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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Wir müssen zuerst zur Drogerie. Die haben sie im Sonderangebot.«
    »Haben was im Sonderangeb «
    Kevin berührte ihn am Arm. John Delevan sah ihn an. Kevin hatte den Kopf gehoben und sah aus wie ein Hirsch, der Feuer wittert. In diesem Augenblick war der Junge mehr als hübsch; er war fast göttlich, wie ein junger Dichter in der Stunde seines Todes.
    »Was?«fragte Mr. Delevan drängend.
    »Hast du etwas gehört?« Aufmerksamkeit wurde langsam zu Zweifel.
    »Ein Auto auf der Straße«, sagte Mr. Delevan. Wieviel älter als sein Sohn war er? fragte er sich plötzlich. Fünfundzwanzig Jahre?
    Herrgott, wurde es dann nicht langsam Zeit, daß er sich auch so benahm?
    Er stieß das Seltsame von sich und versuchte, es auf Armeslänge zu bekommen. Er suchte verzweifelt nach seiner Reife und fand ein wenig davon. Sie anzuwenden war, als würde man einen völlig zerfetzten Mantel anziehen.
    »Bist du sicher, daß das alles war, Dad?«
    »Ja. Kevin, du bist zu nervös. Reiß dich zusammen, sonst «
    Sonst was? Aber er wußte es und lachte zitternd. »Sonst werden wir beide wie zwei Kaninchen davonlaufen.«
    Kevin sah ihn einen Moment nachdenklich an wie jemand, der aus tiefem Schlaf erwacht, möglicherweise einer Trance, und nickte.
    »Komm mit.«
    »Kevin, warum? Was willst du? Er könnte oben sein, vielleicht hat er nur nicht aufgemacht «
    »Ich sag es dir, wenn wir dort sind, Dad. Komm jetzt.« Er zerrte seinen Vater fast aus dem unordentlichen Garten auf die Gasse.
    »Kevin, willst du meinen Arm abreißen, oder was?« fragte Mr.
    Delevan, als sie wieder auf dem Gehweg standen.
    »Er war da hinten«, sagte Kevin. »Hat sich versteckt. Darauf gewartet, daß wir gehen. Ich habe ihn gespürt.«
    »Er war « Mr. Delevan blieb stehen, dann setzte er sich wieder in Bewegung. »Nun sagen wir einmal, daß es so war. Rein hypothetisch, sagen wir, es war so. Sollten wir nicht zurückkehren und ihn zur Rede stellen?« Und, verspätet:» Wo war er?«
    »Auf der anderen Seite vom Zaun«, sagte Kevin. Seine Augen schienen zu schweben. Mr. Delevan gefiel das alles immer weniger.
    »Er war schon dort. Er hat schon geholt, was er braucht. Wir müssen uns beeilen.«
    Kevin ging schon über den Gehweg und wollte über den Town Square zu LaVerdiere’s abkürzen. Mr. Delevan streckte den Arm aus und packte ihn wie ein Schaffner einen Burschen, der versucht hat, sich ohne Fahrkarte in den Zug zu schleichen. »Kevin, wovon redest du ?«
    Und dann sagte Kevin es tatsächlich; sah ihn an und sagte es: »Er kommt, Dad. Bitte. Es geht um mein Leben.« Er sah seinen Vater an und flehte mit seinen großen, schwebenden Augen. »Der Hund kommt. Es würde nichts nützen, einfach einzubrechen und die Kamera zu nehmen. Dazu ist es schon zu weit gediehen. Bitte, halt mich nicht zurück. Bitte, weck mich nicht auf. Es geht um mein Leben.«
    Mr. Delevan unternahm einen letzten angestrengten Versuch, sich diesem schleichenden Wahnsinn nicht zu fügen und fügte sich dann doch.
    »Komm mit«, sagte er, hakte den Ellbogen bei seinem Sohn unter und zerrte ihn fast über den Platz. »Was immer es ist, bringen wir es hinter uns.« Er machte eine Pause. »Haben wir noch genügend Zeit?«
    »Ich bin nicht sicher«, sagte Kevin, und dann, widerstrebend:
    »Ich glaube nicht.«

Kapitel Siebzehn
    Pop wartete hinter dem Bretterzaun und beobachtete die Delevans durch ein Astloch. Er hatte den Tabak in die Gesäßtasche gesteckt, damit er die Hände spannen und entspannen, sp annen und entspannen konnte.
    Ihr seid auf meinem Grund und Boden, flüsterte sein Verstand ihnen zu, und wenn sein Geist die Gabe zu töten besessen hätte, hätte er ihm freien Lauf gelassen und sie beide umgebracht. Ihr seid auf meinem Grund und Boden, verdammt, ihr seid auf meinem Grund und Boden.
    Er sollte den guten alten Henrystutzen holen und auf ihre einge
    bildeten Castle ViewKöpfe hauen. Das sollte er machen. Und er hätte es auf der Stelle gemacht, wenn sie nicht über den Trümmern der Kamera gesta nden hätten, die der Junge angeblich vor zwei Wochen selbst mit Pops Segen zerstört hatte. Er überlegte sich, daß er vielleicht doch versucht hätte, sein Recht durchzusetzen, aber er wußte, was alle hier in der Stadt von ihm dachten. Pangborn, Kee
    ton und die ganze Bande. Abschaum. Das hielten sie von ihm. Ab
    schaum.
    Bis sie sich mit den Ärschen in die Nesseln setzten und ein ra
    sches Darlehen brauchten und die Sonne untergegangen war; so war das.
    Spannen, entspannen,

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