Nachts
sah eigentlich überhaupt nicht wie eine Kamera aus, Polaroid oder sonstwie. Diese Zahnräderund Federn konnten nur zu einer Uhr gehören. Dann sah er einen toten Zeichentrickvogel und wußte auch, was für eine Uhr es war. Er machte den Mund auf, um Kevin zu fragen, wieso um alles in der Welt Pop eine Kuckucksuhr hierhergebracht und sie dann zertrümmert habe.
Er dachte noch einmal darüber nach und kam zum Ergebnis, daß er doch nicht fragen mußte. Auch diese Antwort fiel ihm allmählich ein. Er wollte nicht, daß sie ihm einfiel, weil sie Mr. Delevans Meinung nach auf Wahnsinn im allergrößten Maßstab hinauslief, aber das spielte keine Rolle, sie fiel ihm trotzdem ein. Eine Kuckucksuhr mußte man an etwas hängen. Wegen der Gewichte. Und woran hing man sie auf? Natürlich an einem Haken.
Vielleicht an einem Haken, der aus einem Balken ragte.
Beispielsweise dem Balken, an dem Kevins Polaroid hing.
Jetzt sagte er etwas, und seine Worte schienen aus großer Entfer nung zu kommen. »Verflucht, was ist los mit ihm, Kevin? Ist er verrückt geworden?«
»Nicht geworden«, antwortete Kevin, und auch seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen, wie sie so vor dem Hackstock standen und auf die zertrümmerte Uhr hinabsahen. »Gemacht worden. Von der Kamera.«
»Wir müssen sie vernichten«, sagte Mr. Delevan. Seine Stimme schien erst lange, nachdem er die Worte gesprochen hatte, an seine Ohren zu schweben.
»Noch nicht«, sagte Kevin. »Wir müssen zuerst zur Drogerie. Die haben sie im Sonderangebot.«
»Haben was im Sonderangeb «
Kevin berührte ihn am Arm. John Delevan sah ihn an. Kevin hatte den Kopf gehoben und sah aus wie ein Hirsch, der Feuer wittert. In diesem Augenblick war der Junge mehr als hübsch; er war fast göttlich, wie ein junger Dichter in der Stunde seines Todes.
»Was?« fragte Mr. Delevan drängend.
»Hast du etwas gehört?« Aufmerksamkeit wurde langsam zu Zweifel.
»Ein Auto auf der Straße«, sagte Mr. Delevan. Wieviel älter als sein Sohn war er? fraete er sich plötzlich. Fünfundzwanzig Jahre?
Herrgott, wurde es dann nicht langsam Zeit, daß er sich auch so benahm?
Er stieß das Seltsame von sich und versuchte, es auf Armeslänge zu bekommen. Er suchte verzweifelt nach seiner Reife und fand ein wenig davon. Sie anzuwenden war, als würde man einen völlig zerfetzten Mantel anziehen.
»Bist du sicher, daß das alles war, Dad?«
»Ja. Kevin, du bist zu nervös. Reiß dich zusammen, sonst «
Sonst was? Aber er wußte es und lachte zitternd. »Sonst werden wir beide wie zwei Kaninchen davonlaufen.«
Kevin sah ihn einen Moment nachdenklich an wie jemand, der aus tiefem Schlaf erwacht, möglicherweise einer Trance, und nickte.
»Komm mit.«
»Kevin, warum? Was willst du? Er könnte oben sein, vielleicht hat er nur nicht aufgemacht «
»Ich sag es dir, wenn wir dort sind, Dad. Komm jetzt.« Er zerrte seinen Vater fast aus dem. unordentlichen Garten auf die Gasse.
»Kevin, willst du meinen Arm abreißen, oder was?« fragte Mr.
Delevan, als sie wieder auf dem Gehweg standen.
»Er war da hinten«, sagte Kevin. »Hat sich versteckt. Darauf gewartet, daß wir gehen. Ich habe ihn gespürt.«
»Er war « Mr. Delevan blieb stehen, dann setzte er sich wieder in Bewegung. »Nun sagen wir einmal, daß es so war. Rein hypothetisch, sagen wir, es war so. Sollten wir nicht zurückkehren und ihn zur Rede stellen?« Und, verspätet:» Wo war er?«
»Auf der anderen Seite vom Zaun«, sagte Kevin. Seine Augen schienen zu schweben. Mr. Delevan gefiel das alles immer weniger.
»Er war schon dort. Er hat schon geholt, was er braucht. Wir müssen uns beeilen.«
Kevin ging schon über den Gehweg und wollte über den Town Square zu LaVerdiere’s abkürzen. Mr. Delevan streckte den Arm aus und packte ihn wie ein Schaffner einen Burschen, der versucht hat, sich ohne Fahrkarte in den Zug zu schleichen. »Kevin, wovon redest du ?«
Und dann sagte Kevin es tatsächlich; sah ihn an und sagte es: »Er kommt, Dad. Bitte. Es geht um mein Leben.« Er sah seinen Vater an und flehte mit seinen großen, schwebenden Augen. »Der Hund kommt. Es würde nichts nützen, einfach einzubrechen und die Kamera zu nehmen. Dazu ist es schon zu weit gediehen. Bitte, halt mich nicht zurück. Bitte, weck mich nicht auf. Es geht um mein Leben.«
Mr. Delevan unternahm einen letzten angestrengten Versuch, sich diesem schleichenden Wahnsinn nicht zu fügen und fügte sich dann doch.
»Komm mit«, sagte er, hakte den
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