn es recht war.«
    »Und warum gibst du heute nichts zu?«
    »Weil et nicht wahr ist.«
    Kriminalkommissar Franz kennt seine Instruktionen. Es ist ihm nicht wohl dabei. Er weiß, daß er die bisherigen Geständnisse Brunos dem guten persönlichen Kontakt zu verdanken hat. Und er fürchtet, daß die Gewaltkur, die ihm seine Dienststelle vorschreibt, für das weitere Verhalten des Mörders sehr schlecht sein wird.
    Sicherheitshalber überträgt er einem anderen Beamten, Kriminalsekretär S. die nun folgende Prozedur.
    »Ich komme gleich wieder, Bruno«, sagt Franz.
    »Kann ich nicht mitjehn?«
    »Später, Bruno. Aber jetzt mußt du die Wahrheit sagen.«
    S. tritt an Bruno heran.
    »Wirf die Zigarette weg!« befiehlt er.
    »Warum?«
    Der Beamte brüllt ihn an: »Frag nicht so doof. Jetzt werden andere Saiten aufgezogen. Entweder du sagst jetzt die Wahrheit, oder ich hau' dich windelweich.«
    »Ick hab' nischt zu sajen.«
    Der Beamte ändert seine Taktik.
    »Du hast jetzt schon 25 Morde zugegeben. Kommt doch auf einen nicht an. Sag ja, und du hast deine Ruhe. Wir fahren zurück. Dann gibt's zu fressen.«
    Der Beamte schaut auf die Protokollführerin neben ihm, die, auf einem Klappstuhl sitzend, jedes Wort mitschreibt.
    »Hast du mich verstanden, Bruno?«
    »Verstanden hab' ick Se schon. Aber der Franz hat immer jesagt, ick soll bei der Wahrheit bleiben. Und ick bleib' bei der Wahrheit. Hier hab' ick nischt jemacht.«
    In gespieltem plötzlichem Zorn springt der Beamte auf Bruno zu, rüttelt ihn brutal hin und her.
    »Ich erschieß' dich, du Kerl«, brüllt er, »wenn du jetzt nicht redest.«
    Eine Sekunde lang sieht es aus, als ob sich Bruno seinerseits auf den Kriminalsekretär stürzen würde. Sein Blick ist stier, seine Hände ballen sich zu Fäusten. Aber der Zorn schlägt plötzlich in Weinerlichkeit um.
    »Ick hab' hier nischt jetan. Ick will mit Franz sprechen.«
    Ein paar Mal wiederholt Kriminalsekretär S. seine Drohungen. Aber Lüdke läßt sich nicht einschüchtern. Er hat Angst, das sieht man ihm an. Er zittert. Sein Blick klebt am Boden, immer wieder fragt er nach Franz. Immer kläglicher wird seine Stimme. Plötzlich weint er.
    Franz kommt zurück. Bruno geht auf ihn zu.
    »Der will mir kaltmachen«, sagt er. »Ick jeb' doch allet zu. Aber hier war nischt.«
    Franz nickt.
    »Na, dann

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