Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ist und der Geist noch nicht so lange wach war, daß er mit einer Menge Mist verstopft ist. Informationen standen nicht nur in öffentlichen Bibliotheken zur Verfügung, und wenn es sich darüber hinaus um jüngste Geschichte handelte jüngste lokale Geschichte , war sie nicht einmal die beste Adresse.
    »Die Gazette!« rief er und hielt den Kopf unter den Duschkopf, um die Seife abzuspülen.
    Zwanzig Minuten später war er unten, angezogen, außer Mantel und Krawatte, und trank im Arbeitszimmer Kaffee. Der Notizblock lag wieder vor ihm, der Anfang einer neuen Liste befand sich darauf.
    1. Ardelia Lortz wer ist sie? Oder wer war sie?
    2. Ardelia Lortz was hat sie gemacht?
    3. Öffentliche Bibliothek von Junction City renoviert? Wann?
    Bilder?
    An dieser Stelle läutete die Türglocke. Sam sah auf die Uhr, während er aufstand. Es ging auf halb neun zu Zeit, zur Arbeit zu gehen. Er konnte um zehn einen Abstecher in die Redaktion der Gazette machen, wenn er normalerweise Kaffeepause hatte, und ein paar ältere Ausgaben durchsehen. Darüber dachte er noch nach, während er gleichzeitig in den Taschen nach Kleingeld für den Zeitungsjungen kramte. Es läutete wieder.
    »Ich komme sofort, Keith!« rief er, trat in den Küchendurchgang und legte die Hand um den Türknauf. »Schlag mir kein Loch in die verdammte T «
    In diesem Moment sah er auf und erblickte eine weitaus größere Gestalt als Keith Jordan hinter dem Vorhang, der vor dem Glasfenster der Tür hing. Er war geistesabwesend gewesen und hatte sich mehr mit dem vor ihm liegenden Tag beschäftigt als mit dem montagmorgendlichen Ritual, den Zeitungsjungen zu bezahlen, aber in diesem Augenblick schlug eine Spitzhacke reinsten Entsetzens durch das Wirrwarr seiner Gedanken. Er mußte das Gesicht nicht sehen; er erkannte den Schatten auch hinter dem Vorhang an der Körperhaltung und selbstverständlich am Trenchcoat.
    Der Geschmack von Lakritze, durchdringend und süß, überflutete seinen Mund.
    Er ließ den Türknauf los, aber einen Augenblick zu spät. Das Schloß schnappte zurück, und in diesem Augenblick stieß die Gestalt, die auf der hinteren Veranda stand, die Tür auf. Sam wurde rückwärts in die Küche geschleudert. Er ruderte mit den Armen, um das Gleichgewicht nicht zuverlieren, und schaffte es dabei, alle drei Mäntel, die im Durchgang zur Diele an einer Stange hingen, von den Bügeln zu reißen.
    Der Bibliothekspolizist trat in seinem eigenen kalten Lufthauch ein. Er kam langsam herein, als hätte er alle Zeit der Welt, und machte die Tür hinter sich zu. In einer Hand hielt er die fein säuberlich zusammengerollte und gefaltete Ausgabe von Sams Gazette.
    Diese hob er wie einen Knüppel.
    »Ich habe dir deine Zeitung gebracht«, sagte der Bibliothekspolizist. Seine Stimme klang seltsam fern, als würde Sam sie durch eine dicke Glasscheibe hindurch hören. »Ich wollte den Jungen auch bezahlen, aber er sssien esss eilig zu haben, sich aus dem Ssstaub zu machen. Warum wohl.«
    Er kam in die Küche auf Sam zu, der sich an die Arbeitsplatte drückte und den Eindringling mit den großen, aufgerissenen Augen eines entsetzten Kindes, eines Einfaltspinsels aus der vierten Klasse, betrachtete.
    Ich bilde mir das nur ein, dachte Sam, oder ich habe einen Alptraum —
    einen so schrecklichen Alptraum, daß der von vor zwei Tagen dagegen wie ein himmlischer wirkt.
    Aber es war kein Alptraum. Es war entsetzlich, aber es war kein Alptraum. Sam konnte noch hoffen, daß er doch verrückt geworden war. Verrückt zu sein, war kein Honigschlecken, aber nichts konnte so schrecklich sein wie dieses Ding in Menschengestalt, das in sein Haus eingedrungen war, dieses Ding, welches in seiner eigenen Winteraura wandelte.
    Sams Haus war alt, die Decken hoch, aber der Bibliothekspolizist mußte dennoch den Kopf im Durchgang ducken, und selbst in der Küche berührte die Spitze seines grauen Filzhuts beinahe die Decke. Das bedeutete, er war über zwei Meter zwanzig groß.

    Sein Körper war in einen Mantel gehüllt, welcher die bleierne Farbe von Nebel bei Sonnenuntergang hatte. Die Haut war weiß wie Pergament. Das Gesicht tot, als könne er weder Güte noch Liebe oder Barmherzigkeit verstehen. Der Mund war zu Linien endgültiger, emotionsloser Autorität verkniffen, und Sam dachte einen verwirrten Augenblick daran, wie die Tür der Bibliothek ausgesehen hatte: wie der schlitzförmige Mund im Antlitz eines grauen Steinroboters. Die Augen des Bibliothekspolizisten schienen silberne

Weitere Kostenlose Bücher