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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wie ein ehemaliger Soldat aussah, reagierte leicht schockiert. Die Sozialarbeiterin hingegen blieb ruhig und aufmerksam und ließ sich offenbar durch nichts aus der Fassung bringen. Sie nickte sachlich und machte sich einige Notizen. »Meine Dienststelle hat bereits eine vorläufige Pflegefamilie verständigt. Es sind gute Leute. Ich kenne sie schon lange. Wir fahren zum Arzt, lassen Amy untersuchen, und dann bringe ich sie gleich dorthin.«
    »Können Sie sich das vorstellen?«, flüsterte Brynn. »Meth-Kocher als Eltern. Sie haben das Kind gezwungen, ihnen zu helfen. Und sehen Sie sich ihren Hals an.« Ihr waren rote Male aufgefallen. Amys Mutter oder Gandy - oder vielleicht dieser
widerliche Rudy - hatten das Mädchen an der Kehle gepackt, um ihm zu drohen oder es zu bestrafen. Die Verletzungen schienen nicht ernst zu sein, aber Brynn bebte immer noch vor Wut. Einen beunruhigenden Moment lang war sie überaus zufrieden, dass Hart diese Leute getötet hatte.
    Sie gingen zu Michelle, deren Gesicht so fahl war wie der bewölkte Morgenhimmel über ihren Köpfen. Die Frau hielt Amy besitzergreifend umklammert. Das Mädchen war inzwischen wach.
    Die Sozialarbeiterin nickte Michelle zu und hockte sich hin. »Hallo, Amy. Ich bin Consuela. Du kannst mich Connie nennen, wenn du möchtest.«
    Das Mädchen sah sie aus großen Augen an.
    »Wir nehmen dich jetzt zu ein paar netten Leuten mit.«
    »Wo ist Mommy?«
    »Es sind wirklich sehr nette Leute. Du wirst sie mögen.«
    »Mommys Freunde mag ich nicht.«
    »Nein, das sind keine ihrer Freunde.«
    »Wo ist Chester?«
    »Den werden wir dir noch bringen«, sagte Brynn. »Versprochen.«
    Die Sozialarbeiterin legte Amy einen Arm um die Schultern und half ihr auf die Beine. Dann wickelte sie ihr die Decke fester um den Leib. »Lass uns losfahren.«
    Amy warf Michelle einen kurzen Blick zu und nickte.
    Die junge Frau schaute ihr mit dermaßen großer Zuneigung hinterher, dass man sie für die Mutter des Mädchens hätte halten können.
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Ich weiß, was Sie alles durchgemacht haben. Aber ich möchte Sie um etwas bitten.«
    Michelle sah sie an.
    »Bis Ihr Bruder hier ist, dauert es noch ein paar Stunden, richtig?«

    »Ja.«
    »Ich weiß, wie schwer das ist. Und ich weiß, dass Sie es nicht möchten. Doch würden Sie für eine Weile zu mir nach Hause mitkommen? Es ist nicht allzu weit. Ich kann Ihnen frische Kleidung anbieten, außerdem etwas zu essen und zu trinken.«
    »Brynn«, sagte Graham kopfschüttelnd. »Nein.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, sprach aber weiter zu der jungen Frau. »Ich möchte, dass Sie mir alles erzählen, was Ihnen im Zusammenhang mit Hart einfällt. Alles, was er gesagt oder wie er sich verhalten hat. Außerdem alles, was Emma über ihren Fall geäußert haben könnte. Solange Ihre Erinnerung noch frisch ist.«
    »Gern.«
    »Sie braucht Ruhe«, sagte Graham mit Blick auf Michelle.
    »Aber irgendwo muss sie doch warten.«
    »Nein, es ist in Ordnung, wirklich«, sagte Michelle zu Graham. »Ich will nicht, dass er noch jemandem wehtut. Zwar bin ich nicht sicher, ob ich etwas Hilfreiches beitragen kann. Aber ich möchte es versuchen.« Ihre Stimme war fest.
    Der Wagen der Gerichtsmedizin fuhr mit den beiden Leichen los. Brynn bemerkte, dass es ihren Ehemann von allen am meisten mitzunehmen schien, der Abfahrt des kastenförmigen, eklig gelbgrünen Fahrzeugs zuzusehen. Der Himmel war nun hell und von der Farbe eines wässrigen Eidotters, und der Verkehr war dichter und wälzte sich über die eine offene Fahrspur voran, während die Gaffer den umgestürzten Geländewagen und die dunklen Pfützen auf dem Asphalt musterten.
    Brynn erklärte Tom Dahl, dass sie Michelle befragen wollte. »Sie kann bei mir zu Hause warten, bis ihr Bruder eintrifft. Während ich im Labor bin, wird Anna sich um sie kümmern.«
    Der Sheriff nickte. »Und mit Ihnen müssen wir auch sprechen, Graham«, sagte er dann. »Über das, was mit Eric geschehen ist. Können Sie zu uns ins Department kommen?«

    Graham sah auf die Uhr. »Ich müsste Joey zum Englisch-Nachhilfeunterricht bringen.«
    »Er kann heute zu Hause bleiben«, sagte Brynn. »Wir werden beide zu viel zu tun haben.«
    »Ich finde, er sollte trotzdem hingehen.«
    »Nicht heute«, sagte Brynn.
    Graham zuckte die Achseln. Dann versprach er dem Sheriff, dass er im Büro anrufen und einen Termin vereinbaren werde.
    Dahl streckte Brynn die Hand hin. Die förmliche Geste erstaunte sie.

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