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Nachts

Nachts

Titel: Nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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lange werdet ihr gottlosen Heiden uns diese Frau noch vorhalten?
    Finden Sie das komisch? Finden Sie das geistreich?
    Sams Müdigkeit war binnen eines einzigen Augenblicks verschwunden. »Dave, was hat es mit dieser Frau für eine Bewandtnis?
    Die Leute reagieren entweder, als wäre sie der Teufel persönlich, oder sie kennen sie gar nicht. Wer ist sie? Verflucht, was hat sie gemacht, daß alle derartig ausrasten?«
    Es folgte eine längere Pause des Schweigens. Sam wartete ab, während ihm das Herz schwer in Brust und Hals schlug. Hätte er Daves Atmen nicht gehört, hätte er denken können, die Verbindung wäre unterbrochen.
    »Mr. Peebles«, sagte er schließlich, »Sie waren im Lauf der Jahre wirklich eine große Hilfe für mich. Sie und ein paar andere haben mir geholfen, am Leben zu bleiben, als ich selbst nicht wußte, ob ich es will. Aber ich kann über dieses Miststück nicht sprechen. Ich kann nicht. Und wenn Sie wissen, was gut für Sie ist, dann sprechen Sie auch mit niemand über sie.«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Nein!« sagte Dave. Er hörte sich mehr als überrascht an; erhörte sich schockiert an. »Nein ich warne Sie nur, Mr. Peebles, wie ich Sie warnen würde, wenn ich Sie bei einem alten Brunnen herumlaufen sehen würde, dessen Öffnung unkrautüberwuchert und nicht zu sehen ist. Sprechen Sie nicht von ihr und denken Sie nicht an sie. Lassen Sie die Toten ruhen.«
    Lassen Sie die Toten ruhen.
    In gewisser Weise überraschte ihn das gar nicht; was bisher geschehen war (mit Ausnahme der Nachrichten auf dem Anrufbeantworter), lief alles auf dieselbe Schlußfolgerung hinaus: daß Ardelia Lortz nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er Sam Peebles, Kleinstadtmakler und Versicherungsvertreter hatte mit einem Gespenst gesprochen, ohne es zu wissen. Mit ihr gesprochen? Verdammt! Er hatte Geschäfte mit ihr gemacht! Er hatte ihr zwei Dollar gegeben, sie ihm dafür einen Bibliotheksausweis.
    Daher war er nicht gerade überrascht aber eine grimmige Kälte breitete sich dennoch auf den weißen Autobahnen seines Skeletts aus. Er sah an sich hinab und erblickte blasse Beulen Gänsehaut auf seinen Armen.
    Du hättest es auf sich beruhen lassen sollen, jammerte ein Teil seines Verstandes. Habe ich es dir nicht gleich gesagt?
    »Wann ist sie gestorben?« fragte Sam. Seine Stimme hörte sich selbst in seinen Ohren dumpf und leblos an.
    »Ich will nicht darüber sprechen, Mr. Peebles!« Jetzt hörte sich Dave beinahe panisch an. Seine Stimme bebte und kippte in eine höhere Tonart um, beinahe Falsett, dann brach sie. »Bitte!«
    Laß ihn in Ruhe, schrie Sam sich wütend an. Hat er nicht genug Probleme, auch ohne sich mit diesem Mist herumzuschlagen ?
    Ja. Und er konnte Dave in Ruhe lassen es mußte andere in der Stadt geben, die mit ihm über Ardelia Lortz reden konnten das hieß, wenn er sie irgendwie darauf ansprechen konnte, ohne daß sie gleich nach den weißgekleideten Männern mit den Schmetterlingsnetzen riefen. Aber es gab noch eines, das möglicherweise nur Dirty Dave Duncan ihm mit Gewißheit sagen konnte.
    »Sie haben einmal Plakate für die Bibliothek gemalt, richtig? Ich glaube, ich habe Ihren Stil anhand des Plakats erkannt, das Sie mir gestern auf der Veranda gezeigt haben. Ich bin sogar ziemlich sicher. Auf einem war ein kleiner Junge in einem schwarzen Auto zu sehen. Und ein Mann im Trenchcoat der Bibliothekspolizist. Haben Sie «
    Ehe er zu Ende sprechen konnte, brach ein solcher Schrei der Scham, des Kummers und der Angst aus Dave heraus, daß Sam verstummte.
    »Dave? Ich «
    »Hören Sie damit auf!« weinte Dave. »Ich konnte nicht anders, also hören Sie bitte auf «
    Seine Schreie verstummten unvermittelt, ein Poltern war zu hö
    ren, als ihm jemand den Hörer abnahm.
    »Hören Sie damit auf«, sagte Naomi. Sie hörte sich an, als wäre sie selbst den Tränen nahe, aber sie hörte sich auch wütend an.
    »Können Sie nicht einfach damit aufhören, Sie gräßlicher Mensch?«
    »Naomi «
    »Wenn ich hier bin, heiße ich Sarah«, sagte sie langsam, »aber ich hasse Sie unter beiden Namen gleichermaßen, Sam Peebles. Ich werde nie wieder einen Fuß in Ihr Büro setzen.« Ihre Stimme wurde schrill. »Warum konnten Sie ihn nicht in Ruhe lassen? Warum mußten Sie diese ganze alte Scheiße aufrühren? Warum?«
    Entnervt und fast außer Selbstbeherrschung sagte Sam: »Warum haben Sie mich in die Bibliothek geschickt, Naomi? Wenn Sie nicht wollten, daß ich sie kennenlerne, warum haben Sie mich

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