Nachts
jemand, der eine Uhr in der Block oder Skihütte brauchte, weil die letzte günstige Gelegenheit den Geist aufgegeben hatte und der Skifahrer nicht begriff (und auch nie begreifen würde), daß eine weitere günstige Gelegenheit nicht die Lösung war, sondern das Problem.
Der Betreffende würde Pop leid tun, und er würde versuchen, so fair er konnte, mit ihm zu feilschen, aber er würde den Käufer nicht enttäuschen. Caveet emperor, das wollte er nicht nur sagen, sondern sagte es häufig tatsächlich, und schließlich mußte er auch leben, oder nicht?
Ja. Er würde sich also einfach an die Werkbank hinten setzen und sich mit dieser Uhr beschäftigen, mal sehen, ob er sie wieder in Gang bringen konnte, und wenn die Delevans zurückkamen, würden sie ihn dabei finden. Vielleicht würden sich bis dahin schon ein paar potentielle Kunden herumtreiben; er konnte hoffen, obwohl um diese Jahreszeit meistens Flaute herrschte. Kundschaft wäre auf jeden Fall der Zuckerguß auf dem Kuchen. Wichtig war nur, wie es aussehen würde: nur ein Mann, der nichts zu verbergen hatte und den gewöhnlichen Verrichtungen und gewöhnlichen Tätigkeiten seines gewöhnlichen Arbeitstags nachging.
Pop ging zu dem Balken und nahm die Kuckucksuhr herunter, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß er die Gewichte nicht verhedderte. Er trug sie zu seiner Werkbank und summte leise vor sich hin. Er setzte sich, dann griff er zur Gesäßtasche. Frischer Tabak.
Das war auch gut.
Pop dachte, er würde beim Arbeiten ein Pfeifchen rauchen.
Kapitel Achtzehn
»Du kannst nicht wissen, daß er da drinnen war, Kevin!« Mr. Delevan protestierte immer noch resigniert, während sie zu LaVerdiere’s gingen.
Kevin achtete nicht auf ihn und ging schnurstracks zum Tresen, wo Molly Durham stand. Ihr Drang, sich zu übergeben, war verflogen; es ging ihr viel besser. Im nachhinein schien die ganze Sache ein wenig albern zu sein, wie ein Alptraum, aus dem man erwacht und nach der anfänglichen Erleichterung denkt: Was denn, DA VOR
habe ich Angst gehabt? Wie konnte ich nur denken, daß mir DAS wirklich passiert, selbst in einem Traum?
Aber als der junge Delevan sein weißes, nervöses Gesicht am Tresen zeigte, da wußte sie, wie man Angst haben konnte, ja, o ja, sogar vor so lächerlichen Sachen, wie sie in Träumen passierten, weil sie im Begriff war, wieder in ihren eigenen Wachtraum zurückzutaumeln.
Tatsache war, Kevin Delevan hatte fast denselben Gesichtsausdruck: als wäre er so weit entfernt, daß seine Stimme und sein Blick, wenn sie sie schließlich erreichten, fast verbraucht waren.
»Pop Merril war hier«, sagte er. »Was hat er gekauft?«
»Bitte entschuldigen Sie meinen Sohn«, sagte Mr. Delevan. »Er fühlt sich nicht w «
Dann sah er Mollys Gesicht und verstummte. Sie sah aus, als hätte sie gerade beobachtet, wie ein Mann den Arm in einer Fabrikmaschine verloren hatte.
»Oh!« sagte sie. »O mein Gott!«
»Waren es Filme?« fragte Kevin sie.
»Was ist los mit ihm?« fragte Molly kläglich. »Ich wußte in dem Moment, als er reinkam, daß etwas mit ihm nicht stimmte. Was ist es? Hat er etwas angestellt?«
Himmel, dachte John Delevan. Er WEISS es. Dann stimmt also alles.
In diesem Augenblick traf Mr. Delevan stumm eine heroische Entscheidung. Er kapitulierte rückhaltlos. Er kapitulierte rückhaltlos und gab sich und das, was er für Wahrheit hielt und was nicht, völlig in die Hände seines Sohns.
»Es waren Filme, oder nicht?« bedrängte Kevin sie. Sein verzweifeltes Gesicht maßregelte sie ob ihres Windens und Zitterns. »Polaroidfilme. Von dort !« Er deutete auf das Display.
»Ja.« Ihr Teint war so blaß wie Porzellan; das bißchen Rouge, das sie heute morgen aufgetragen hatte, hob sic h deutlich wie hekti
sche Flecken ab. »Er war so seltsam. Wie eine sprechende Puppe. Was ist los mit ihm? Was «
Aber Kevin hatte sich zu seinem Vater umgedreht.
»Ich brauche eine Kamera«, fauchte er. »Sofort. Eine Polaroid Sun 660. Sie haben sie hie r. Sind sogar im Sonderangebot. Siehst du?«
Und trotz seiner Entscheidung wollte Mr. Delevans Mund die letzten hartnäckigen Reste der Vernunft nicht aufgeben. »War
um « begann er, aber weiter ließ Kevin ihn nicht kommen.
»Ich WEISS nicht warum!« schrie er, und Molly Durham stöhnte.
Jetzt wollte sie sich nicht übergeben; Kevin Delevan machte ihr Angst, aber nicht solche Angst. Momentan wollte sie nur nach Hause und in ihr Bett kriechen und die Decke über den Kopf zie
hen. »Aber
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