Nachts
Ellbogen bei seinem Sohn unter und zerrte ihn fast über den Platz. »Was immer es ist, bringen wir es hinter uns.« Er machte eine Pause. »Haben wir noch genügend Zeit?«
»Ich bin nicht sicher«, sagte Kevin, und dann, widerstrebend:
»Ich glaube nicht.«
»Vielleicht können wir darüberklettern.«
»Okay«, sagte Mr. Delevan und folgte seinem Sohn die Stufen des Emporium Galorium hinunter und durch die Gasse, und dabei fragte er sich, ob er den Verstand verloren hatte.
Aber das Tor war nichtverschlossen. Irgendwann im Lauf der Ereignisse hatte Pop vergessen, es abzuschließen, und obwohl Mr. Delevan die Vorstellung nicht gefallen hatte, über den Zaun zu klettern, möglicherweise über den Zaun zufallen, und sich dabei wahrscheinlich die Eier abzureißen, gefiel ihm die offene Tür irgendwie noch weniger. Dennoch traten er und Kevin ein und gingen über den schmutzigen Hof von Pop, den irgendwie nicht einmal das herunterfallende Oktoberlaub verbessern konnte.
Kevin bahnte sich einen Weg zwischen den Müllhalden hindurch, die Pop hinausgeworfen, aber, da zuviel Mühe, nicht zum Schrottplatz gebracht hatte, und Mr. Delevan folgte ihm. Sie gelangten etwa zu dem Zeitpunkt zum Hackstock, als Pop aus Mrs. Althea Lindens Garten einen Block westlich auf die Mulberry Street kam.
Der Mulberry Street wollte er folgen, bis er zur Holzfirma Wolf Jaw gelangte. Die Holzlastwagen der Firma fuhren zwar schon auf den Straßen des we stlichen Maine, und das Surren und Kreischen der Motorsägen durfte seit etwa halb sieben von den schwindenden Hartholzvorräten der Gegend aufsteigen, aber vor neun würde niemand ins Büro kommen, und bis dahin waren noch gut fünfzehn Minuten Zeit. Am Ende des winzigen Hofs der Holzfirma befand sich ein hoher Bretterzaun. Dieser hatte ein Tor, das verschlossen war, aber Pop besaß einen Schlüssel. Er würde das Tor aufschließen und so in seinen eigenen Garten gelangen.
Kevin kam zum Hackstock. Mr. Delevan holte ihn ein, folgte dem Blick seines Sohns und blinzelte. Er machte den Mund auf, um zu fragen, was das nun wieder sollte, dann klappte er ihn wieder zu. Er kam auch ohne Hilfe von Kevin langsam dahinter, was das bedeuten sollte. Es war nicht richtig, solche Einfälle zu haben, es war nicht natürlich, und er wußte aus bitterer Erfahrung (bei denen Reginald Marion >Pop< Merrill selbst einmal eine Rolle gespielt hatte, wie Mr.
Delevan seinem Sohn vor gar nicht so langer Zeit gestanden hatte), daß man leicht zu einer falschen Entscheidung kommen konnte, wenn man etwas impulsiv tat, aber das war einerlei. Obwohl er nicht in derlei Begriffen dachte, könnte man zutreffend sagen, daß Mr.
Delevan hoffte, er könnte sich um die Wiederaufnahme in das vernünftige Lager bewerben, wenn dies alles vorbei war.
Zuerst dachte er, er hätte die zertrümmerten Überreste einer Polaroidkamera vor sich. Dafür war selbstverständlich nur sein Verstand verantwortlich, der versuchte, ein wenig Vernunft in der Wiederholung zu finden; was da auf dem Hackstock lag, sah eigentlich überhaupt nicht wie eine Kamera aus, Polaroid oder sonstwie. Diese Zahnräderund Federn konnten nur zu einer Uhr gehören. Dann sah er einen toten Zeichentrickvogel und wußte auch, was für eine Uhr es war. Er machte den Mund auf, um Kevin zu fragen, wieso um alles in der Welt Pop eine Kuckucksuhr hierhergebracht und sie dann zertrümmert habe.
Er dachte noch einmal darüber nach und kam zum Ergebnis, daß er doch nicht fragen mußte. Auch diese Antwort fiel ihm allmählich ein. Er wollte nicht, daß sie ihm einfiel, weil sie Mr. Delevans Meinung nach auf Wahnsinn im allergrößten Maßstab hinauslief, aber das spielte keine Rolle, sie fiel ihm trotzdem ein. Eine Kuckucksuhr mußte man an etwas hängen. Wegen der Gewichte. Und woran hing man sie auf? Natürlich an einem Haken.
Vielleicht an einem Haken, der aus einem Balken ragte.
Beispielsweise dem Balken, an dem Kevins Polaroid hing.
Jetzt sagte er etwas, und seine Worte schienen aus großer Entfer nung zu kommen. »Verflucht, was ist los mit ihm, Kevin? Ist er ver rückt geworden?«
»Nicht geworden«, antwortete Kevin, und auch seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, wie sie so vor dem Hackstock standen und auf die zertrümmerte Uhr hinabsahen. »Gemacht worden. Von der Kamera.«
»Wir müssen sie vernichten«, sagte Mr. Delevan. Seine Stimmt schien erst lange, nachdem er die Worte gesprochen hatte, an seine Ohren zu schweben.
»Noch nicht«, sagte Kevin.
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