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Nachtsafari (German Edition)

Nachtsafari (German Edition)

Titel: Nachtsafari (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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der die Neonröhren an der Decke des Schachts anschaltete.
    Der Hebel hakte. Hector klemmte sich die Taschenlampe unter den Arm, packte den Hebel mit beiden Händen, nahm alle Kraft zusammen und drückte. Aber nichts rührte sich. Das lag daran, dass Wartungsarbeiten viel zu selten und außerdem schlampig ausgeführt wurden, weil der Besitzer einen Hungerlohn zahlte und keiner sich verantwortlich fühlte.
    So geschah es, dass vor einiger Zeit versehentlich eine Ratte im Kasten eingeschlossen wurde, ohne dass es irgendjemand bemerkt hätte. Da Ratten ständig Hunger haben und alles fressen, was sie zwischen die Zähne bekommen, hatte das Tier in seiner Not sogar die Kunststoffabdichtung des explosionsgeschützten Schaltkastens angenagt. Es war schon vor mehr als zwei Wochen veren det, als Hector entschied, den Schalter zu betätigen.
    Hätte sich in den vergangenen Tagen der Druck auf die Methangasblase im Gestein nicht stetig erhöht, wäre vermutlich auch nichts passiert. Aber das Gas hatte sich immer weiter ausgebreitet, war durch winzige Felsritzen in den Schacht und schließlich durch die beschädigte Abdichtung ins Schaltgehäuse gekrochen.
    Davon ahnte Hector natürlich nichts, als es ihm mit einem kraftvollen Ruck endlich gelang, den Hebel herunterzudrücken. Metall schlug auf Metall, Funken sprühten. Das dumpfe Grollen, das Sekunden später die Erde um ihn erschütterte, nahm Hector anfänglich nur unbewusst wahr, weil die Neonröhren aufleuchteten und er in ihrem Schein in einigen Metern Entfernung weitere tote Fledermäuse entdeckte. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen wollte er herausfinden, warum die Fledermäuse tot von der Decke fielen, als ein weiß glühender Blitz ihn blendete.
    Ihm war nur ein winziger Augenblick vergönnt, in dem er hätte verstehen können, was geschah, aber er tat es nicht, weil er nichts von Schlagwettern wusste. Was sicherlich ein Glück für ihn war, denn ohne Vorwarnung verwandelte sich seine Welt in einen brüllenden Feuerball.
    Die ortsansässige Affenherde jedoch, die sich am Fuß der Mine an den Früchten eines Marulabaums gütlich tat, merkte es einen Atemzug, bevor die Methangasblase explodierte und der Berghang sich nach außen wölbte. Sie retteten sich auf einen entfernten Baum, wo sie sich schlotternd vor Angst an den Ästen festklammerten, während die Druckwelle unter Tage Hector in einen rötlichen Sprühregen verwandelte.
    Der Stollen brach auf der gesamten Länge ein, das rare Erz wurde unerreichbar unter zig Tonnen von Geröll verschüttet. Hector Mthembus Überreste legten sich nach und nach als feiner, glänzend roter Film über den Schutt.
    Scott MacLean hatte seinen Geländewagen inzwischen erreicht und wollte soeben einsteigen, blieb aber überrascht stehen. Er meinte, ein winziges Beben zu spüren, so als hätte sich die Erde kurz geschüttelt. Stirnrunzelnd konzentrierte er sich auf den Boden unter seinen Füßen. Aber alles blieb ruhig, es bewegte sich nichts, und er kam schnell zu dem Ergebnis, dass er sich wohl geirrt hatte. Offenbar hatte er gestern Abend wohl doch ein Bier zu viel getrunken, dachte er lächelnd. Er schwang sich auf seinen Sitz, startete den Motor und setzte langsam zurück auf die Sandstraße, die zu seiner Unterkunft führte.
    Die Explosion in der kleinen Mine im Norden KwaZulu-Natals schaffte es nicht in die Medien im Rest der Welt, weil gleichzeitig die Eilmeldung von einem durchgeknallten Waffennarr, der im morgendlichen Berufsverkehr am Pariser Gare du Nord ein Dutzend Menschen mit Handgranaten in die Luft gesprengt und weitere Hunderte verletzt hatte, alle Nachrichten beherrschte. So erfuhr auch Marcus Bonamour, Geschäftsführer einer renommierten Erz-Handelsfirma und langjähriger Geschäftspartner der Minengesellschaft, nichts darüber.
    Während die Arbeiter im heißen Zululand begannen, die Fels brocken vor dem Mineneingang beiseitezuräumen, um nach Hector zu suchen und herauszufinden, was die Explosion hervorgerufen hatte, hatte Rob Adams, der weiße Manager der Mine, dagegen absolut existenzielle Sorgen. Sein Boss, der Besitzer der Mine, war ein harter Mann, der ihn auf der Stelle feuern würde, sollte sich herausstellen, dass schlampige Wartung die Ursache der Explosion gewesen war. Es gab genug arbeitslose Minenmanager, die seinen Job mit Kusshand übernehmen würden. Hektisch versuchte er im Laufe des Tages, die Lager anderer Minen bis hinauf nach Mosambik leer zu kaufen, um irgendwie die laufenden Lieferverträge

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